Eine Tsunami-Warnung wird im Fernsehen in Yokohama in der Nähe von Tokio gezeigt.
AP/Eugene Hoshiko

Tokio – Bei der schweren Erdbebenserie in Japan sind am Montag vier Menschen ums Leben gekommen. Es gebe sechs bestätigte Todesfälle, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am frühen Dienstagmorgen unter Berufung auf die Behörden der Präfektur Ishikawa. Mehrere Menschen erlitten laut lokalen Medienberichten Verletzungen.

Ministerpräsident Fumio Kishida zufolge sind die am schwersten betroffenen Gebiete für die Rettungskräfte nur schwer zugänglich. Er verweist auf zerstörte Straßen. In den kommenden Stunden werde ein Krisenstab zusammentreten.

Flutwellen

Japanische Fernsehsender berichteten von Flutwellen von mehr als einem Meter. Die Menschen wurden eindringlich aufgerufen, sich auf Anhöhen oder Gebäuden in Sicherheit zu bringen. Die höchste Tsunami-Warnung wurde später wieder gesenkt. Die Bewohner der Küste sollten aber vorerst nicht in ihre Häuser zurück.

Dutzende Häuser stürzten in Japan laut TV-Sendern durch die starken Erschütterungen ein. Die Regierung berichtete von sechs Fällen in der Stadt Wajima auf der Halbinsel Noto, bei denen Menschen lebendig unter Trümmern begraben wurden. In der Stadt brach zudem ein großes Feuer aus. Mehrere Menschen wurden laut lokaler Medien durch die Bebenserie verletzt. Die Regierung richtete einen Krisenstab ein. In Atomkraftwerken habe es jedoch keine Unregelmäßigkeiten gegeben.

Aufnahme aus Wajima
In der Stadt Wajima brach Feuer aus.
AFP/Yomiuri Shimbun/STR

Die Erschütterung von 16.10 Uhr (8.10 MEZ) hatte nach vorläufigen Angaben eine Stärke von 7,6. Das Epizentrum lag nach Angaben der Wetterbehörde in der Region Noto in geringer Tiefe. Die Behörde gab daraufhin für die Präfektur Ishikawa eine starke und für die übrigen Küstenregionen im Westen des Archipels geringere Tsunami-Warnungen aus. Das Beben war von Hokkaido im Norden Japans bis zur südwestlichen Hauptinsel Kyushu zu spüren.

Eine vom United States Geological Survey (USGS) zur Verfügung gestellte Handout-Karte zeigt den Ort des Erdbebens.
EPA/USGS HANDOUT

Die Regionen wurden im Verlauf von weiteren Erschütterungen heimgesucht. Straßen wurden aufgerissen, in einer Fabrik brach ein Feuer aus, in einzelnen Geschäften fielen die Waren aus den Regalen. In 34.000 Haushalten in Ishikawa und anderen Präfekturen fiel der Strom aus. Es gab Berichte über geplatzte Wasserleitungen. In der betroffenen Region herrschen derzeit winterliche Temperaturen. Soldaten wurden zu Bergungsarbeiten in die Region Ishikawa gesandt.

Aufgerissene Straße
Das Beben zog aufgerissene Straßen und zerstörte Häuser nach sich.
AFP/Yomiuri Shimbun/YUSUKE FUKUH

Flugverbindungen gestrichen

Die japanische Fluggesellschaft Ana hat nach dem Beben vier Flugzeuge, die zu den Flughäfen in Toyama und Ishikawa unterwegs waren, umgeleitet. Japan Airlines strich unterdessen laut TV-Bericht die meisten Flugverbindungen in die Regionen Niigata und Ishikawa für den Rest des Tages.

Auch im Raum der Millionen-Hauptstadt Tokio gerieten Gebäude ins Schwanken. Hochgeschwindigkeitszüge wurden vorübergehend gestoppt. Die nationale meteorologische Behörde warnte für die Woche vor weiteren starken Beben, vor allem in den nächsten zwei, drei Tagen.

Im Vergleich zur Tsunami-Katastrophe im März 2011 fielen die Flutwellen diesmal deutlich geringer aus. Damals hatte ein Seebeben der Stärke 9 einen gewaltigen Tsunami ausgelöst, der weite Gebiete im Nordosten des Archipels verwüstete und rund 20.000 Menschen in den Tod riss. Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi kam es zum Super-GAU. Japan ist eines der stärksten von Beben gefährdeten Länder der Welt.

Tsunamiwarnungen in Russland und Südkorea

Russland hat nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Tass Tsunami-Warnungen für die Städte Wladiwostok und Nachodka im Osten des Landes herausgegeben. Auch an der Westküste der russischen Insel Sachalin wurden Tsunamis befürchtet. Die Behörden hielten die Wellen aber nicht für lebensbedrohend. Schiffe, die in der Region unterwegs seien, sollten allerdings "dringend ans Ufer zurückkehren".

Auch die östliche Provinz Gangwon in Südkorea habe die Bewohner in mehreren Städten und Landeskreisen vor Tsunamis gewarnt, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Nach einer Abfolge kleinerer Flutwellen am frühen Abend (Ortszeit) habe das Wetteramt vor der Küstenstadt Donghae später eine Welle von 67 Zentimetern registriert. (APA, 1.1.2024)