Ein Unbekannter war Steve Jobs auch im Jahr 1984 längst nicht mehr. Seit der Gründung im Jahr 1976 hatte die von ihm gemeinsam mit Steve Wozniak und Ronald Wayne gegründete Firma Apple immer wieder für Aufsehen in der Branche gesorgt, mit dem Apple II für damalige Verhältnisse sogar einen regelrechten Hit gelandet. Mit dem 24. Jänner 1984 sollte sich aber alles ändern – und zwar nicht nur die Geschichte von Apple, sondern jene der gesamten Branche.

1984 lässt grüßen

Exakt 40 Jahre ist es her, da wurde der erste Apple Macintosh veröffentlicht. Bereits zwei Tage zuvor hatte das Unternehmen mit einem der legendärsten Werbespots aller Zeiten für Aufsehen gesorgt. In einer Pause des Super Bowl wurde ein von "Blade Runner"-Regisseur Ridley Scott gestalteter Clip ausgestrahlt, der so etwas wie die ultimative Kampfansage der Computergeschichte war. In Anspielung auf George Orwells Roman "1984" wurde der Mac als jenes Gerät präsentiert, das die Menschheit von der Tyrannei durch "Big Brother" IBM befreien sollte.

1984 Apple's Macintosh Commercial
Mac History

Der dritte Akt in der Legendenbildung fand am 30. Jänner statt, die öffentliche Präsentation des Macintoshs. Es sollte so etwas wie Jobs' Meisterstück werden, eine der besten Produktvorstellungen der Computergeschichte von einem ihrer unzweifelhaft besten Verkäufer. Die Inszenierung war von vorn bis hinten perfekt durchgeplant. Der Macintosh, der selbst einen Schriftzug über den Bildschirm laufen lässt. Jobs, der zum Start eine Diskette aus seiner Jacke holt. Vor allem aber jene vom Rechner selbst gesprochenen Worte: "Hello, I am Macintosh."

GUI

Für Furore sorgte vor allem die grafische Benutzeroberfläche, die sich bequem mit einer Maus bedienen lässt. Doch so einflussreich der Mac zweifelsohne für die Popularisierung dieses Konzepts war, erfunden hat Apple all diese Dinge nicht. Jobs hatte diese Ideen bereits im Jahr 1979 bei einem Besuch im nicht minder legendären Xerox Parc aufgeschnappt. Im Gegensatz zu Xerox wusste Jobs aber damit auch etwas anzufangen und vor allem ein reales Produkt daraus zu machen.

Steve Jobs Introduces the Macintosh
Computer History Museum

Dabei mussten sich er und Wozniak durchaus gegen interne Widerstände durchsetzen. Der Apple-Verwaltungsrat hätte nämlich lieber etwas ganz anderes gesehen: einen günstigeren Rechner, mit dem die breite Masse erreicht werden kann. Auf solch einem Computer würde aber solch eine aufwendige Oberfläche nie laufen, das war Jobs bewusst. Nach einem Fehlschlag mit dem Mac-Vorgänger Lisa konnten sich die Firmengründer schließlich mit ihrer Vision durchsetzen.

Starke Hardware, aber ...

Mit einem mit 8 MHz getakteten Motorola-68000-Chip bot der erste Mac eine für diese Zeit geradezu hervorragende Rechenleistung. Ein Chip, der übrigens später auch in anderen Legenden der Computergeschichte landen sollte, konkret dem ersten Commodore Amiga und dem Atari ST. Dazu kamen Maus, Tastatur und natürlich der 9-Zoll-Monochrom-Bildschirm mit einer Auflösung von 512 × 342 Pixel, der ein fixer Bestandteil des Geräts war.

So begeistert das Feedback auf den ersten Macintosh auch war, ein Erfolg war er zunächst nicht. Nach dem ersten Ansturm sackten die Verkaufszahlen schnell ab. Zeitweise wurden pro Monate nur mehr ein paar Tausend Stück abgesetzt.

Das lag einerseits daran, dass der Macintosh für den Massenmarkt schlicht zu teuer war. Das erste Modell wurde um 2.499 US-Dollar verkauft, inflationsbereinigt wären das heute ungefähr 6.800 Euro. Dagegen ist also selbst Apples neue VR-Brille Vision Pro noch immer ein Schnäppchen. Zudem gab es aber kaum Software für das Gerät, die PC-Welt mag zwar vergleichsweise schnöde, gerade für Firmen aber brauchbarer gewesen sein.

Ein Fehler

Dazu kam, dass Apple selbst bei diesem Preis noch an falscher Stelle gespart hatte: Die 128 KByte RAM waren schlicht zu eng bemessen für die anvisierten Aufgaben. Ein Jahr später bereinigte Apple dieses Defizit, es folgte der "Fat Mac" mit gleich viermal so viel RAM – also 512 KByte. Das Original wurde in diesem Zuge umbenannt, genau genommen heißt der erste Mac also eigentlich "Macintosh 128K".

Steve Jobs mit dem ersten Macintosh.
imago stock&people

Es folgte eine mehr als wechselhafte Geschichte, in deren Zug nicht nur Steve Jobs das Unternehmen verließ, sondern die Firma gar selbst am Rande des Untergangs stand. Jobs selbst war es, der – ironischerweise mithilfe von Microsoft-Gründer Bill Gates – die Rettung vollzog und die Mac-Entwicklung wieder auf die Spur brachte.

Der zweitgrößte Erfolg von Apple

Das einst erklärte Ziel, dem IBM-PC den Garaus zu machen, hat Apple allerdings nie erreicht. Dessen Nachfolger dominiert in Form von Windows-Rechnern nämlich noch immer die Computerwelt. Der Einfluss des Macs auf die Computerwelt ist aber unbestritten, zudem hat er damit auch die Grundlagen für das erfolgreichste Produkt in der Apple-Geschichte gelegt: das iPhone. Insofern: Happy Birthday! (apo, 24.1.2024)