Ein Kabinenteil samt Fenster ist während des Flugs abgerissen. Mindestens eine Person wurde durch den Druckabfall verletzt.
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Seattle/Chicago – Nach dem Abriss eines Kabinenteils samt Fenster während eines Fluges lässt die US-Gesellschaft Alaska Airlines vorerst alle ihre Maschinen des Typs Boeing 737-9 Max am Boden. Man habe als Vorsichtsmaßnahme entschieden, die 65 Maschinen einer gründlichen Wartung und Sicherheitsprüfung zu unterziehen. Jede Maschine werde erst nach abgeschlossener Inspektion wieder in Betrieb genommen.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA teilte am Samstag mit, bestimmte Maschinen des Typs, die von US-Airlines oder auf US-Gebiet betrieben würden, müssten überprüft werden. Sie belegte die Maschinen mit einem Flugverbot, dabei gehe es um 171 Flugzeuge, hieß es. Erst nach einer Inspektion, die etwa vier bis acht Stunden pro Maschine in Anspruch nimmt, könnten die betroffenen Flugzeuge wieder in den Betrieb gehen.

Der Vorfall ereignete sich auf dem Weg von Portland im US-Staat Oregon zum Flughafen Ontario, der östlich von Los Angeles liegt. Kurz nach dem Start sei die Maschine mit 171 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern nach Portland zurückgekehrt und sicher gelandet, hieß es in der Mitteilung von Firmenchef Ben Minicucci. "Mein Mitgefühl gilt denen, die auf diesem Flug waren – es tut mir so leid, was Sie erlebt haben."

Medienberichten zufolge löste sich ein Fensterteil plötzlich und flog davon. Es habe einen großen Knall gegeben, und dann sei Luft durch das Loch hereingeströmt, berichteten Passagiere der Zeitung "The Oregonian". Der Sitz direkt daneben sei unbesetzt gewesen, aber ein Jugendlicher auf dem Mittelsitz habe Verletzungen vom plötzlichen Druckabfall davongetragen. Berichte über Schwerverletzte gab es demnach nicht.

Auf von der BBC veröffentlichten Videos von Passagieren war das Loch an der Flugzeugseite zu erkennen. "Das war noch nicht einmal der Notausgang. Es war einfach ein Teil des Flugzeugs", merkte eine Frau im Video an.

Boeing-Abstürze

Fluggesellschaften und den Hersteller Boeing dürfte der Vorfall alarmieren. Die Unfallermittlungsbehörde NTSB untersucht den Fall. Anders als beim glimpflichen Ausgang am Freitag endeten zwei Notfälle 2018 und 2019 katastrophal und führten zu einem Startverbot der 737-Max-Reihe. Bei den beiden Abstürzen gab es insgesamt 346 Todesopfer. Als Hauptursache gilt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm, das die Maschinen zu Boden lenkte.

Der Vorfall rief auch die britische Luftfahrtaufsicht CAA auf den Plan. Sie erklärte, dass in Großbritannien zwar keine solchen Maschinen registriert seien. Es seien aber alle nicht-britischen Fluggesellschaften angeschrieben worden, zu bestätigen, das sie Sicherheits-Überprüfungen vornehmen, bevor sie in den britischen Luftraum eintreten.

US-Gesellschaft Alaska Airlines lässt vorerst alle ihre Maschinen des Typs Boeing 737-9 Max am Boden
AP/Ted S. Warren

Boeing überarbeitete daraufhin den Typ und erhielt nach und nach Wiederzulassungen. Mit Produktionsmängeln hat der Mittelstreckenjet allerdings weiter für Schlagzeilen gesorgt und die Bilanzen des Herstellers belastet.

Mit einer verbesserten Version der 737-9 Max hat auch Alaska Airlines seine Flotte in den vergangenen Jahren aufgestockt. Insgesamt führt die Fluggesellschaft gut 300 Maschinen, dabei großteils von Boeing. (APA, 6.1.2023)