Matthias Mayer
Matthias Mayer, dreimaliger Olympiasieger, war Ende 2022 zurückgetreten und zuletzt Berater der Speedfahrer für den Skiverband.
APA/EXPA/JOHANN GRODER

Ein dreifacher Olympiasieger, der vor dem Hahnenkammwochenende in Kitzbühel in Polizeigewahrsam genommen und ins Krankenhaus gebracht wird, weil er beim "Niederösterreich-Heurigen", zu dem Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner geladen hatte, mit unangenehmem Verhalten aufgefallen ist – natürlich ist das, sagen wir, berichtenswert. Auch für, sagen wir, seriöse Medien. Die Frage ist natürlich, wie und was berichtet wird.

In dem Zusammenhang hat nicht zuletzt eine Presseaussendung des Skiverbands (ÖSV), die dem Vorfall in Kitzbühel flott folgte, da und dort Verwunderung, auch Kritik hervorgerufen. Da hieß es, man musste "mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, dass Matthias Mayer seine gesundheitlichen Probleme, mit denen er schon seit längerer Zeit kämpft, noch nicht überwunden hat". Nicht wenige der Adressaten, also nicht zuletzt Skisportfans und Medienkonsumenten, waren darob erstaunt. Schließlich waren "gesundheitliche Probleme" Mayers bis dahin zumindest kein öffentliches Thema gewesen. Bis dahin.

"Signal für die Medien"

Steht es dem ÖSV zu, diese Probleme auf diese Ebene zu bringen? Schwer zu beurteilen. Tatsache ist, dass die Aussendung jedenfalls auch im Sinne von Mayers engstem Umfeld gewesen sein dürfte. Schließlich bat der ÖSV "nach Rücksprache mit seiner Familie um Respekt und Verständnis, dass wir keine weitere Auskunft geben können". Doch war es der Auskunft nicht eher schon zu viel gewesen? Gabriele Fischer, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie und Abteilungsleiterin an der Universitätsklinik der Med-Uni Wien, sieht es differenziert: "Die Aussendung dient wahrscheinlich auch Mayers Schutz. Sie ist eine Präventivmaßnahme, ein Signal auch für die Medien, dass man sich jetzt nicht auf ihn stürzen soll."

Das beinhaltet unbedingt, dass tunlichst keine Fotos und schon gar keine Videos von dem Vorfall veröffentlicht und Spekulationen vermieden werden sollten. Bleibt zu hoffen, dass auch das eine oder andere weniger seriöse Medium davon Abstand nimmt im Wissen: Hier gibt es ein Problem, das darüber hinausgeht, dass einer vielleicht einmal zu tief ins Glas geschaut hätte. Psychiaterin Fischer sagt, man könne Mayer nur "gute Besserung" wünschen. "So wie man jemandem gute Besserung wünscht, der sich bei einem Sturz auf der Streif beide Beine gebrochen hat." So gesehen würde sie sich dem ÖSV anschließen, der Mayer alles Gute wünschte und die Hoffnung ausdrückte, "dass er möglichst bald wieder zu seiner Leidenschaft, dem Skisport, zurückkehren kann".

Überraschender Rücktritt

Mayer (33) hat bei drei aufeinanderfolgenden Winterspielen jeweils Goldmedaillen geholt, 2014 (Sotschi) triumphierte er in der Abfahrt, 2018 (Pyeongchang) sowie 2022 (Peking) entschied er den Super-G für sich. Ende 2022 war er unmittelbar vor der Abfahrt in Bormio überraschend zurückgetreten. "Ich habe heute meine letzte Besichtigung gemacht, und das reicht mir. Ich habe nicht mehr so den Biss", sagte er da. Zuletzt hatte er die ÖSV-Speedfahrer beraten und sich auch um den Nachwuchs im Speedbereich gekümmert. (Fritz Neumann, 19.1.2024)