Frau trägt Unterhose mit Aufschrift
Wann beginnt die Periode? Bei vielen Frauen gegen Ende der Woche. Das könnte auch von kürzeren Schlafrhythmen gesteuert werden.
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Viele Frau zeichnen ihren Zyklus auf. Damit sie wissen, wann ihre fruchtbaren Tage sind, um die Regelmäßigkeit des Zyklus zu überprüfen, um mehr Infos über den eigenen Körper zu sammeln und auch um nicht von der Periode überrascht zu werden. Das klappt mittlerweile ziemlich einfach, es gibt zahlreiche Apps, die das erleichtern. Die zeigen an, wann die nächste Periode zu erwarten ist, man kann außerdem körperliche Befindlichkeiten und psychische Symptome eingeben und dadurch oft besser nachvollziehen, warum man sich auf einmal, ohne ersichtlichen Grund, nicht so gut fühlt. Befindet man sich in den Tagen vor der Regel – und nein, nicht alle haben das immer auf Knopfdruck im Blick, wann es so weit ist –, bekommt man so etwa einen Hinweis, dass man womöglich PMS hat, das Prämenstruelle Syndrom. Denn wenn vor der Periode der Progesteronspiegel plötzlich absinkt, kann sich das massiv auf Körper und Laune auswirken.

Genau solche App-Daten hat nun eine Studie genutzt, um mehr Einblick zu bekommen, wie der weibliche Zyklus von äußeren Einflüssen gesteuert wird. So ein externer Einfluss wäre etwa der Mondzyklus – auch wenn viele Frauen gar keinen Zusammenhang mit Voll- oder Neumond feststellen können. Doch einige frühere Studien haben einen möglichen Einfluss des Mondzyklus auf den Beginn der Periode angedeutet. Diese wurden allerdings mit relativ kleinen Studiengruppen durchgeführt, und ihre Ergebnisse sind umstritten.

Nur eine Ähnlichkeit ist offensichtlich: Ähnlich dem Monatszyklus einer Frau mit 28 bis 29 Tagen – sofern er regelmäßig ist – dauert ein Mondzyklus 29 Tage. Man weiß außerdem, dass sich der Wochenrhythmus von sieben Tagen auf verschiedene körperliche Funktionen auswirken kann. Zahlreiche biologische Prozesse im menschlichen Körper folgen so einem siebentägigen Zirkadianrhythmus. Wie beim Mondzyklus lässt sich auch der 28-tägige Menstruationszyklus einer Frau genau in vier Wochen aufteilen.

Gegen Ende der Woche

Die nun erschienene Studie – sie wurde im Fachmagazin Fertiliy and Sterility publiziert – hat die App-Daten von 35.940 europäischen und nordamerikanischen Frauen im Alter zwischen 18 und 40 Jahren ausgewertet, insgesamt wurden dabei 311.064 Zyklen im Laufe von drei Jahren (2019–2021) berücksichtigt. Und eine spannende Erkenntnis hat sich gezeigt: Am häufigsten beginnt die Periode an den Wochentagen Donnerstag und Freitag. Dieser zirkaseptische Rhythmus wurde in jeder Altersgruppe, in jeder Woche des Mondzyklus und zu allen Jahreszeiten beobachtet. Am häufigsten zeigte er sich bei einer Zyklusdauer zwischen 27 und 29 Tagen während der Wintermonate. Bei anderen Zykluslängen konnte diese Häufung nicht festgestellt werden.

Eine Angleichung der Periode an den Mondzyklus – das häufigere Auftreten der Periode, je näher der Vollmond rückt – war auch erkennbar. Insofern konnte das Auftreten dieser überlieferten Annahme bestätigt werden. Die statistische Signifikanz war jedoch deutlich weniger stark ausgeprägt als die Häufung am Ende der Woche, schreiben die Autorinnen und Autoren der Studie.

Was genau den weiblichen Zyklus beeinflusst, ist dabei wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt. Michael Feichtinger, Kinderwunschexperte und Hormonspezialist, der an der Studie nicht beteiligt war, erklärt aber, dass "zahlreiche zelluläre Prozesse im menschlichen Körper nach einer strengen inneren Uhr ablaufen. Natürlich könnte auch der Menstruationszyklus einem biologischen Rhythmus folgen, der sich dem siebentägigen Wochenrhythmus angleicht."

Schlafrhythmus als Taktgeber?

Aber auch der wöchentliche Schlaf-Wach-Rhythmus könnte einen Einfluss auf den Zyklus der Frau haben, sagt Feichtinger: "Unsere Schlafgewohnheiten beeinflussen zahlreiche Körperfunktionen und entsprechend auch unsere Gesundheit. Kürzere Schlafzeiten unter der Woche im Vergleich zu längeren Schlafzeiten am Wochenende könnten zu einer Verschiebung der Menstruation gegen Ende der Woche führen."

Feichtinger betont die Relevanz dieser Erkenntnisse, vor allem in Bezug auf Kinderwunschbehandlungen: "Durch den Einfluss von Wochen- und Mondphasen ebenso wie Schlaf-Wach-Rhythmen auf den weiblichen Zyklus können wir womöglich Frauen mit unregelmäßigen Zyklen bei Fruchtbarkeitsproblemen unterstützen." Geregelte Schlafenszeiten, weniger Stress und Lichttherapie könnten etwa die individuelle Fruchtbarkeit positiv beeinflussen. (Pia Kruckenhauser, 19.1.2024)

Video: Fünf Mythen über die Periode.
DER STANDARD