Novak Djokovic schreit.
Novak Djokovic hatte gegen Taylor Fritz nicht nur Freude, letztlich aber das bessere Ende für sich.
APA/AFP/DAVID GRAY

Melbourne – Für Novak Djokovic lebt der Traum vom 25. Titelgewinn bei einem Tennis-Grand-Slam-Turnier weiter. Der Weltranglistenerste zog am Dienstag mit einem 7:6(3),4:6,6:2,6:3-Erfolg über den als Nummer zwölf gesetzten US-Amerikaner Taylor Fritz ins Halbfinale der Australian Open ein. Dort wartet auf den zehnfachen Melbourne-Champion der Südtiroler Jannik Sinner, der den Russen Andrej Rublew mit 6:4,7:6(5),6:3 bezwang. Ins Frauen-Halbfinale zogen Aryna Sabalenka und Coco Gauff ein.

"Ich habe viel gelitten in den ersten beiden Sätzen – auch wegen der hohen Qualität von Taylor. Er hat gut serviert und die Bälle nahe an die Linien gespielt. Ich war in den meisten Ballwechseln in der Defensive und hatte Mühe mit dem Timing. Dazu die Hitze. Es war physisch und emotional sehr zehrend", sagte Djokovic im On-Court-Interview mit dem verletzten australischen Profi Nick Kyrgios: "Es wird schwer im Halbfinale, beide sind in einer hervorragenden Form."

Djokovic hat eine imposante Serie zu verteidigen, hat er doch immer, wenn er ins Halbfinale eingezogen ist, auch die Australian Open für sich entschieden. Gegen Fritz feierte der Titelverteidiger vor Ort seinen 33. Matchsieg in Folge. Nach 3:45 Stunden verwandelte der 36-jährige Serbe gleich seinen ersten Matchball. Damit endete auch das neunte Aufeinandertreffen von Djokovic mit dem zehn Jahre jüngeren Ranglistenzwölften siegreich.

Marathon-Satz

Der erste Satz war enorm umkämpft, Fritz musste schon im ersten, über 16 Minuten laufenden, Game drei Breakbälle abwehren. Beim Stand von 6:5 ließ dann der US-Amerikaner selbst zwei Break- und zugleich Satzbälle aus. Im Tiebreak hatte Djokovic mit 7:3 klar das bessere Ende, der Satz dauerte fast so lange wie ein gesamtes Fußball-Match. Fritz ließ sich dadurch nicht aus der Bahn werfen und legte mit einem frühen Break zum 1:0 den Grundstein für den Gewinn des zweiten Durchgangs.

Im 3. Satz nahm Djokovic seinem Gegner bei seiner 16. Breakchance zum 2:0 erstmals den Aufschlag ab und führte die Vorentscheidung herbei. Im vierten Satz gelang ihm ein Break zum 4:2 und nach einem unmittelbaren Rebreak ein weiteres zum 5:3. Kurz danach war die 48. Halbfinal-Teilnahme bei einem Major-Turnier perfekt. Gegen Sinner liegt Djokovic im Head-to-Head mit 4:2 voran. Er gewann 2023 im Wimbledon-Semifinale und bei den ATP Finals im Endspiel, der Italiener war im Davis-Cup-Semifinale sowie bei den Finals in der Gruppenphase siegreich.

Sinner gegen Rublew stark

Das Duell mit Djokovic in Wimbledon war Sinners bisher einziger Auftritt in einem Major-Halbfinale, nun erarbeitete er sich seine zweite Chance. Und das gerechtfertigt. Sinner konnte im ersten Satz bei 1:2 zwei Breakbälle abwehren und mit acht Punkten auf 3:2 stellen. Danach hielt er seinen Aufschlag wie im gesamten zweiten Satz, wo ihm leichte Bauchmuskelprobleme zu schaffen machten. Deshalb entschied da das Tiebreak, in dem der Weltranglistenvierte nach einem 1:5-Rückstand mit sechs Punkten ein sehenswertes Comeback gab.

Im dritten Durchgang gab ein Break zum 4:2 den Ausschlag. Nach 2:39 Stunden verwertete der Italiener seinen ersten Matchball und stellte im direkten Vergleich mit Rublew auf 5:2. Im bisherigen Turnierverlauf ist er weiter ohne Satzverlust unterwegs. Der 26-jährige Russe verlor hingegen auch sein zehntes Grand-Slam-Viertelfinale.

Gauff musste kämpfen

US-Open-Champion Coco Gauff hat zuvor das Halbfinale erreicht. Die 19 Jahre alte Amerikanerin gewann am Dienstag in Melbourne ihr Viertelfinale gegen die Ukrainerin Marta Kostjuk nach hartem Kampf mit 7:6 (8:6), 6:7 (3:7), 6:2. Gauff verwandelte nach 3:08 Stunden ihren ersten Matchball.

Coco Gauff schlägt auf.
Coco Gauff hatte gegen Marta Kostjuk Mühe.
IMAGO/ABACAPRESS

Die Nummer vier der Welt bekommt es nun am Donnerstag entweder mit Titelverteidigerin Aryna Sabalenka aus Belarus oder der Tschechin Barbora Krejcikova zu tun. "Ich bin sehr stolz darauf, dass ich heute alles auf dem Platz gelassen habe. Gegen Marta ist es immer schwer", sagte Gauff nach der intensiven Partie im am Dienstag mal wieder sehr heißen Melbourne.

Rasanter Start

Gauff hatte mit Kostjuk deutlich mehr Mühe als erwartet. Die Ukrainerin begann im ersten Grand-Slam-Viertelfinale ihrer Karriere furios und zog schnell auf 5:1 davon. Doch Gauff, die vor den Australian Open bereits das WTA-Turnier in Auckland gewonnen hatte, kämpfte sich zurück. Die Amerikanerin wehrte zwei Satzbälle ab und holte sich den ersten Durchgang im Tiebreak.

Auch im zweiten Satz schenkten sich beide nichts. Beim Stand von 5:4 schlug Gauff bereits zum Matchgewinn auf. Doch Kostjuk kämpfte sich zurück und schaffte im Tiebreak den Satzausgleich. Danach ging der Ukrainerin die Kraft aus, Gauff zog im Entscheidungssatz schnell davon und ist im Jahr 2024 weiter ungeschlagen. Die Nummer vier der Welt bekommt es nun mit Titelverteidigerin Sabalenka zu tun. Die als Nummer zwei gesetzte Spielerin aus Belarus ließ der Tschechin Barbora Krejcikova beim 6:2,6:3 keine Chance. Schon nach 1:11 Stunden war alles klar. (sid, red, APA, 23.1.2024)