Rund ein Jahr nach der letzten großen Entlassungswelle steht bei Google jetzt die nächste an. Und dieses Mal trifft es dabei vor allem die Hardwareentwicklung, das noch dazu in einem Bereich, in dem andere Hersteller gerade große neue Schritte vornehmen. Zudem gibt es prominente Abgänge.

Sergey Brin trägt Google Glass
Google Glass war der Anfang der Augmented-Reality-Entwicklung bei dem Unternehmen. Dieses scheiterte ebenso wie viele Nachfolgeprojekte. Im Bild Google-Gründer Sergey Brin.
APA/AFP/KIMIHIRO HOSHINO

Gescheiterte Versuche

Rund 1.000 Entwickler entlässt Google nun, das bestätigt das Unternehmen gegenüber "The Verge". Ein großer Teil davon war bisher mit der Entwicklung von Augmented-Reality-Hardware beschäftigt. Während also Apple dieser Tage mit der Vision Pro seinen großen Einstand in den Sparten Virtual und Mixed Reality hat, muss sich Google eingestehen, dass die bisherigen Entwicklungen in diesem Bereich gescheitert sind.

Google hatte mit Google Glass recht früh in diesen Bereich investiert, spätere Versuche wie Cardboard oder Daydream sorgten zwar für Aufsehen, verliefen schlussendlich aber im Sande. In den vergangenen Jahren war eigentlich nur mehr von gescheiterten Hardwareprojekten zu hören, der langjährige Boss der Abteilung, Clay Bavor, verließ Google bereits im Februar 2023, um sich lieber KI-Projekten zu widmen.

Unsicherer Ausblick

Gleichzeitig wurde bekannt, dass mit dem Project Iris das ambitionierteste Unterfangen dieser Abteilung eingestellt wurde. Insofern blieb auch unklar, woran die AR-Hardware-Abteilung von Google eigentlich zuletzt gearbeitet hatte.

Das Unternehmen betont bei alldem, dass das keineswegs heißt, dass man die AR-Entwicklung komplett aufgibt. Immerhin nutze man Augmented Reality weiter in anderen Produkten – etwa Android-Smarpthones –, wo es auch viele Partnerschaften gebe, die man aufrechterhalten und ausbauen werde.

Google Assistant

Die AR-Abteilung ist aber nicht die einzige, die es trifft. So soll erneut die Entwicklung rund um den Google Assistant betroffen sein. Der digitale Assistent war angesichts der Welle an neuen, auf generativer KI basierenden Tools wie Bard zuletzt in den Hintergrund getreten. Insofern hatte sich diese Entwicklung zum Teil schon abgezeichnet, zumal zu hören ist, dass Google bereits an indirekten Nachfolgern arbeitet.

Ein neuer "Google Assistant with Bard" soll bereits in den kommenden Wochen verfügbar sein. Zudem soll das Unternehmen mit Pixie an einem personalisierten Assistenten speziell für die eigenen Pixel-Geräte arbeiten.

Fitbit

Parallel zu alldem wird bekannt, dass die Fitbit-Gründer James Park und Eric Friedman Google den Rücken kehren. Der Fitness-Hersteller wurde im Jänner 2021 offiziell von Google übernommen. Ganz überraschend kommt auch dieser Schritt allerdings nicht. Hatte sich doch zuletzt auch nach außen zunehmend abgezeichnet, dass Google das Fitbit-Know-how vor allem für die Verbesserung seiner Pixel-Hardware – und da vor allem der Pixel Watch – nutzen will und das traditionelle Geschäft der Firma zunehmend in den Hintergrund tritt.

Auch hier betont Google aber nun, dass dieser Schritt keineswegs das Ende der Fitbit-Geräte sei. Man werde diese weiterentwickeln und weiter an neuen Fitbit-Trackern sowie dem Premium-Service arbeiten. Insofern dürften die Abgänge der Fitbit-Gründer vor allem mit einer internen Reorganisation der Hardwareabteilung zu tun haben. Dass es eine solche gibt, bestätigt Google gegenüber 9to5Google.

Struktureller Umbau

Die Entwicklung von Pixel, Nest, Fitbit und Co soll künftig unter einer gemeinsamen Leitung stehen, bisher arbeiteten zum Teil viele kleinere Abteilungen mit jeweiligen Untersparten nebeneinander. So soll es dann etwa nur mehr eine Designabteilung geben, die für alle Produkte zuständig ist, auch Hard- und Softwareentwicklung werden organisatorisch zusammengefasst. Ein ähnliches Modell verwendet etwa Konkurrent Apple schon lange.

Auch wenn 1.000 Personen nicht wenig sind, in Relationen zur Gesamtgröße des Konzerns bleibt das eine relativ überschaubare Zahl. Ende September 2023 wies der Google-Mutterkonzern Alphabet 182.381 Angestellte aus, der allergrößte Teil davon bei Google selbst beschäftigt. (Andreas Proschofsky, 11.1.2024)