Trauernde gedachten am Mittwoch des 2020 getöteten Generals Ghassem Soleimanis.
Trauernde gedachten am Mittwoch des 2020 getöteten Generals Ghassem Soleimani.
AFP/ATTA KENARE

Teheran – Bei zwei Explosionen nahe dem Grab des 2020 getöteten iranischen Generals Ghassem Soleimani sind am Mittwoch nach Angaben von Staatsmedien über 100 Menschen getötet worden. Mehr als 210 Menschen wurden demnach verletzt. Die beiden Explosionen erschütterten die südliche Stadt Kerman, in der sich das Grab befindet, im Abstand weniger Minuten, wie das iranische Fernsehen berichtete.

Video: Mehr als 100 Tote durch Explosionen im Iran.
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Kermans Vizegouverneur Rahman Jalali sprach von einer Terrorattacke. Irans Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Khamenei kündigte eine scharfe Reaktion an. "Sie sollen wissen, dass diese katastrophale Tat eine schwerwiegende Antwort nach sich ziehen wird, so Gott will", sagte der Religionsführer am Mittwoch laut einer Mitteilung, die in den Staatsmedien veröffentlicht wurde. Den Opfern und Familien sprach der 84-Jährige sein Mitgefühl aus. Irans Präsident Ebrahim Raisi sagte: "Zweifellos werden die Täter und Befehlsgeber dieser feigen Tat bald ermittelt und (...) für ihre abscheuliche Tat bestraft werden", wurde der Regierungschef zitiert.

Auch Irans Innenminister Ahmad Vahidi erklärte am Mittwoch dem Staatsfernsehen: "Natürlich werden die Sicherheitsbehörden, das Militär und die Strafverfolgungsbehörden kurzfristig und mit Nachdruck reagieren." Vahidi sagte, die meisten Menschen seien bei der letzten der zwei Explosionen ums Leben gekommen. Die genauen Hintergründe werden demnach untersucht. "Unsere Polizeikräfte sind wachsam und werden diejenigen, die dieses Verbrechen begangen haben, zur Rechenschaft ziehen."

Laut der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Nournews explodierten "mehrere Gaskanister auf der Straße zum Friedhof". Kermans Vizegouverneur sprach von einer Terrorattacke, wie der staatliche Rundfunk Irib berichtete. Kerman im Zentraliran ist die Heimat von Ghassem Soleimani, dem früheren Kommandanten der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die USA hatten ihn am 3. Jänner 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird Soleimani als Märtyrer verehrt.

Trauer am Todestag des Generals

Kerman im Zentraliran ist die Heimat von Ghassem Soleimani, dem früheren Kommandanten der Quds-Brigade, der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die USA hatten ihn am 3. Jänner 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet. In der Region führte dies zu einer dramatischen Eskalation der Spannungen und zu einem Vergeltungsschlag der iranischen Streitkräfte auf einen US-Stützpunkt im Irak. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird Soleimani als Märtyrer verehrt. Propagandabilder des Generals prangen auch an Häuserwänden in der Hauptstadt Teheran.

Auch am Mittwoch pilgerten Menschenmassen durch Kermans Straßen zu Soleimanis Grabstelle. In einem live im Staatsfernsehen übertragenen Ausschnitt waren ein Knall und Schreie zu hören. Während einer Live-Schaltung einer Reporterin waren im Hintergrund Retter zu sehen, die mit Verletzten in ein Krankenhaus eilten. Bilder von den Anschlagsorten zeigten blutüberströmte Gehsteige, beschädigte Fahrzeuge und zerfetzte Kleidungsstücke. "Unsere Einsatzteams evakuieren die Verletzten", sagte der Leiter des Roten Halbmonds der Provinz Kerman, Reza Fallah, im Fernsehen. Allerdings blockierten Menschenmassen die Straßen.

Furcht vor Eskalation des Konflikts mit Israel

Aus dem US-Außenministerium heißt es zu den Explosionen, die USA hätten mit der Aktion "in keiner Weise etwas zu tun". Auch habe Washington keinerlei Hinweise dafür, dass Israel mit den Anschlägen in einer Verbindung stehe. Man sei weiterhin "unglaublich besorgt", dass sich der Konflikt in Gaza auch auf andere Fronten ausdehnen könnte, heißt es darüber hinaus.

Anlässlich des Todestags Soleimanis wollte der Generalsekretär der libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah, Hassan Nasrallah, am Mittwochabend eine Rede halten. Vor dem Hintergrund der Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon wurde die Rede mit Spannung erwartet. Es gibt Sorgen, dass der gewaltsame Tod von Saleh al-Arouri, Vizeleiter des Politbüros der Hamas, zu einer weiteren Eskalation des Konflikts mit Israel führen könnte. (APA, Reuters, red, 3.1.2024)