Ein Zweikampf mit Trikotgezerre.
Es war, mit ÖHB-Teamkapitän Mykola Bilyk (in Weiß) im Mittelpunkt, eine umkämpfte Partie in Mannheim.
REUTERS/KAI PFAFFENBACH

Mannheim – Österreichs Handballer haben bei der EM in Deutschland am Sonntag nach starkem Kampf den klar favorisierten Kroaten ein überraschendes 28:28-(12:14)-Unentschieden abgerungen. In Mannheim machten Mykola Bilyk und Co. einen schwachen Start mit einer aufopfernden Vorstellung vergessen und durften am Ende über einen der größten Erfolge in der ÖHB-Historie jubeln. "Das war eine unglaubliche Teamleistung heute", strahlte "Man of the Match" Bilyk.

Der Punkt gibt nach dem 31:24-Auftaktsieg über Rumänien weiteres Selbstvertrauen für das entscheidende Gruppe-B-Spiel am Dienstag (20.30/live ORF Sport +) gegen Vize-Europameister Spanien. Da würde Österreich ein Remis reichen, um die Hauptrunde zu erreichen. Die Spanier hatten zum EM-Auftakt mit einem 29:39 gegen Kroatien die höchste EM-Niederlage ihrer Geschichte erlitten, am Sonntag schlugen sie Rumänien 36:24 (17:12).

Kroatien startet gewaltig

Kroatien setzte am Sonntag da fort, wo man gegen Spanien aufgehört hatte. Nach 3:56 Minuten lagen die von der überwiegenden Mehrheit der 13.293 Zuschauer in der SAP-Arena lautstark unterstützten Kroaten mit 5:1 in Front und schienen Österreich förmlich zu überrollen. Doch die ÖHB-Truppe blieb ruhig, bekam in der Defensive mehr Zugriff, agierte auch im Abschluss konzentrierter und konnte nun auch auf Tormann Constantin Möstl zählen.

Das Resultat: Kroatiens Leichtgängigkeit war dahin, in der 18. Minute hatte man sich auf 8:9 herangearbeitet und kam sogar zum 9:9 bzw. 10:10 (20.). Es blieb bis zur Pause eng, mit dem Halbzeitpfiff prallte ein Schuss von Lukas Hutecek von der Stange zurück - das 12:14 ließ Rot-Weiß-Rot aber weiter alle Möglichkeiten.

Die zweite Hälfte begann wieder vielversprechend. Der für Möstl eingewechselte Ralf Patrick Häusle parierte, ein stark aufspielender Bilyk glich auf 15:15 (35.) bzw. 16:16 (36.) aus, Hutecek legte zum 17:17 nach. Sebastian Frimmel nützte danach die Chance auf die erstmalige Führung zum 18:17 (39.) mit einem schönen Versuch vom Flügel.

Stark verteidigt

Kroatien hatte weiter viel Mühe mit der aufopfernd kämpfenden ÖHB-Defensive, konnte sich aber doch wieder einen Vorteil erarbeiten. Mit dem 21:19 ging der mehrfache Medaillengewinner bei Großereignissen erstmals nach rund zehn Minuten wieder mit zwei Toren in Führung (47.), konnte diese vorerst aber nicht weiter ausbauen. Möstl verhinderte mit einer Topparade eines Konters das Drei-Tore-Plus für die Kroaten, Bilyk verkürzte wieder auf 23:24 (51.).

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Österreich blieb trotz der wenigeren Wechselmöglichkeiten und des Kräfteverschleißes bis zur Schlussminute dran. Weber glich mit dem sechsten Tor seines 218. Länderspiels rund eine Minute vor Schluss sogar wieder auf 28:28 aus und neutralisierte trotz Zwei-Minuten-Strafe den finalen Angriff der Kroaten - auch weil Möstl zur Stelle war.

"Fühlt sich an wie ein Sieg"

Österreichs slowenischer Teamchef Aleš Pajovič sprach von einem "unglaublichen Spiel" und sagte: "Ich kann die letzten fünfzehn Minuten nicht beschreiben, das war unglaublich stressig. Für mich fühlt es sich an wie ein Sieg. Ich betone immer, dass wir über die Abwehr Spiele gewinnen." Die Leistung in der Deckung mit Lukas Herburger als Abwehrchef und Michael Miskovez sei "überragend" gewesen, im Angriff hätte es hingegen Probleme gegeben. "Damit war aber zu rechnen. Kroatien spielt eine unglaubliche 6:0- und 5:1-Deckung. Die Jungs haben immer daran geglaubt, haben sich immer zurück gekämpft. Es war schön zu sehen, wie Halle plötzlich leise war und man nur unsere Fans gehört hat, bei denen ich mich für ihre Unterstützung bedanken möchte. Die Jungs haben über sechzig Minuten Charakter gezeigt. Ich freue mich sehr über diesen Punkt." Kroatiens Trainer Goran Perkovac hatte laut Pajovič vor der EURO gemeint, es würde leicht werden gegen Österreich. "Das war es nicht", hielt Pajovič fest.

Für den österreichischen Teamkapitän Mykola Bilyk war die "Teamleistung sensationell. Man hat heute gesehen, dass wir auch großen Mannschaften Zählbares wegnehmen können, wenn wir daran glauben, wenn wir unser Spiel spielen, fokussiert sind und das machen, was wir uns vornehmen. Ich würde heute jedem einzelnen den Preis 'Man of the Match' geben, weil jeder einzelne da war." (APA/red, 14.1.2024)

Handball-Ergebnisse EM Männer 2024 - Vorrunde Gruppe B - 2. Runde:

Handball-EM, Vorrunde, Gruppe B, 2. Runde:

Österreich - Kroatien 28:28 (12:14)
Beste Werfer AUT: Bilyk 7, Weber 6, Hutecek 4

Rumänien - Spanien 24:36 (12:17)