Vatikanstadt – Ein vatikanisches Berufungsgericht hat am Dienstag einen Priester wegen sexuellen Missbrauchs eines Mitschülers in einem Jugendseminar zu zwei Jahren Haft verurteilt. Erstinstanzlich war der Angeklagte im Jahr 2021 freigesprochen worden. Es handelt sich um die erste Verurteilung im Vatikan wegen sexueller Vergehen, berichteten italienische Medien.

Der Priester kam vor Gericht, weil er eine Person über einen längeren Zeitraum, von 2007 bis 2012, zum Sex gezwungen haben soll, während beide am Seminar eingeschrieben waren. Die Einrichtung beherbergt Ministranten auch für den Papst, die teilweise Priester werden wollen. Der Missbrauch fand auch während eines Zeitraums statt, in dem der Angeklagte erwachsen und das Opfer minderjährig war.

Vatikan-Stadt
Wegen des Prozesses hatte Papst Franziskus bereits vor einiger Zeit verfügt, das Vorseminar Pio X. in ein Gebäude außerhalb des Vatikans zu verlegen.
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"Peccato originale"

Hintergrund des Verfahrens, das im Oktober 2020 begonnen hatte, war ein 2017 erschienenes Buch des italienischen Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi über Verfehlungen in der römisch-katholischen Kirche. Die Ermittlungen gegen den Priester im Vatikan liefen, seitdem Nuzzis Buch mit dem Titel "Peccato originale" (Erbsünde) im November 2017 veröffentlicht wurde.

Die Gewalt erfolgte im Vorseminar Pio X., der einzigen Einrichtung im Vatikan, in der Minderjährige untergebracht sind. Die Schüler sind unter anderem als Ministranten bei Gottesdiensten im Petersdom tätig. Wegen des Prozesses und der damit verbundenen Vorwürfe hatte Papst Franziskus bereits vor einiger Zeit verfügt, das Internat in ein Gebäude außerhalb des Vatikans zu verlegen. (APA, Reuters, red, 24.1.2024)