Menschlicher Kontakt ist vielen wichtig, gewinnbringend für die Unternehmen ist mehr Personal nicht.
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Selbstbedienungskassen erobern langsam, aber sicher weltweit die Supermarktfilialen. Die Märkte sparen sich Personal und damit Kosten. Vielen Kunden schmeckt das weniger, aber der Trend ist nicht aufzuhalten – oder? Eine kleine Supermarktkette in England, Booths, dreht den Spieß jetzt um, trennt sich von sämtlichen Selbstbedienungskassen und will wieder vermehrt auf persönlichen Kontakt setzen. In einem Gespräch mit dem "Business Insider" erzählt eine Kassiererin, wie es dazu kam.

Kunde auf der Strecke geblieben

Die Kette sei seit jeher auf den Kunden fokussiert, erzählt sie. Es gebe "Begrüßer", die Menschen beim Eingang willkommen heißen würden. Personal ist auch an den Kassen dazu angehalten, mit den Leuten zu reden, Kundinnen und Kunden mit Beeinträchtigungen wird auf Wunsch jemand zur Seite gestellt, der beispielsweise das Einkaufswagerl schiebt.

Die Geschäftsführung mache das nicht nur aus Nächstenliebe. Man habe bemerkt, dass Menschen bei Selbstbedienung lieber ein paar Dinge beim Einkaufen weglassen, um die Arbeit an der Maschine zu verkürzen. Außerdem müsse auch viele Jahre nach deren Einführung noch immer Personal für die Automaten abgestellt werden, da besonders ältere Menschen den Umgang damit noch immer als zu kompliziert empfänden.

Auch aufgrund der geringeren Anzahl menschengeführter Kassen sei es immer wieder zu Schlangen gekommen, weil viele Kundinnen und Kunden nicht zu den Selbstbedienungsautomaten gehen wollten. Das habe im Markt für schlechte Stimmung gesorgt, so die Kassiererin. Auch das Personal habe die Entscheidung begrüßt. Es sei "kurzweiliger", an der Kasse zu arbeiten, als nur alle heiligen Zeiten jemandem bei den Automaten zu helfen.

Bei Booths ist man sich offenbar darüber im Klaren, dass der Trend dennoch in Richtung Automatisierung geht. Man könne damit einfach sehr viel Geld sparen, und das sei sicher der größte Antrieb, speziell für die etablierten Großmärkte. Die Wünsche der Kundinnen und Kunden würden da auf der Strecke bleiben, weshalb man hoffe, als kleine Kette mithilfe dieses Servicegedankens überleben zu können. (aam, 15.1.2024)