Erst, wie er sich selbst bezeichnet, "arroganter Antikapitalist" und dann großzügiger Linksliberaler: So viele gibt es davon in Österreich nicht. Einer der Bekanntesten von ihnen ist Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Zu seinem 80. Geburtstag am Donnerstagabend beschenkt ihn der ORF mit einer dreiviertelstündigen Hommage. Chronologisch führt die Doku Vom Flüchtlingskind zum Präsidenten durch das Leben des früheren Grünen-Politikers und zeigt, wie er zum Amt des Staatsoberhaupts kam.

Fragestunde in der Demokratiewerkstatt mit Alexander Van der Bellen.
Foto: ORF/Walter Reichl

Es ist aber nicht nur der runde Geburtstag Van der Bellens, der den Film höchst aktuell macht. Der Blick auf die Nationalratswahl und die Erinnerung an die Andeutungen vor einem Jahr, wen er nicht angeloben würde, lassen gespannt darauf warten, was Van der Bellen im Film vielleicht noch hinzufügt. "Eine antieuropäische Partei, die den Krieg Russlands gegen die Ukraine nicht verurteilt, werde ich durch mein Handeln nicht noch zu befördern versuchen", sagte er damals in einem Interview und meinte damit die FPÖ.

Nach einer authentischen Einführung in sein Leben im Kaunertal als Kind zweier Flüchtlinge aus der Sowjetunion und sein politisches Fußfassen als "klassischer Linker" kommen fast im Schnelldurchlauf seine vielen Angelobungen während der Regierung Kurz vor.

Alexander Van der Bellen im Alter von acht Jahren in Tirol.
Alexander Van der Bellen im Alter von acht Jahren in Tirol.
Foto: ORF/Privatarchiv Van der Bellen

Interessant eingebaut sind auch seine (erwartbar gemäßigten) Ansichten zu den heutigen Klimaaktivistinnen. Nicht zu vergessen aber auch seine eigene "Bundespräsidentenstichwahlwiederholungsverschiebung" 2016 gegen Norbert Hofer. Fast hätte Van der Bellen damals gegen den FPÖ-Kandidaten verloren. Ob es in diesem Fall Diskussionen geben würde, wen der HBP nach der Nationalratswahl angeloben will und wen nicht, ist natürlich die Frage. (Melanie Raidl, 18.1.2024)