Die letzte Parteitageszeitung Österreichs, das "Oberösterreichische Volksblatt" der Landes-ÖVP, gibt am Samstag seine gedruckte Tagesausgabe nach fast 155 Jahren auf. Online soll es laut Chefredakteur Roland Korntner weitergehen. In der Bundes-ÖVP wird nach STANDARD-Informationen über ein neues parteinahes Medium nachgedacht – diesseits des von Richard Schmitt geführten "Exxpress", aber doch breitenwirksamer als "Zur Sache" des ÖVP-Parlamentsklubs.

Die letzte Ausgabe des
Die letzte Ausgabe des "Volksblatt".
Volksblatt

Monatlich als Magazin

"Für 2024 wieder mehr Zuversicht" titelt volksblatt.at vor dem Jahreswechsel, gemeint ist eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Imas. Chefredakteur Korntner kündigt an, die Seite zu einem "Oberösterreich-Newsportal" auszubauen. Und als "Volksblatt-Magazin" erscheine man auch gedruckt, voraussichtlich monatlich, weiter. Schon bisher ging dieses als Postwurf unter dem Titel "Hoamatland" kostenlos an alle Haushalte im Bundesland, allerdings nur siebenmal jährlich.

Zuversicht für 2024: Das künftig nur noch digital aktuelle
Zuversicht für 2024: Das künftig nur noch digital aktuelle "Volksblatt" aus Oberösterreich.
volksblatt.at Screenshot

Das "Volksblatt" zählte in den vergangenen Jahrzehnten zu den Zeitungen mit der höchsten Presseförderung. Es zählte – neben "Presse", STANDARD und "Neue Vorarlberger" – zu den Titeln, die als nicht marktführende Zeitungen eine besondere Vielfaltsförderung erhielten.

Das gedruckte "Volksblatt" erschien erstmals am 2. Jänner 1869. Medieninhaber und Herausgeber des "Volksblatt" ist heute die Oberösterreichische Media Data Vertriebs- und Verlags GmbH. Als Eigentümer steht der Linzer Rechtsanwalt Franz Mittendorfer im Firmenbuch. Die "Oberösterreichischen Nachrichten" nannten Mittendorfer einmal den mächtigsten Rechtsanwalt Oberösterreichs, er ist Treuhänder für die Oberösterreichische Volkspartei. Zu deren Medienbeteiligungen gehört auch das "City-Magazin". Oberösterreichs früherer Landeshauptmann und ÖVP-Chef Josef Pühringer erklärte den "Oberösterreichischen Nachrichten" am 31. August 2013 auf die Frage nach unzulässigen Parteispenden für die ÖVP: Die könne es in Oberösterreich gar nicht geben, denn: "Wer uns unterstützen will, kann im 'Volksblatt' inserieren."

ÖVP dementiert Medienpläne

Unterdessen kursieren in Wiens Medienbranche angebliche Pläne für ein neues parteinahes Medium der ÖVP, mehrere Quellen berichten von solchen Überlegungen. Es soll demnach seinen publizistischen Platz finden diesseits des Kurses von Richard Schmitt beim "Exxpress", der als ÖVP-nahe gilt, weil Gründerin, Mehrheitseigentümerin und Herausgeberin Eva Schütz etwa in ÖVP-geführten Ministerien Kabinettsmitglied war und ihr Mann, Unternehmer Alexander Schütz, Großspender für die ÖVP von Sebastian Kurz war. Das nun kolportierte neue Medienprojekt soll aber zugleich doch mehr Breitenwirkung entfalten als "Zur Sache" des ÖVP-Parlamentsklubs.

ÖVP-Pressesprecher Peter Treml erklärte Freitag auf STANDARD-Anfrage: "Nein, dazu gibt es keine Überlegungen der ÖVP." Entschieden weist der neue "Kurier"-Geschäftsführer Richard Grasl auf Anfrage als falsch zurück, dass er sich, wie kolportiert, mit Überlegungen zu einem solchen Medienprojekt befasst habe. (fid, 29.12.2023, letzte Titelseite nach Erscheinen ergänzt)