Junge, lachende Frau in Schneelandschaft
Der Winter hat gerade einen kleinen Auftritt, mit Schnee und eisigen Temperaturen. Das sorgt bei einigen für zittrige Tage – aber man kann sich auch mit der Kälte arrangieren.
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Der Kälteeinbruch soll zwar kurz sein – aber er ist kräftig. Wir zittern uns durch den Tag, ohne Sonnenschein will man auf gar keinen Fall raus. Dazu kommt der teils eisige Wind, der es so richtig ungemütlich macht.

Nicht alle empfinden den Frost gleich, manche frieren schon bei plus 8 Grad, andere stecken auch minus 10 Grad ganz locker weg. Aber für alle gilt: Der Körper reagiert auf die Kälte. Wie genau und wie wir besser damit umgehen können, dafür haben wir sieben Tipps.

Wie eine Zwiebel

Eine Zwiebel hat mehrere Schichten, und genau so sollte man sich auch kleiden, wenn es draußen kalt ist. Das hat gleich zwei Vorteile. Zwischen den unterschiedlichen Lagen wird warme Luft gespeichert, das hilft, die persönliche Wohlfühltemperatur zu behalten. Und sinkt sie doch zu weit ab, kann man einfach noch eine Schicht drüber anziehen.

Naturmaterialien wie Wolle – oder auch Seide – wärmen dabei besonders gut, je hochwertiger die Qualität der Wolle, desto wärmer. Macht man also keine schweißtreibenden Tätigkeiten, sollte man am besten dazu greifen.

Anders sieht es beim Sport aus, Langlaufen etwa oder Schneeschuhwandern. Da kann man, je nach Intensität, auch bei Minusgraden ins Schwitzen kommen. Hier sind besondere Funktionsmaterialien angesagt, die Feuchtigkeit wie Schweiß möglichst rasch nach außen transportieren. Merinowolle ist gut, wenn man nicht zu stark schwitzt. Bei stärkerer Anstrengung nimmt die Wolle aber zu viel Flüssigkeit auf und kühlt dann eher ab. Also als unterste Schicht spezielle Wäsche, darüber ein oder zwei Schichten – je nach Temperatur – an Shirts und Hosen und ganz außen eine kälteisolierende, windabweisende Jacke und Hose. Denn selbst der beste Zwiebellook hilft nichts, wenn der Wind hineinpfeifen kann und die ganze gespeicherte Wärme fortbläst.

Die Kleidung sollte dabei nicht zu eng sein, damit noch Luft unten drunter Platz hat, aber auch nicht zu weit. Zu viel Luft kann der Körper auch nicht warmhalten. Den Oversize-Look sollte man also nur dann pflegen, wenn man ihn darunter auch mit Pullis – oder einer doppelten Sockenschicht in den Schuhen – ausfüllt.

Haube und Handschuhe

Der Mythos, dass man über den Kopf am meisten Wärme verliert, ist tatsächlich ein Mythos. Man verliert über den Kopf nicht mehr oder weniger Wärme als über andere Körperteile. Zwar hat man dort weniger Muskeln und Fettanteile, die Wärme speichern, dafür schützen die Haare. Man muss den Kopf aber natürlich genauso schützen wie alle anderen Körperteile. Die wenigsten kämen beispielsweise auf die Idee, bei Minusgraden ohne Jacke rauszugehen. Also Haube aufsetzen.

Das gilt auch für die Hände, die Finger werden schnell klamm. Denn bei Kälte ziehen sich die Arterien zusammen, wodurch sie schlechter durchblutet werden. Bei manchen Menschen ist die Thermoregulation aber intensiver als bei anderen. Der Körper reagiert dann überschießend auf Kälte oder Nässe. Zwischen fünf und 20 Prozent der Bevölkerung frieren an den Händen deutlich häufiger als der Rest. Grund dafür ist das sogenannte Raynaud-Phänomen, eine Durchblutungsstörung, die auch als "Weißfingerkrankheit" bekannt ist. DER STANDARD hat hier darüber berichtet.

Handschuhe können helfen, die Beschwerden durch die kalten Finger zu reduzieren. Besonders praktisch, im Büro etwa: Handgelenksstulpen oder extra Ärmel, die man bis über den Handrücken zum Fingeransatz vorziehen kann. Kann man auch als modisches Accessoire nutzen.

Schutzfilm für die Haut

Wenn zu den ohnehin schon eisigen Temperaturen noch kräftige Windböen dazukommen, spürt man die klirrende Kälte vor allem auch auf der Haut. Dabei sind acht Grad eine entscheidende Grenze: Bei Temperaturen unter acht Grad verlangsamen die Talgdrüsen ihre Produktion, in der Folge gibt die Haut weniger Feuchtigkeit ab. Umso wichtiger ist es, mit fettreichen Cremes eine Art Schutzfilm auf der Haut zu bilden, gerne auch als eine Art "Versiegelung" über der regulären Pflege, damit die Haut trotzdem genug Feuchtigkeit bekommt. Besonders reichhaltige Produkte, beispielsweise mit Bienenwachs angereicherte Pflegecremen, werden häufig als "Kältecremes" vermarktet.

Wer zu spröden und rissigen Lippen neigt, sollte außerdem zu einem fettreichen Lippenbalsam greifen. Rund um den Mund sitzen nämlich nur sehr vereinzelt Talgdrüsen, unter der dünnen Lippenhaut selbst gar keine. Deshalb ist die Fettzufuhr von außen so wichtig. Mit der Zunge sollte man trockene Lippen jedenfalls nicht benetzen, das trocknet sie nur noch mehr aus.

