Nun wird es also wirklich ernst: Google hat mit der Deaktivierung von Drittanbieter-Cookies in seinem Browser Chrome begonnen. Zunächst einmal zwar "nur" bei einem Prozent der User, was noch immer rund 30 Millionen Menschen sind, im Laufe der kommenden Monate soll dieser Schritt dann aber auf alle User ausgedehnt werden, bis dieser Prozess irgendwann in der zweiten Jahreshälfte 2024 abgeschlossen wird.

Ein Gewinn

"Tracking-Protection" nennt Google diese Umstellung und verweist damit auch schon darauf, worum es geht: Den sehr invasiven Formen von Werbetracking mithilfe besagter Drittanbieter-Cookies soll ein Ende bereitet werden. Das natürlich nicht ganz freiwillig, solche Systeme sind in den vergangenen Jahren zunehmend unter Beschuss von Datenschützern gekommen.

Cookie Monster
Das Cookie-Monster wird bald auf Diät gesetzt.
HBO

Als Alternative hat Google mit der "Privacy-Sandbox" eigene Alternativen entwickelt, die eine gewisse Form der Personalisierung erlauben, ohne damit gleich allen das eigene Surfverhalten zu liefern. Die Einordnung der Interessen erfolgt dabei rein lokal am Rechner der User. Vor allem aber hat das neue System einen wichtigen Vorteil: Es lässt sich zentral deaktivieren, wenn man eine solche Form der Personalisierung nicht will.

Ablauf

Wer Teil der Testgruppe für die "Tracking-Protection" ist, wird über eine Benachrichtigung im Browser darüber informiert. Sollte es bei einer Seite Probleme ohne Drittanbieter-Cookies geben, lassen sie sich gezielt für diese temporär wieder aktivieren. Diese Ausnahme wird allerdings nach 90 Tagen automatisch wieder entzogen.

Chrome Tracking Protection
Seit dem 4. Jänner werden jene informiert, bei denen die "Tracking-Protection" aktiviert wird.
Google

Gesamtsituation

Angemerkt sei, dass Google damit keineswegs ein Vorreiter im Kampf gegen Werbetracking ist – ganz im Gegenteil. Chrome ist so ziemlich der letzte Browser, der dagegen vorgeht. Viele Konkurrenten blockieren Drittanbieter-Cookies bereits seit längerem. Das ändert aber wiederum nichts daran, dass Chrome aufgrund seiner großen Verbreitung – er wird von mehr als zwei Dritteln aller User weltweit eingesetzt – eine besondere Bedeutung zukommt. Mit dem Ende bei Chrome dürften Drittanbieter in ein paar Monaten also generell Geschichte sein.

Dass es bei Chrome so lange gedauert hat, bis Third-Party-Cookies blockiert werden, liegt übrigens auch an der dominanten Position von Google an gleich mehreren Stellen im Onlinewerbemarkt und im Internet insgesamt. Wettbewerbshüter hatten schnell Kritik laut werden lassen, dass eine Deaktivierung dieser Cookies Google selbst indirekt helfen könnte. Der Grund: Das Unternehmen erhält über seine vielen Services eine Fülle an Daten direkt von den Usern, die man dann auch für Werbepersonalisierung einsetzen kann. Damit ist man von Drittdaten also viel weniger abhängig als die meisten Konkurrenten im Werbemarkt.

Entsprechend wird die aktuelle Umstellung – und zuvor schon die Entwicklung der "Privacy-Sandbox" – direkt von der britischen Competition and Markets Authority (CMA) begleitet. Diese soll darauf achten, dass durch die aktuelle Veränderung die Marktmacht von Google nicht noch weiter ausgebaut wird. Tatsächlich wurden etwa die Pläne für die Privacy-Sandbox auf Feedback der CMA mehrfach verändert und verschoben, manche Konzepte gar ganz verworfen.

Fingerprinting

Wichtig ist es auch zu betonen, dass Drittanbieter-Cookies nicht der einzige Weg für seitenübergreifendes Tracking sind. Über diverse Techniken ist es möglich, relativ eindeutige digitale Fingerabdrücke einzelner Nutzer anzulegen. In diesem Fall sind sich aber zumindest alle Hersteller einig, dass solche Dinge weiter zurückgedrängt werden sollen. Neben Mozilla und Apple hat auch Google zuletzt einiges unternommen, um die Möglichkeiten zum "Fingerprinting" zu reduzieren. Trotzdem gibt es gerade in diesem Bereich aber bei allen noch viel zu tun. (apo, 5.1.2024)