Chronische Rückenschmerzen sind unter den Österreicherinnen und Österreichern besonders häufig, 26 Prozent der Bevölkerung klagen darüber.
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Wien – Die Österreicherinnen und Österreicher leben länger – und auch länger gesund. Dennoch leiden rund zwei Drittel der Bevölkerung an chronischen Krankheiten, geht aus dem am Donnerstag vom Gesundheitsministerium veröffentlichten Gesundheitsbericht 2022 hervor. Demnach leben Frauen und Männer in Österreich seit 2005 durchschnittlich jeweils zwei beziehungsweise 2,9 Jahre länger. Sie bleiben auch länger gesund: Männer verbringen 7,4 und Frauen 7,8 Lebensjahre mehr in guter Gesundheit als noch 1991.

Der erste Gesundheitsbericht wurde 2016 veröffentlicht. Der aktuelle zeigt Entwicklungen seit dem Jahr 2005. Er bezieht sich auf Daten des Jahres 2019, in manchen Bereichen wurden auch die Jahre 2020 und 2021 einbezogen.

Ungesunder Lebensstil als Grund

Das Ministerium sieht Handlungsbedarf: 66 Prozent (rund 4,9 Millionen Personen) litten 2019 an einer dauerhaften Krankheit oder einem chronischen Gesundheitsproblem, 2014 (Daten wurden für den Bericht 2016 abgefragt) waren es 62 Prozent gewesen. Die Probleme sind großteils auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen, etwa unzureichende Bewegung, eine unausgewogene Ernährung und Alkohol- sowie Nikotinkonsum. Zu den häufigsten chronischen Krankheiten und Gesundheitsproblemen in Österreich zählen unter anderem chronische Rückenschmerzen (26 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren), Allergien (20 Prozent), chronische Nackenschmerzen (20 Prozent), Arthrose (13 Prozent), chronische Kopfschmerzen (acht Prozent), Diabetes (sechs Prozent), Depression (sechs Prozent), chronische Bronchitis/COPD (fünf Prozent) und Asthma (vier Prozent).

In Summe führen chronische Erkrankungen dazu, dass Frauen derzeit 19,5 und Männer 16,4 Lebensjahre in mittelmäßiger bis schlechter Gesundheit verbringen. Insgesamt können männliche Neugeborene seit 2019 mit 63,1 Jahren, weibliche Neugeborene mit 64,7 Lebensjahren in guter Gesundheit rechnen. Das ist ein Anstieg von mehr als sieben Jahren seit 1991.

Einkommen und Bildung

Laut dem Bericht verfügt jede und jeder Zweite über eingeschränkte Gesundheitskompetenz. Personen mit niedrigem Einkommen und niedriger formaler Bildung sind überdurchschnittlich betroffen. Besonders große Herausforderungen bestehen beim Umgang mit digitalen Informationen und bei der Navigation im Gesundheitssystem. Immerhin: Der Anteil der Menschen mit ausreichender bis ausgezeichneter Gesundheitskompetenz stieg seit 2011 von 48 Prozent auf 53 Prozent.

Die Studie zeigt den großen Einfluss von Einkommen und Bildung auf die Gesundheit. Personen mit geringer formaler Bildung oder niedrigem Haushaltseinkommen haben eine geringere Lebenserwartung und verbringen mehr Lebensjahre in mittelmäßiger oder schlechter Gesundheit. Sie sind häufiger chronisch krank, haben mehr Einschränkungen im Alltag und eine geringere Lebensqualität. So haben Männer und Frauen mit Pflichtschulabschluss eine Lebenserwartung von 76,7 beziehungsweise 82,7 Jahren, Personen mit Matura oder höherem Bildungsabschluss eine von 83,2 beziehungsweise 86,4 Jahren.

Nutzung von Vorsorgeuntersuchung steigt

Dieser Unterschied ist vor allem auf einen ungünstigeren Lebensstil, eine benachteiligte Lebenssituation und eine geringe Inanspruchnahme von Früherkennung und medizinischer Versorgung zurückzuführen. Insgesamt stieg die Lebenserwartung von Männern von 2005 bis 2019 um 2,9 auf 79,5 Jahre, für Frauen um 2,0 auf 84,2 Jahre. Aufgrund der Corona-Pandemie sank die Lebenserwartung dann 2020 und 2021 bei Männern um 0,7 Jahre, bei Frauen um 0,5 Jahre.

Vorsorgeuntersuchungen werden derzeit insgesamt nur von rund 15 Prozent der Menschen genutzt – Tendenz leicht steigend. "Gesundheit darf keine Frage des Einkommens sein. Umso wichtiger ist es, dass wir mit der Gesundheitsreform die Versorgung mit Kassenärztinnen und -ärzten verbessern und zusätzliche Mittel in Gesundheitsförderung und Prävention investieren", meinte Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) in einer Aussendung am Donnerstag. (APA, 4.1.2024)