Und: An den Sonnenschutz denken – auch an kalten, trüben Tagen. "Im Winter bildet die Haut weniger Melanin, dadurch kann sie sich den körpereigenen Schutz nicht so gut aufbauen", erklärt die Dermatologin Barbara Franz. Man sollte sich durch die Kälte also bloß nicht vom Gefühl täuschen lassen und glauben, dass die Sonne weniger stark sei, betont sie: "Wir empfinden die Sonne im Winter als weniger stark und dadurch als ungefährlich. Dabei ist die Haut im Winter sogar noch angreifbarer für die Sonne als im Sommer."

Kalt duschen oder eisbaden

Kurzfristig hilft die richtige Kleidung am besten gegen die Kälte. Langfristig kann man das eigene Körperempfinden aber auch trainieren. Denn: Der Körper gewöhnt sich an die Kälte und reagiert irgendwann nicht mehr automatisch damit, dass er die Gefäße verengt. Das dauert aber wenige Tage bis zu ein paar Wochen. Man sollte sich also auf den Winter vorbereiten, mit kaltem Duschen oder Eisbaden, und zwar regelmäßig.

Dann hält man nicht nur physisch die Kälte besser aus, man hat auch gesundheitliche Vorteile. Vor allem das Eisbaden – und die angenehmere Variante, die Kältekammer – reduzieren Entzündungswerte im Körper und wirken antidepressiv. DER STANDARD hat hier und hier darüber berichtet.

Aber auch kaltes Duschen bringt einen guten Gewöhnungseffekt und stärkt das Immunsystem, wie DER STANDARD hier berichtet hat. Am besten dafür am Ende jeder Dusche mit den Beinen und Armen beginnen und diese von außen Richtung Herz kalt abbrausen. Nach ein par Tagen geht es zum Ganzkörpertest: Das Wasser zumindest 30 Sekunden lang kälter stellen und die Temperatur täglich leicht ins Eisige steigern. Nach ein paar Wochen ist man bestens abgehärtet.

Regelmäßig bewegen

Je weniger man sich bewegt, desto weniger muss der Stoffwechsel arbeiten – es gibt dann aber auch keine innere Heizung. Die springt erst an, wenn man in Bewegung kommt. Es ist also kontraproduktiv, sich auf der Couch unter Decken einzumümmeln, wenn man schnell friert. Viel besser ist es, sich möglichst viel zu rühren – egal ob beim Kochen, bei der Hausarbeit oder auch beim flotten Spazierengehen. Denn das regt die Durchblutung an und hält auch noch warm, wenn man irgendwann dann doch entspannt.

Oder man macht zwischendurch zehn Burpees, um den Kreislauf anzuregen. Die gehen so ähnlich wie der gute alte Hampelmann, und wenn Sie das jetzt probieren, wissen Sie, wie gut die einheizen.

Und auch gegen Sport im Freien spricht nichts in der kalten Jahreszeit – beim Skifahren würde diese Frage ohnehin niemand stellen. Worauf man achten soll, wenn man auch bei Minustemperaturen nicht aufs Laufen verzichten will, haben wir hier erklärt.

Einmal Linsensuppe bitte

Im Winter hat man mehr Hunger und isst oft mehr Kalorien als im Sommer, das kennen viele. Salat macht da die wenigsten glücklich, dicke Suppen und Eintöpfe dagegen schon. Das ist auch ganz normal, der Stoffwechsel braucht etwas mehr Energie, um den Körper warmzuhalten.

Ob es tatsächlich kühlende und wärmende Lebensmittel gibt – wie das etwa in der traditionellen chinesischen Medizin oder im indischen Ayurveda propagiert wird –, sei dahingestellt. Aber es ist eine physikalische Tatsache, dass warmes Essen Energie in den Körper hineinbringt. Und Protein setzt bei der Verdauung mehr Wärme frei. Dieser höhere thermogene Effekt tritt etwa sechs Stunden nach der Nahrungsaufnahme ein, erklärt der Gastroenterologe Johann Ockenga gegenüber dem Magazin der "Zeit" ein. Besonders gut geeignet: Eintöpfe auf Hülsenfruchtbasis.

Was dagegen definitiv nicht wärmt, ist Alkohol. Der erweitert die Gefäße und erzeugt dadurch erst einmal ein Gefühl von Wärme. Aber dann kühlt man umso schneller aus, weil der Körper zu rasch alles abgibt. Also besser Tee trinken.

Wellness-Einheit

Schließlich ist die Kälte auch noch ein guter Grund, sich selbst etwas Gutes zu tun. Massagen etwa regen die Durchblutung an und sorgen so für Wärme. Ein effektives Mittel gegen kalte Füße, vor allem am Abend vor dem Zubettgehen, ist auch ein warmes Fußbad. Das Wasser sollte dabei nicht zu heiß sein, maximal Körpertemperatur, darin badet man die Füße zehn bis 15 Minuten.

Oder man setzt auf ein ansteigendes Fußbad, beginnt mit 33 Grad warmem Wasser und gießt immer wieder heißes Wasser zu, bis es sich auf 42 Grad erhöht hat. Steigern kann man den Effekt noch, indem man Rosmarinöl dazugibt, das regt die Durchblutung an. Danach Wollsocken anziehen und ab ins Bett. (Pia Kruckenhauser, Magdalena Pötsch, 10.1.2024)