Eine Zeremonie ohne Prunk sollte es werden, hatte es im Vorfeld geheißen. Einhalten konnte das dänische Königshaus dieses Vorhaben aber nur zum Teil. Schon seit den frühen Morgenstunden säumten in Kopenhagen tausende Menschen trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt die Straßen, um die Übergabe der dänischen Krone von Königin Margrethe II. an ihren Sohn und Nachfolger Frederik live zu verfolgen. Die Szenerie war mit tausenden dänischen Flaggen geschmückt, die aus vielen Fenstern hingen, von der Menge geschwenkt wurden oder die Fußgängerzonen überspannten. Selbst die eilig aufgestellten mobilen Toilettenanlagen waren mit Pappkronen verziert.

Premierministerin Mette Frederiksen rief König Frederik X. aus.
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Erstmals etwas zu sehen bekam die Menge am frühen Nachmittag, als sich eine von acht weißen Pferden gezogene Kutsche mit großen Glasfenstern den Weg durch die Straßen bahnte. Sie war auf den Weg vom Schloss Amalienborg, der Kopenhagener Stadtresidenz von Königin Margrethe II., in Richtung des Schlosses Christiansborg. Dort haben sowohl die dänische Regierung als auch das Parlament ("Folketing") ihren Sitz.

Anreise mit "großer Krone"

Ziel der Reise war der Staatsrat in den Repräsentationsräumen des dänischen Staates, wo die 83-jährige Monarchin nach 52 Jahren an der Macht ihren Rücktritt besiegeln wollte. Diesen hatte die Langzeitmonarchin überraschend vor rund zwei Wochen in ihrer Neujahrsbotschaft an das Volk angekündigt. Schon angereist war ihr Nachfolger, Prinz Frederik – seinerseits in einem Rolls-Royce Silver Wraith von 1958, der in seiner Spezialanfertigung für das Königshaus als "Store Krone" ("große Krone") bekannt ist.

Begeisterung für die Monarchie bei Jung und Alt.
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Tatsächlich bescheiden geriet dann das zeremonielle Herzstück des Tages: In Anwesenheit Frederiks, der Premierministerin Mette Frederiksen und des Kabinetts unterzeichnete die scheidende Königin ihre Abdankungsdokumente, bevor sie den Raum mit den Worten "Lang lebe der König!" verließ.

Margrethe II. reiste in der Panorama-Kutsche zur Abdankung.
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Dieser, nunmehr Frederik X., erschien kurz darauf mit Premierministerin Frederiksen auf dem Balkon des Schlosses. "Lang lebe König Frederik der Zehnte!" intonierte die Regierungschefin danach dreimal auf dem Balkon, womit die Herrschaft des Monarchen über die drei Länder Dänemark, Grönland und die Färöerinseln symbolisiert werden sollte.

"Hurra! Hurra!"

Mit Tränen in den Augen meldete sich dann der neue König selbst zu Wort. Er würdigte seine Mutter als "außergewöhnliche Monarchin" und betonte seinen Wunsch, "ein vereinigender König von morgen" zu werden. Darauf habe er sein Leben lang hingearbeitet, betonte der leidenschaftliche Sportler, Konteradmiral der Armee und einstige Punkrock-Fan in seiner Ansprache.

Frederik X. winkte nach seiner Proklamation mit der Familie dem Volk.
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"Hurra! Hurra!", schallte es ihm aus der Menge entgegen, wobei sich der Jubel noch verstärkte, als auch seine aus Australien stammende Gattin Mary Donaldson und die vier Kinder den Balkon betraten. Auch deren Rolle wird sich nun ändern: Der 18-jährige Christian wird zum neuen Kronprinzen des Landes, sein Name deutet bereits auf die Bestimmung hin: Seit 1513 haben alle dänischen Könige abwechselnd Frederik und Christian geheißen. (Manuel Escher, 14.1.2024)