In der dritten Verhandlungsrunde zum Kollektivvertrag wurde für die rund 150.000 Arbeiterinnen und Arbeiter im österreichischen Handel am Freitag eine Einigung erreicht: Die Löhne steigen in allen Lohngruppen um acht Prozent und werden auf den nächsten vollen Eurobetrag aufgerundet. Zusätzlich gibt es als Ausgleich der Teuerung nachhaltige Fixbeträge, die je nach Lohngruppe zwischen 21 und 27 Euro monatlich liegen.

Ebenso werden die Zulagen erhöht: Die Kältezulage steigt auf 0,82 Euro pro Stunde beziehungsweise 137,50 Euro pro Monat und die Nachtzulage auf 2,20 Euro pro Stunde. Bei der Vergütung der Reisekosten wird das Taggeld auf 19,30 Euro angehoben. Darüber hinaus wurde eine Entgeltfortzahlung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vereinbart, die im Katastrophenfall bei Feuerwehr oder anderen Blaulichtorganisationen freiwillig helfen. Auch für stellvertretende Vorarbeiterinnen soll es eine neue Regelung geben.

Kassiererin, Hände an Kassa
In der dritten Verhandlungsrunde zum Kollektivvertrag am Freitag wurde für die rund 150.000 Arbeiterinnen und Arbeiter im österreichischen Handel eine Einigung erreicht.
APA/GEORG HOCHMUTH

Trefelik: Sozialpartnerschaft auf solider Basis

"Es waren angesichts der herausfordernden Situation im heimischen Handel sehr schwierige Verhandlungen. Umso mehr freut es mich, dass wir heute zu einem gemeinsamen Abschluss gefunden haben. Das zeigt, dass die Sozialpartnerschaft, die heuer in allen Bereichen des Handels auf eine harte Probe gestellt wurde, auch im Bereich der Handelsarbeiterinnen auf einer soliden Basis steht", sagt Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich, per Aussendung.

"Mit diesen Ergebnis haben wir unsere Forderung nach einem leistbaren Leben für die Handelsarbeiter durch eine nachhaltige Lohnerhöhung erreicht", sagte Christine Heitzinger, Chefverhandlerin auf Arbeitnehmerseite.

KV-Abschluss für Angestellte bereits im Dezember

Ein drohender Streik der Handelsarbeiter wurde damit abgewendet. Im Vorfeld der dritten Verhandlungsrunde hatten sich die Arbeitnehmervertreter bereits eine Streikfreigabe vom ÖGB geholt. Die Gewerkschaft hatte am Dienstag das Angebot der Arbeitgeber von acht Prozent noch als unzureichend kritisiert.

Für die Angestellten im Handel gab es bereits Ende Dezember eine Einigung. Sie erhalten gestaffelt zwischen 8,3 und 9,2 Prozent mehr, die Lehrlingseinkommen erhöhen sich um zehn Prozent. Der Kollektivvertrag betrifft rund 430.000 Angestellte und Lehrlinge.

IT-Branche droht mit Protest

Beim Kollektivvertrag für die IT-Branche gibt es indes für die rund 90.000 Beschäftigten weiterhin keine Einigung. Die Verhandlungen seien ziemlich festgefahren, die Arbeitgeberseite lege eine "destruktive Verhandlungsweise" zu Tag, hieß es von Gewerkschaftsseite zur APA. Sollte es bei der nächsten Verhandlungsrunde am 15. Jänner kein Ergebnis geben, hätte dies Proteste zur Folge.

"Die Arbeitgeber legten erst in der vierten Verhandlungsrunde ein Angebot von 6,25 Prozent auf die Mindestgehälter und fünf Prozent auf die IST-Gehaltssumme auf den Tisch. Verhandlungsgrundlage ist die durchschnittliche Jahresinflation des vergangenen Jahres von 7,8 Prozent", so die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Sandra Steiner, zur Ausgangssituation. (APA, red, 12.1.2023)