Ärztin in einer Ordination
Die ausgewählten Bewerberinnen und Bewerber erhalten je 100.000 Euro für die Ausstattung einer neuen Kassenordination.
Giorgio Fochesato via www.imago-

Vor rund drei Wochen war der Aufruf ergangen. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hatte Medizinerinnen und Mediziner dazu eingeladen, sich für neue Kassenstellen zu bewerben. Denn die Bundesregierung will im Rahmen ihrer jüngst beschlossenen Gesundheitsreform diese sowohl für Allgemeinmediziner als auch für Fachärztinnen deutlich ausbauen. Angehende Kassenärzte erhalten dafür einen Startbonus von bis zu 100.000 Euro, die in Infrastruktur und Ausstattung ihrer Ordination investiert werden können.

Konkret kündigte die Regierung 100 zusätzliche Kassenstellen an. Und Nachfrage aufseiten der Ärztinnen und Ärzte gibt es ganz offensichtlich: Laut Gesundheitsministerium haben sich mit Stand Freitag 300 Interessentinnen und Interessenten für die Stellen beworben. Geschaffen werden sollen demnach vor allem Stellen für Allgemeinmedizin und Kinderheilkunde. Auch in den Bereichen Psychiatrie und Kinderpsychiatrie, Gynäkologie, Augenheilkunde und Haut- und Geschlechtskrankheiten wird es neue Kassenstellen geben.

Aufteilung auf Länder nach Bevölkerungszahl

Die Maßnahmen wurden im Rahmen der Gesundheitsreform im Dezember im Nationalrat beschlossen. Mit Beginn des Jahres trat die Verordnung in Kraft, die auch die Aufteilung nach Regionen und Fachgebieten regelt. Die Anzahl von Praxen in den Ländern hängt dabei von der Bevölkerungszahl im jeweiligen Bundesland ab. Das Burgenland erhält daher drei neue Stellen, Vorarlberg vier, Kärnten und Salzburg jeweils sechs, Tirol neun, die Steiermark 14, Oberösterreich 17, Niederösterreich 19 und Wien 22.

Laut ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer wurden bisher rund 100 Allgemeinmediziner und 200 Fachärzte vorgemerkt – deutlich mehr als erwartet, wie er betonte. Mindestens 50 neue Kassenstellen sind laut ÖGK für die Fächer Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendheilkunde sowie bei besonderem regionalem Bedarf auch für Innere Medizin vorgesehen.

Die Hälfte der 100 neuen Posten soll in Primärversorgungszentren eingerichtet werden. Die genaue Aufteilung, so hieß es, erfolge in den jeweiligen Bundesländern basierend auf den regionalen Gegebenheiten durch die Sozialversicherung.

Bonus von 100.000 Euro

Das große Interesse zeige, dass die Maßnahmen der Bundesregierung wirkten, sagte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). "Durch den Startbonus von 100.000 Euro wird eine Kassenarztstelle wieder attraktiver, weil es den künftigen Kassenärztinnen und -ärzten die Finanzierung ihrer Ordinationsräume erleichtert." Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sprach von einem "wichtiger Schritt, um die Gesundheitsversorgung im niedergelassenen Bereich spürbar zu verbessern".

FPÖ-Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak ist unterdessen wenig überrascht, dass die Prämien von je 100.000 Euro viele Interessenten anlocken. Dreihundert bestehende Kassenstellen seien derzeit aber unbesetzt. Den Fokus auf Primärversorgungszentren kritisiert er außerdem: "In dünn besiedelten Bereichen wird sich der Ärztemangel dadurch weiter zuspitzen, weil derartige Zentren in Gebieten angesiedelt werden, wo das Einzugsgebiet auch vorhanden ist." (tschi, apa, 5.1.2024)