Ökonomen sind sich weitgehend einig: Migration ist im Regelfall für die Zielländer ein wirtschaftlicher Vorteil. Wenn mehr Menschen ins Land kommen, steigt die Beschäftigung, es wird mehr gebaut und investiert. Bei Asylwerbern und Asylberechtigten ist das schon etwas komplizierter. Diese Menschen werden nicht als Arbeitskräfte ins Land geholt, sondern aufgenommen, weil sie verfolgt werden oder ihr Asylantrag zu prüfen ist.

Das arbeitgebernahe Institut Eco Austria hat nun untersucht, was Asylmigration und die Flucht von Menschen aus der Ukraine Österreich in den Jahren 2015 bis 2025 gekostet haben. Die ökonomischen Auswirkungen bis 2022 lassen sich bereits gut abschätzen, für die Periode 2023 bis 2025 wurde mit verschiedenen Annahmen gerechnet. Dabei zeigt sich, dass unter dem Strich, also schon unter Gegenrechnung von Einnahmen, die Asylmigration den österreichischen Staat in diesem Zeitraum netto 8,8 Milliarden Euro gekostet hat. Im Falle der Vertriebenenmigration sind es 1,2 Milliarden. Um es in Perspektive zu setzen: Die 8,8 Milliarden entsprechen in dem Zeitraum rund 0,2 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung. Zum Vergleich: Das ist etwa das aktuelle Jahresbudget unter der Rubrik Familie.

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Institut für Wirtschaftsforschung/STANDARD

Zwischen 2015 und 2022 wurden in Österreich 345.000 Asylanträge gestellt, wovon ein Großteil auf die Jahre 2015 und 2016 entfiel. Die Zahl der Aufenthaltszuerkennungen ist deutlich niedriger und liegt bei rund 166.000 Personen, heißt es in der Studie, geschrieben von Johannes Berger und Ludwig Strohner für den österreichischen Integrationsfonds. Die meisten Menschen kamen aus den Kriegsländern Syrien, Afghanistan, Somalia, aber auch aus dem Irak und Iran nach Österreich. Die Flucht von Ukrainern vor dem Krieg im eigenen Land hat zu einem deutlichen Anstieg der Migration nach Österreich geführt. Mit Februar 2023 erhielten knapp 86.000 Personen ein vorübergehendes Aufenthaltsrecht aufgrund des Vertriebenenstatus.

Einnahmen berücksichtigt

Für die Berechnung der Kosten wurde Ausgaben und Einnahmen gegenübergestellt. So wurde etwa ausgewertet, wie hoch die Kosten für Bildung von Asylwerbern und Asylberechtigten sind. Dazu wurde in der Studie auf Daten der Statistik Austria zurückgegriffen, wo verzeichnet ist, welche Staatsbürger in Österreich welche Schulen besuchen. Nach demselben Muster wurde analysiert, welche Kosten aktive und passive Arbeitsmarktpolitik verursacht. Diese Daten lassen sich näherungsweise über Zahlen des AMS abschätzen. Dazu kommen Informationen über Sozialhilfeausgaben der Länder und für Grundversorgung. So zeigt sich, dass zwischen 2015 und 2025 Asylmigration Österreich 21,6 Milliarden Euro kostete, heißt es in der Studie. Dem gegenüber stehen aber Einnahmen.

So arbeiten viele der Asylberechtigten in Österreich, auch das zeigt sich aus nationalen Datenbanken. Zugleich wird auch auf Studien zu dem Thema zurückgegriffen, wonach etwa nach sechs Jahren 53,5 Prozent der 2015 zugewanderten Syrer eine Beschäftigung hatten. So heißt es etwa im Paper: Über den Zeitverlauf zeigt sich, dass die Erwerbsintegration von Asylberechtigten zugenommen hat und 2022 knapp 45 Prozent betrug. Diese Menschen zahlen Steuern und Abgaben.

Vor allem das Fluchtjahr 2015 hat zu heftigen Debatten geführt.

Was sind die größten Kostenpunkte? An erster Stelle die Grundversorgung, danach folgen Bildungsausgaben. Das liegt daran, dass Asylwerber jünger und schlechter ausgebildet sind als klassische Migranten und auch schlechter ausgebildet sind als Einheimische. Allein für Ausbildung fallen kumulierte Kosten in Höhe von 4,4 Milliarden Euro an über die Zeit. Für die Mindestsicherung und Sozialhilfe sind es um die drei Milliarden Euro, für erwähnte Arbeitsmarktpolitik 2,5 Milliarden.

Dabei wirken, auch das lässt sich aus den Zahlen ablesen, oft gegenteilige Effekte: So integrieren sich immer mehr Geflüchtete am Arbeitsmarkt, was sie auch immer mehr Beiträge zahlen lässt. Zugleich nahm die Zahl der Asylwerber und damit auch der anerkannten Flüchtlinge nochmals zu. Für das Jahr 2025 allerdings könnte für den Staat bei Asylmigration netto ein ausgeglichener Beitrag erreicht werden, eben wenn mehr Menschen aus Fluchtländern arbeiten und weniger Grundversorgung und andere Leistungen in Anspruch nehmen.

Spannend sind in der Studie auch die wirtschaftlichen Effekte der Migration.

Arbeitslosigkeit sinkt und steigt dann

Dabei zeigt sich, dass die Asylmigration die Beschäftigung in Österreich deutlich erhöht hat. Im Jahr 2019 haben 28.100 Personen mehr gearbeitet, als das ohne Asylmigration der Fall gewesen wäre. Im Jahr 2022 beträgt der Beschäftigungsanstieg 52.000. Bis 2025 legt die Beschäftigung auf 73.000 Personen zu. Jedoch: Weil der Beschäftigungszuwachs niedriger ist als der Zuwachs von Personen im erwerbsfähigen Alter, erhöht sich die Arbeitslosenquote um 0,4 Prozentpunkte im Jahr 2019. Der Anstieg betrifft vor allem schlecht qualifizierte Geflüchtete. Die Arbeitslosenquote der ansässigen Bevölkerung bleibt übrigens weitgehend unverändert. Kurzfristig fällt die Arbeitslosenrate sogar etwas niedriger aus, etwa weil im Rahmen der Betreuung von Geflüchteten Jobs frei werden. Langfristig gibt es einen leichten Verdrängungseffekt.

Wie wirkt sich die Entwicklung auf die Löhne aus? Gesamtwirtschaftlich ergeben sich längerfristig gewisse lohndämpfende Effekte der Asylmigration: Der durchschnittliche Lohn bleibt etwa im Jahr 2020 um 0,1 und im Jahr 2025 um 0,5 Prozent hinter dem des Basisszenarios zurück. Das BIP fällt im Jahr 2019 um 0,5 und im Jahr 2025 um 1,2 Prozent höher aus, als es ohne Asylmigration der Fall wäre. Letzteres entspricht einer Wertschöpfung von 6,5 Milliarden Euro. (András Szigetvari, 17.1.2024)