Brasília – Brasiliens Behörden haben im Jahr 2023 insgesamt 3.190 Menschen aus sklavreiähnlichen Verhältnissen befreit. Das ist die höchste Zahl seit 14 Jahren, wie Medien laut Kathpress am Donnerstagabend berichteten. Die meisten Fälle (302) wurden demnach in der Kaffeeindustrie aufgedeckt, gefolgt von der Zuckerrohrindustrie mit 258. Die Entschädigungszahlungen an Betroffene durch überführte Arbeitgeber erreichten im Vorjahr 2,4 Millionen Euro.

Die Zahlungen sind ein Rekordwert. Einen Allzeit-Höchstwert stellen die 3.422 Beschwerden dar, die im vergangenen Jahr bei den Behörden eingegangen sind, um 61 Prozent mehr als 2022. Im Jahr 2011 hat die Regierung eine Telefonhotline eingerichtet, um Beschwerden und anonyme Hinweise entgegenzunehmen.

Kaffeeernte Brasilien
Im vergangenen Jahr wurden 302 Menschen, die in sklavereiähnlichen Verhältnissen arbeiteten, in Brasiliens Kaffeeindustrie ermittelt.
AFP/CARL DE SOUZA

Insgesamt mehr als 60.000 Personen befreit

Die Sklaverei ist in Brasilien offiziell seit 1888 abgeschafft. Allerdings ist die Praxis, Personen für ihre Arbeit nicht zu entlohnen oder sie gar zur Arbeit zu zwingen, immer noch weit verbreitet. Nachdem die katholische Kirche mit ihrer 1975 gegründeten Landpastoral viele Jahre die Regierung unter Druck gesetzt hatte, erkannte diese 1995 gegenüber den Vereinten Nationen an, dass es immer noch Fälle von Sklaverei gebe.

Zudem erließ die Regierung 1995 Gesetze gegen solche Ausbeutung von Arbeitskräften und richtete mobile Einsatztruppen ein, die in ländlichen Gebieten wie auch in urbanen Zentren Kontrollen durchführen. Bisher haben diese Trupps mehr als 60.000 Personen befreit. (APA, 12.1.2024)