Tel Aviv - Nach dem Tod von zwei weiteren palästinensischen Journalisten im Gazastreifen haben sich die Vereinten Nationen am Montag "sehr besorgt" über die "hohe Opferzahl unter Medienschaffenden" gezeigt. Das Büro des UN-Menschenrechtskommissars Volker Türk verlangte via Onlinedienst X (Ex-Twitter) eine "gründliche und unabhängige Untersuchung". Seit Kriegsbeginn am 7. Oktober kamen laut NGO-Angaben bereits mindestens 79 Journalisten und Mitarbeiter von Medienunternehmen ums Leben.

Beim Anschlag auf ein Auto starben zwei Journalisten.
Foto: AP/Hatem Ali

Es seien "die strikte Einhaltung des Völkerrechts" sicherzustellen und Verstöße "strafrechtlich zu verfolgen", hieß es seitens des UN-Menschenrechtsbüros. Al-Jazeera erklärte, der 27-jährige Al-Jazeera-Journalist Hamza al-Dahduh und sein auch für die Nachrichtenagentur AFP und andere internationale Medien tätiger Kollege Mustafa Thuria seien einer "gezielten Attacke auf ihr Auto" zum Opfer gefallen. Ein dritter Journalist wurde demnach schwer verletzt.

Die Hamas sprach von einem "abscheulichen Verbrechen". Al-Jazeera meldete, das Auto des Sohnes des in der arabischen Welt bekannten Korrespondenten Wael al-Dahduh sei im Westen der Stadt Khan Younis unterwegs gewesen, als eine Rakete einschlug. Im vergangenen Monat war Al-Dahduh selbst bei einem Raketenangriff verletzt worden. Er habe nach seiner Frau, zwei Kindern und einem Enkel nun auch seinen ältesten Sohn verloren.

Israel: Angriff habe einem "Terroristen" gegolten

Nach unbestätigten Berichten soll der zweite getötete Journalist auch als freier Videojournalist für die Hamas-Innenbehörde gearbeitet haben, um die schweren Zerstörungen im Süden des Gazastreifens zu dokumentieren. Nach israelischen Angaben setzt die Hamas auch immer wieder Drohnen ein, um die Bewegungen von Soldaten auszuspähen oder diese anzugreifen.

Der Auslandspresseverband (FPA) in Israel äußerte sich "zutiefst betrübt" über den Tod der beiden Journalisten und kondolierte Wael al-Dahduh. "Wir rufen die israelische Armee und alle Parteien dazu auf, die Sicherheit und Freiheit der Berichterstattung unserer palästinensischen Mitglieder in Gaza zu gewährleisten, die trotz extrem gefährlicher Umstände weiter berichten", hieß es in der FPA-Stellungnahme.

Die israelische Armee erklärte, der Angriff habe einem "Terroristen" in dem Auto gegolten. Bei dem Angriff sei "ein Terrorist getroffen worden, der ein Fluggerät steuerte, das eine Bedrohung für die Truppen darstellte", erklärte die Armee. Sie habe zudem Kenntnis von Berichten, "dass während des Angriffs auch zwei andere Verdächtige getroffen wurden, die sich im selben Fahrzeug wie der Terrorist befanden".

79 Journalisten getötet

Seit Kriegsbeginn am 7. Oktober wurden nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) schon mindestens 79 Journalisten und Mitarbeiter von Medienunternehmen getötet. Unter ihnen seien 72 Palästinenser und vier Israelis sowie drei Libanesen, teilte die Nichtregierungsorganisation am Samstag mit. Journalisten seien im Gazastreifen wegen der verheerenden Luftangriffe, unterbrochenen Kommunikationswege, Versorgungsengpässe sowie Stromausfälle besonders gefährdet.

Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt haben. (APA, dpa, 9.1.2024)