"Niemand ist hier", steht auf einem Bildschirm der Videokonferenzsoftware Google Meet. "Alle sind jetzt vor Ort." Die Corona-Pandemie hat in vielen Branchen einen starken Trend in Richtung Homeoffice ausgelöst. Für das kalifornische IT-Unternehmen Internet Brands offenbar zu stark. In einem Video, das von einigen Kommentatoren als "bizarr" wahrgenommen wird, kündigte das Unternehmen nun die Rückkehr ins Büro an.

Zu den Klängen von "Iko Iko" erklärt CEO Bob Brisco, dass eine zu große Gruppe an Mitarbeitern nicht mehr ins betriebliche Office zurückgekehrt sei. Daher, so sagt er, mache man nun Ernst mit dem Vorhaben, alle ins Büro zurück zu bringen. "Und zwar aus dem einfachen Grund, dass wir besser sind, wenn wir gemeinsam [vor Ort] zusammenarbeiten. Wir sind schneller, erbringen bessere Resultate", so Brisco, ehe er an Mitglieder seines Managementteams übergibt.

Bob Brisco, CEO von Internet Brands
Die abschließende Botschaft von CEO Bob Brisco wird von vielen als herausragend passiv-aggressiv wahrgenommen.
Internet Brands

"Iko Iko"

"Es treibt uns an, unsere Geschäftsziele zu erreichen und wir haben für 2024 große Pläne" - in diesen und andern Worten wiederholen führende Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens die Botschaft ihres Chefs. "Wir sind gemeinsam besser und wir müssen am besten sein, wenn wir unsere Konkurrenz zerquetschen", meint etwa Steve Peraino, stellvertretender der "Consumer Services"-Abteilung der von Internet Brands geführten Onlineplattform WebMD. Danach sieht man eine Hand, die eine Dr.-Pepper-Dose zusammendrückt.

"Wir waren langsam, wenn es darum geht, manche Leute zurückzuholen", kommentiert WebMD-Finanzchef Blake DeSimone. "Doch das wird sich nun ändern." Die betreffenden Mitarbeiter würden bald von ihren Vorgesetzten kontaktiert, die sie über den weiteren Ablauf des Return-to-Office-Programms informieren. Schließlich meldet sich wieder Brisco selbst mit einer sehr klaren Botschaft zu Wort. "Wir fragen oder verhandeln hier nicht, sondern informieren darüber, wie wir in Zukunft zusammenarbeiten." Nach einem kurzen Abstecher zurück zum Google-Meets-Bildschirm folgt schließlich die letzte Passage des Clips. In dieser tanzen einige Mitarbeiter zur Hintergrundmusik.

CEO Orders Return To Office in EXTREMELY Cringe Corporate Video 😬
Dorian Develops

Greenscreen und passive Aggression

Die Kritik im Netz an dem nach wie vor öffentlich verfügbaren Clip ist mannigfaltig, fasst SF Gate zusammen. So lesen einige Protagonisten ihren Text eindeutig ab und manche der Aufnahmen sind klar als Greenscreen-Produktion zu erkennen, was sich angesichts der intendierten Botschaft als kontraproduktiv erweisen könnte. Dazu gesellen sich ein eigenwilliger Schnitt und Büroaufnahmen, die aus dem Angebot einer Bildagentur und nicht den Unternehmensräumlichkeiten von Internet Brands stammen. Die abschließende Botschaft des CEOs wird zudem von vielen als außerordentlich passiv-aggressiv wahrgenommen.

Mittlerweile hat die Firma reagiert und eine neue Version des Videos mit erklärender Einleitung hochgeladen. Darin erläutert man, dass die Return-to-Office-Vorgaben hybrider Natur seien, also einen Mix aus Anwesenheit und Home Office vorsehen. Zudem sei man seit über einem Jahr dabei, diese neuen Regeln einzuführen. Zur Kritik am Stil oder der Tonalität des Clips habe man nur zu sagen, dass ein Unternehmensfilm nun mal ein Unternehmensfilm sei. (gpi, 14.1.2024)