Baby wird auf der Intensivstation betreut
Nicht selten müssen Kleinkinder bei RSV-Infektionen im Krankenhaus betreut werden, manchmal auch auf Intensivstationen.
EPA/Filip Singer

Corona, Influenza, Erkältungsviren – aktuell kursieren besonders viele Erreger, viele sind krank oder haben Fälle im Umfeld. Und im Hinblick auf Babys und Kleinkinder ist in der Erkältungssaison noch ein weiteres Virus besonders relevant: Das Respiratorische Synzytial-Virus – kurz RSV – tritt jedes Jahr von November bis März vermehrt auf.

Zwar können sich auch ältere Kinder und Erwachsene mit dem Virus anstecken, sie entwickeln allerdings meist nur leichte Symptome. Bei Babys und Kleinkindern ist das anders. Eine RSV-Infektionen beginnt häufig wie ein Schnupfen oder ein grippaler Infekt, bei Säuglingen kann daraus dann jedoch eine schwere Atemwegserkrankung mit starkem Husten und Atemproblemen entstehen. Häufig müssen betroffene Kleinkinder bei einer Infektion im Krankenhaus betreut werden, manchmal auch auf Intensivstationen.

Das könnte sich jetzt ändern, hoffen Fachleute. Der Antikörper Nirsevimab zeigt vielversprechende Ergebnisse in einer "bahnbrechenden" Studie, wie es aus Fachkreisen heißt. Eine Injektion mit dem Antikörper könnte die Zahl der Säuglinge und Kleinkinder, die mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus ins Krankenhaus eingeliefert werden, deutlich senken, so das Ergebnis der Untersuchung.

Antikörpermedikament schützt gut vor Hospitalisierung

An der Studie, die in der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurde, nahmen 8.058 gesunde Säuglinge im Alter von bis zu zwölf Monaten aus dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Deutschland teil, die kurz vor ihrer ersten RSV-Saison standen.

Die Hälfte der Säuglinge in der Studie wurde nach dem Zufallsprinzip mit Nirsevimab behandelt. Das ist ein Antikörper, der fast wie ein Impfstoff wirkt und das Immunsystem der Babys darauf trainiert, das RS-Virus zu erkennen und abzuwehren. Die andere Hälfte der Säuglinge erhielt hingegen keine Behandlung.

Die Ergebnisse der Studie, die von den Herstellern des Medikaments Sanofi und Astra Zeneca finanziert wurde, zeigen, wie wirksam die medikamentöse Behandlung mit Nirsevimab sein kann. Das Medikament (unter dem Markennamen Beyfortus vertrieben) verhinderte in 83 Prozent der Fälle eine Krankenhauseinweisung und in 75 Prozent der Fälle einen schweren Verlauf der Infektion. Diese Ergebnisse waren unabhängig vom Alter des Babys, vom Schwangerschaftsalter und vom Geschlecht ähnlich.

Empfehlung von EMA

Das sei eine entscheidende Erkenntnis, sind sich Fachleute einig. "RSV ist eine sehr ansteckende Infektion, und jedes Jahr sind unsere Krankenstationen voll von Babys mit Atem- und Ernährungsproblemen. Die Tausenden von Krankenhauseinweisungen im Winter sind sehr belastend. Diese bahnbrechende Studie zeigt die potenzielle Wirkung und Sicherheit einer Injektion mit einem monoklonalen Antikörper", sagt etwa Simon Drysdale, Mitautor der Studie und Facharzt für Kinderheilkunde am St. George's University Hospital in England zum "Guardian".

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat Nirsevimab bereits im Herbst 2022 zugelassen. Zuvor war die einzige Möglichkeit zur Prävention lange Zeit der monoklonale Antikörper Palivizumab, der jedoch auf Hochrisikokinder beschränkt ist und fünfmal injiziert werden muss, um eine RSV-Saison lang zu schützen. Nirsevimab könnte mit einer einmaligen Dosis einen RSV-Schutz bieten. Eine entsprechende Empfehlung hat die EMA ausgesprochen. (poem, 4.1.2024)