Weltfußballer bei Inter Miami: Auch das macht Lionel Messi nicht so schnell einer nach.
AP/Ryan Sun

Österreichs Teamchef Ralf Rangnick und Kapitän David Alaba sind von jeglicher Schuld freizusprechen, sie haben nämlich Lionel Messi nicht zum Weltfußballer gewählt. Die beiden Herrschaften kennen sich halt aus. Der 36-jährige Messi mag der beste Kicker aller Zeiten sein (gewesen sein), in der Zeitspanne zwischen 19. Dezember 2022 und 20. August 2023 war er es aber sicher nicht. Denn Argentinien wurde am 18. Dezember 2022 Weltmeister. Das lag natürlich in erster Linie an Kapitän Messi. Danach hat er freilich nichts mehr bewirkt, mit PSG knapp französischer Landesmeister zu werden, fällt unter die Kategorie "Selbstverständlichkeit". Er wechselte dann in die USA zu Inter Miami, okay, er löste dort eine Boom aus, allerdings war Altach am österreichischen Titel näher dran als Miami am amerikanischen.

Macht der Kapitäne

Messi wäre auch als siebenfacher Weltfußballer in keine Depression gefallen, er war nicht einmal bei der Zeremonie des Weltverbandes Fifa in London anwesend. Er wird verdächtigt, die achte Krönung ausgeschlossen zu haben. Denn auch er kennt sich aus. Stimmberechtigt waren alle Trainer und Kapitäne der Nationalmannschaften sowie Fachjournalisten und mehr als eine Million Fans per Online-Voting auf der Fifa-Homepage.

Alle vier Gruppen wurden mit je einem Viertel des Gesamtergebnisses gewichtet. Es war knapp. Messi und der Norweger Erling Haaland erhielten je 48 Punkte, der drittplatzierte Franzose Kylian Mbappé von PSG erreichte 35. Herr Messi bekam aufgrund der Regelung den Vorzug, dass bei Punktegleichstand die Stimmen der Nationalteam-Kapitäne am stärksten gewichtet werden.

Der erste Stein

Wie gesagt, Alaba, dem das Kreuzband gerissen ist, ist vom Wahnwitz nicht betroffen, er präferierte wie auch Rangnick Stürmer Haaland. Der 23-jährige hat mit Manchester City alles Denkmögliche gewonnen (u. a. Champions League), wurde in der englischen Premier League Schützenkönig. Dem österreichischen Fachjournalisten Gerhard Lackner vom ORF war das vermutlich zu wenig, er bevorzugte Messi. Lackner ist trotzdem ein guter Mann, wer niemals irrt, der werfe den ersten Stein. Belgiens Kapitän Romelu Lukaku war übrigens mit Lackner ebenso auf einer Linie wie Mo Salah, Harry Kane, Kylian Mbappé und Robert Lewandowski. Detto waren es die Fans.

Eigentlich hätte kein Weg an ihm vorbeiführen dürfen: Ex-Salzburger Erling Haaland.
AFP/OLI SCARFF

Herbert Prohaska, Österreichs Jahrhundertfußballer und nicht wahlberechtigt, zeigte sich leicht irritiert. Dem STANDARD sagte er: "Haaland hätte es verdient. Sie wollten Messi wohl für das Lebenswerk ehren, ihm ein schönes Abschiedsgeschenk machen. Ich hätte Haaland präferiert, obwohl mir Messi als Fußballer mehr taugt. Aber es sollte um Erfolge gehen, die hatte Haaland." Generell dürfe man derartige Wahlen nicht überbewerten. "Sie sind ziemlich egal."

Beeindruckende Trefferquote

Sky-Experte Lothar Matthäus war ebenfalls ziemlich fassungslos: "Wenn man nach den großen Erfolgen geht, führt kein Weg an Manchester City und an Erling Haaland vorbei. Er hat mit ManCity die wichtigsten Titel geholt, seine Trefferquote war beeindruckend. Das sollte entscheidend sein, wenn man den besten und wichtigsten Spieler kürt – und der war Haaland." Der Norweger hatte die Gala übrigens wie Messi ausgelassen, Vorahnung ist auch eine Tugend, sein vermutlich eingeschlafenes Gesicht blieb der Öffentlichkeit somit erspart.

Die anderen Kategorien waren frei von Absurditäten. Bei den Männern wurde Pep Guardiola von Manchester City Welttrainer, sein Untergebener, der Brasilianer Ederson, Welttorhüter. Die Spanierin Aitana Bonmati vom FC Barcelona ist beste Fußballerin, sie hat sich mit dem WM-Titel geschmückt. Die Niederländerin Sarina Wiegman, sie coacht Englands Frauenteam, ist zum vierten Mal beste Trainerin, die Engländerin Mary Earps zum zweiten Mal die stärkste Torfrau. Im Jänner 2025 wird erneut gewählt. Vielleicht schafft es der Portugiese Cristiano Ronaldo, vorausgesetzt, er belegt in der saudi-arabischen Liga mit Al-Nassr FC einen Platz in den Top drei. Und wen hat eigentlich Lionel Messi gewählt? Erling Haaland. Der nun achtfache Weltfußballer kennt sich aus. (Christian Hackl, 16.1.2024)