Seit den 1970er Jahren orientieren sich die jährlichen Lohnerhöhungen an der sogenannten Benya-Formel (Symbolbild).
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Wien – Die sogenannte Benya-Formel bildet seit den 1970-er Jahren die Grundlage für die jährlichen Lohnverhandlungen. Doch die vom früheren Gewerkschafter Anton Benya erstellte Formel könnte jetzt abgeändert werden. Laut dieser Formel wird die jährliche Inflation – also der durchschnittliche Verbraucherpreisindex – und ein Teil des gesamtwirtschaftlichen Produktivitätszuwachses gefordert.

Grundsätzlich sei die Lohnformel sinnvoll, merkte Benjamin Bittschi, Ökonom vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), im Ö1-"Mittagsjournal" an. Allerdings sprach sich Bittschi für eine kürzere Periode zur Durchrechnung der Inflation aus, etwa drei Monate. Damit wäre man näher am wirtschaftlichen Geschehen und reagiere auf eine schnell anziehende oder nachlassende Inflation, merkte Bittschi an. Zudem sei der Verbraucherpreisindex ungenau. Schließlich würde der Tourismus bei der Inflationsrate stark durchschlagen, da er in Österreich ein hohes Gewicht habe. "Man könnte sich die Frage stellen, ob die Industrie die hohen Preissteigerungen, die durch die hohe ausländische Nachfrage entstehen, weitergeben muss", gab Bittschi zu bedenken.

Gewerkschaft gesprächsbereit

Aber auch Helmut Hofer, Ökonom vom Institut für höhere Studien (IHS), sprach sich für eine Adaptierung der Benya-Formel aus: So könne man etwa die Kerninflation – also ohne Nahrungsmittel und Energie – heranziehen, sagte Hofer im Ö1-"Mittagsjournal". Damit würde man verzerrende Effekte aus dem Ausland verhindern. Wenn man jedoch Reallohnverluste verhindern wolle, müsse man den Durchrechnungszeitraum beibehalten, gab Hofer zu bedenken.

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian hatte sich am Sonntag in der "Pressestunde" prinzipiell gesprächsbereit gezeigt, allerdings: "Man kann nicht während dem Match die Regeln ändern", wurde Katzian im "Mittagsjournal" zitiert. Aber man sehe sich an, was hier auf den Tisch gelegt werde.

Bei der Wirtschaftskammer (WKÖ) zeigte man sich über die Diskussion angesichts des härteren Wettbewerbs und der geänderten Rahmenbedingungen erfreut, teilte Ö1 mit. Da es aber immer Verhandlungen gebe, könne man nur während des Matches die Regeln ändern. (APA, 22.01.2024)