Das jüngste Spiel von Piranha Bytes, "Elex 2", dürfte sich nicht wie erwartet verkauft haben.
THQ Nordic

Es steht nicht gut um das legendäre Entwicklerstudio Piranha Bytes, die Schöpfer der Rollenspielhitserien "Gothic", "Risen" und "Elex". Demnach dürfte das Unternehmen vor der Schließung stehen, wie mehrere Fachmedien berichten.

So wurde die Website des Studios bereits Ende 2023 abgeschaltet, und auch auf dem offiziellen Youtube-Kanal herrscht seit 27. November Funkstille. Ein weiteres Indiz für eine wahrscheinliche Schließung des Studios ist laut "Gamestar" die Tatsache, dass ein angekündigtes Spiel mit dem Projektnamen "Wiki6" nicht mehr auf der Liste der geförderten Spiele des deutschen Wirtschaftsministeriums auftaucht. Hinter dem Codenamen dürfte sich der dritte Teil der "Elex"-Reihe verborgen haben.

Mittlerweile hätten mehrere Quellen die Schließungsgerüchte bestätigt, schreibt das Fachmagazin. In einer Sondersendung von "The Pod" haben die Spielejournalisten André Peschke und Jochen Gebauer weitere Informationen zusammengetragen. So soll sich das Studio von seinem langjährigen Projektleiter und Aushängeschild Björn Pankratz getrennt haben. Demnach scheint sich das Studio bereits seit November in einer Art Überlebensmodus zu befinden. Grund dafür dürften drastische Einsparungen bei der Muttergesellschaft Embracer Group sein.

Embracer in Schwierigkeiten

Kurz vor der Präsentation des Jahresberichts des Konzerns platzte ein angeblich schon fertig ausverhandelter zwei Milliarden Dollar schwerer Übernahmedeal, was das ganze Unternehmen in eine Schieflage brachte. Kündigungen und Studioschließungen waren die Folge.

Laut "The Pod" konnte der Wiener Publisher THQ Nordic beim Mutterkonzern Embracer eine Fristverlängerung für Piranha Bytes aushandeln. Piranha Bytes sollte demnach verkauft werden. Sogar die Marke "Elex" hätte man mitgegeben, um potenzielle Käufer anzulocken. Diese Versuche scheinen vorerst ergebnislos verlaufen zu sein.

Dazu kam wohl erschwerend hinzu, dass sich das Sci-Fi-Rollenspiel "Elex 2" nicht wie erwartet verkauft hat und hinter den Erwartungen des Managements zurückblieb.

Die rund 30 Angestellten von Piranha Bytes dürften vor der Kündigung stehen. Die Arbeiten an aktuellen Projekten wurden im November eingestellt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Mittlerweile sollen Teile der Belegschaft bereits Kündigungen ausgesprochen haben.

Geheimprojekt "Currywurst"

Ob und wie der Name Piranha Bytes erhalten bleibt, ist aktuell noch unklar. Es sei durchaus möglich, dass THQ Nordic den Namen als Marke weiterführt und die Angestellten innerhalb des Studionetzwerkes wechseln, berichtet "Gamestar".

Einen Funken Resthoffnung gibt es aber noch: Am Mittwoch tauchte plötzlich wieder ein Eintrag auf der Förderseite des deutschen Wirtschaftsministeriums auf. Der Inhalt: ein Open-World-Rollenspiel von Piranha Bytes mit dem Arbeitstitel "Currywurst" mit einer Fördersumme von knapp 3,2 Millionen Euro. Es gilt als wahrscheinlich, dass sich dahinter "Elex 3" verbirgt. Die Förderung läuft bis Jänner 2026.

Auf Rückfrage des STANDARD möchte ein Sprecher von THQ Nordic die Vorgänge nicht weiter kommentieren. Man könne die Gerüchte nicht kommentieren, hieß es.

Spiele mit "Ruhrpott-Charme"

Piranha Bytes steht für kantige Rollenspiele mit einem gewissen "Ruhrpott-Charme", wie die Entwickler selbst erklärten. Große Blockbuster waren die Spiele nie, haben sich aber in den vergangenen 23 Jahren eine große und vor allem treue Fanbasis erobert. Ein Zitat eines Wächters aus dem ersten Teil der "Gothic"-Serie fasst den rauen Charakter der Spiele ganz gut zusammen: "Wir brauchen hier niemanden, der beim kleinsten Drachenfurz umfällt." (pez, 18.1.2024)