Am Dienstag stehen die republikanischen Vorwahlen in New Hampshire auf dem Programm, und nicht wenige halten dies nach dem Ausscheiden von Ron DeSantis für die letzte Chance von Nikki Haley, einen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu verhindern. Doch auch wenn ihr ein Achtungserfolg gelingen sollte, wird es schwer werden, den Ex-Präsidenten noch abzufangen – zu groß scheint sein Vorsprung in den Umfragen.

Video: Trump geht als Favorit ins Vorwahl-Rennen in New Hampshire.
AFP

Angesichts dieser Ausgangslage wird die Frage nach dem Running Mate von Donald Trump immer eifriger diskutiert: Wer soll im Fall der Fälle an seiner Seite für das Amt des Vizepräsidenten beziehungsweise der Vizepräsidentin kandidieren? Trump selbst brachte das Thema dieser Tage selbst auf, und zwar bei einer Wahlkampfveranstaltung in New Hampshire. "Die Person, an die ich denke, ist eine gute, ziemlich normale Person. Ich denke, die Leute werden darüber nicht überrascht sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass es diese Person wird, liegt bei 25 Prozent", sagte Trump und schürte damit die Spekulationen. Gleichzeitig betonte er, dass es keine Eile gebe bei dieser Entscheidung, er werde sich wohl erst in ein paar Monaten endgültig entscheiden.

Bis es so weit ist, werden die Spekulationen nicht abreißen, werden sich potenzielle Kandidaten und Kandidatinnen in Stellung bringen. DER STANDARD listet jene auf, die es werden könnten – oder auch nicht.

Nikki Haley Die Noch-Konkurrentin Donald Trumps wird immer wieder genannt, weil sie neben dem Krawallpolitiker die moderate, gemäßigte Wählerschaft beziehungsweise Frauen ansprechen könnte. Sie kann noch dazu nationale und internationale Erfahrung aufweisen. Zwar winkten beide in den vergangenen Tagen bezüglich eines gemeinsamen Antretens ab, doch das kann durchaus nur Wahlkampfgetöse sein. Die Karten werden neu gemischt, wenn das parteiinterne Rennen einmal gelaufen ist. Man darf auch nicht vergessen, dass Haley einst von Präsident Trump als US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen nominiert wurde. Allerdings ist fraglich, ob Trumps radikale Anhänger jemand Externen so einfach gutheißen würden. Die Entscheidung liegt aber natürlich bei Trump.

Auf der anderen Seite ist auch fraglich, ob Haley das überhaupt wollen würde. Die Bewegung No Labels etwa könnte sich gut vorstellen, dass Haley für sie als dritte US-Präsidentschaftskandidatin antritt. Das hat sie zwar abgelehnt, aber noch ist sie ja auch im republikanischen Vorwahlkampf vertreten.

Nikki Haley im Wahlkampf in New Hampshire.
Nikki Haley im Wahlkampf in New Hampshire. Wechselt sie bald die Seiten?
APA/AFP/JOSEPH PREZIOSO

Tim Scott Als Trump über die "ziemlich normale Person" redete, wurde er gefragt, ob er dabei an Tim Scott denke. Trumps Antwort: Dieser sei ein "großartiger Kerl", der ihn unterstützt habe. Der Senator aus South Carolina trat ebenfalls an, zog aber im November zurück. Vor wenigen Tagen stellte er sich in New Hampshire bei einer Wahlkampfveranstaltung hinter Trump: Er sei hier, um den nächsten Präsidenten der USA zu unterstützen.

Scott, der einzige schwarze Senator der Republikaner, ist ein klassischer Konservativer, er gilt als beliebt in Washington und bei Spendern. Der 58-Jährige hatte vor seinem Auftritt in New Hampshire erklärt, dass er nicht das Amt des Vizepräsidenten anstrebe – eine klare Absage ist das aber nicht. Spätestens mit seiner öffentlichen Unterstützungserklärung für Trump gilt er als einer der Favoriten auf den Posten.

Tim Scott bei einer Wahlkampfveranstaltung in New Hampshire an der Seite von Donald Trump.
Tim Scott bei einer Wahlkampfveranstaltung in New Hampshire an der Seite von Donald Trump.
REUTERS

J. D. Vance Einst ein großer Kritiker Trumps, vollzog der Manager und Schriftsteller 2022 eine radikale Kehrtwende, durch die er die Unterstützung Trumps für sich gewann und mit dessen Hilfe er den Senatsposten für den Bundesstaat Ohio eroberte. Ideologisch wäre er auf einer Wellenlänge mit Trump, was das Maga-Lager ("Make America Great Again") sicherlich befürworten würde. Damit würde er aber dort, wo Trump schwächelt – etwa bei People of Color, bei Frauen –, keine Hilfe sein. Außerdem ist er erst seit einem Jahr als Senator tätig, wodurch sein nationaler Bekanntheitsgrad überschaubar ist.

J.D. Vance gilt nur als Außenseiter bei der Frage des
J. D. Vance gilt nur als Außenseiter bei der Frage nach dem Running Mate.
APA/Getty Images via AFP/GETTY IMAGES/DREW ANGERER

Elise Stefanik Die 39-jährige Abgeordnete aus New York wird ebenfalls hoch gehandelt. Sie ist Trump treu ergeben und unterstützte ihn bei den zahlreichen Klagen gegen ihn tatkräftig. Manchen im rechten Flügel ist sie nicht rechts genug, außerdem hat sie auf höchster politischer Ebene ebenfalls nur wenig Erfahrung. Doch sie wäre nicht die erste Abgeordnete, die als Running Mate nominiert werden würde. Mitt Romney etwa stellte 2012 Paul Ryan an seine Seite (und verlor).

Auch Elise Stefanik warb in New Hampshire für Donald Trump.
Auch Elise Stefanik warb in New Hampshire für Donald Trump.
AP

Kristi Noem Die 52-jährige Gouverneurin von South Dakota ist ebenfalls äußerst loyal gegenüber Trump, zusätzlich ist sie stramm rechts und mag Waffen. Im Gegensatz zu Stefanik ist sie mit den Hebeln der Macht bereits vertraut. Einziges Manko: Sie präsentiert sich als glühende Anhängerin der traditionellen Ehe, Gerüchte über eine Affäre im Jahr 2021 trüben dieses Bild aber. Nichtsdestotrotz hat Trump sie bereits namentlich als mögliche Kandidatin genannt. Sie selbst ist auch mehr als bereit dafür: "Ich würde es sofort tun."

Kristi Noem steht für Donald Trump bereit.
Kristi Noem steht für Donald Trump bereit.
AP

Sarah Huckabee Sanders Wenn es um treue Trump-Jünger geht, muss natürlich auch dessen frühere Pressesprecherin im Weißen Haus genannt werden. 2021 half der Ex-Präsident tatkräftig mit, dass Sanders 2022 zur Gouverneurin von Arkansas gewählt wurde. Inhaltlich passt zwischen die 41-Jährige und Trump kein Blatt Papier, sie ist eine gute Kommunikatorin, und dadurch, dass sie Schilddrüsenkrebs besiegt hat, kann sie sich als Kämpfernatur präsentieren. Andererseits ist sie lediglich Gouverneurin eines kleinen Bundesstaats, außerdem ist sie dort Umfragen zufolge alles andere als beliebt.

Auch Sarah Huckabee Sanders unterstützt Trump im Vorwahlkampf.
Auch Sarah Huckabee Sanders unterstützt Trump im Vorwahlkampf.
APA/AFP/RICARDO ARDUENGO

Mike Pompeo Der Außenminister unter Präsident Trump und einstige CIA-Direktor wäre wie Haley oder Scott eine sichere Wahl ohne große Überraschungsmomente. Der 60-Jährige hat sich in seinen früheren heiklen Jobs keine groben Schnitzer geleistet, er pflegt weiterhin ein gutes Verhältnis zu Trump, ohne ihn öffentlich in den Himmel zu loben. Auch der rechte Parteiflügel könnte mit ihm leben. Und wenn man ein bisschen weiter in die Zukunft blickt: Müsste ein Vizepräsident Pompeo einen Präsidenten Trump aus welchen Gründen auch immer vertreten oder ersetzen, müsste man sich wohl keine Sorgen machen.

Mike Pompeo wäre eine sichere Wahl.
Mike Pompeo wäre eine sichere Wahl.
APA/Getty Images via AFP/GETTY IMAGES/ANNA MONEYMAKER

Byron Donalds Der 45-Jährige ist einer der bekanntesten schwarzen Politiker bei den Republikanern und gilt als Shootingstar im Repräsentantenhaus. Zuvor war er jahrelang Abgeordneter in Florida, trotzdem hat er sich im Vorwahlkampf rasch auf die Seite Trumps gestellt und Floridas Gouverneur Ron DeSantis die kalte Schulter gezeigt. Er selbst meldet sich regelmäßig offensiv mit der Botschaft zu Wort, dass er bereit sei, als Running Mate zu kandidieren.

Byron Donalds will kandidieren, das erklärt er regelmäßig.
Byron Donalds will kandidieren, das erklärt er regelmäßig.
APA/Getty Images via AFP/GETTY IMAGES/MICHAEL M. SANTIAGO

Bei seinem Auftritt in New Hampshire nannte Trump noch drei weitere Kandidaten: Henry McMaster, Gouverneur von South Carolina und davor Vizegouverneur just unter Nikki Haley. "Er hat mich unterstützt", sagte Trump über ihn. "Schauen Sie, Henry McMaster war Vizegouverneur unter ihr, und er hat mich unterstützt … was sagt Ihnen das?"

Chris Christie, lange Gouverneur von New Jersey und Anfang Jänner aus dem republikanischen Präsidentschaftsrennen ausgestiegen, gilt eigentlich als Kritiker Trumps. Trotzdem hält dieser ihn als Running Mate für denkbar: "Ich mag ihn jetzt schon mehr."

Als dritten Namen brachte Trump den "großartigen" Lindsey Graham ins Spiel, seit mehr als 20 Jahren Senator für South Carolina. Doch allen dreien werden nur Außenseiterchancen eingeräumt.

Bleibt noch ein brisanter Name: Tucker Carlson. Der TV-Moderator, der lange bei Fox News tätig war, ist ein lupenreiner Rechtspopulist, der gerne Verschwörungstheorien verbreitet. Ihn zu wählen würde große Wellen schlagen, Carlson selbst kann man sich auch als exzellenten Wahlkämpfer vorstellen, der die Massen mobilisiert. Auf der anderen Seite ist er auch als einer bekannt, der stur ist und gerne seinen eigenen Weg geht, was ja als Running Mate eigentlich nicht gewünscht ist. Schließlich stellt sich auch die Frage, ob der Narzisst Trump tatsächlich jemanden nominiert, der ihn möglicherweise in den Schatten stellen könnte.

Tucker Carlson (links) 2022 bei einem Golfturnier mit Donald Trump. Ihn zu nominieren würde für Aufsehen sorgen.
Tucker Carlson (links) 2022 bei einem Golfturnier mit Donald Trump. Ihn zu nominieren würde für Aufsehen sorgen.
AP

Potenzielle Kandidaten und Kandidatinnen gibt es also zur Genüge. Bis zu einer Entscheidung wird es aber wohl noch dauern. Die offizielle Kür von Frontrunner und Running Mate erfolgt dann auf dem republikanischen Parteitag vom 15. bis 18. Juli in Milwaukee. (Kim Son Hoang, 23.1.2024)