Welche Hardware braucht es, wenn man einfach nur Büroarbeiten erledigen, browsen, Videos ansehen und vielleicht ein wenig spielen will? Sucht man im Netz nach Empfehlungen für einen passenden Rechner, landet man schnell bei Laptops und Desktoprechnern im Bereich von 300 bis 400 Euro, sofern man nicht auf Gebrauchtware zurückgreift. Allerdings finden sich in Onlineshops auch zahlreiche Mini-PCs in verschiedener Ausstattung. Selbst bei Geräten um weniger als 200 Euro wird Alltagstauglichkeit versprochen.

Was viele der aktuelleren Geräte eint, ist, dass sie auf eine neue Generation sehr sparsamer Intel-Prozessoren setzt. Häufig auf den Spezifikationszetteln zu finden ist dabei das Modell N100. Er verbraucht gerade einmal 6 Watt. Um sich anzusehen, wie brauchbar ein solcher Chip in der Praxis ist, hat DER STANDARD sich einen solchen Miniatur-Desktoprechner angesehen. Und zwar in Form der Chuwi Larkbox X (2023). Sie kostete zum Zeitpunkt des Einkaufs 160 Euro (170 Euro minus 10 Euro mittels einem direkt auf der Shopseite angezeigten Gutschein).

Testfoto der Chuwi Larkbox X 2023
Chuwi Larkbox X 2023.
DER STANDARD/Pichler

Sparsamer Quadcore trifft DDR5

Beim Intel N100 handelt es sich um einen Anfang 2023 vorgestellten Prozessor. Er bringt vier Kerne mit, die insgesamt vier Threads bearbeiten und auf bis zu 3,4 GHz hochtakten können. Sie teilen sich einen 6 MB großen L3 Cache. Er bringt eine integrierte Grafikeinheit nach Xe-LP-Konzeption (Low Power) mit, die Auflösungen von bis zu 4K (4.096 x 2.160 Pixel) mit 60 Hertz Bildwiederholrate unterstützt und den Anschluss von maximal drei Displays erlaubt.

Im Falle der Larkbox X (2023) werden dem Prozessor 12 GB an LPDDR5-RAM, der bis zu 4.800 MHz Speichertakt beherrscht und fix am Motherboard verlötet ist. Der interne Speicher besteht aus einer M.2-SSD des Herstellers Airdisk mit 512 GB Fassungsvermögen, die im SATA3-Betrieb arbeitet. Sie erreicht in Benchmarks dabei auch typische Werte von bis zu 560 MB/s bei sequenziellem Lesen und 520 MB/s bei sequenziellem Schreiben.

Die Ausstattung mit Anschlüssen ist ordentlich. Es gibt zwei USB-A 3.0 Ports, zwei USB-A 3.2 Ports, einen USB-C-Anschluss mit DP-Alt-Support für den Anschluss von Bildschirmen, einen HDMI-Ausgang, einen DisplayPort-Ausgang, eine 3,5mm-Audiobuchse und zwei RJ45-Netzwerkanschlüsse mit Unterstützung für eine Bandbreite von bis zu einem Gigabit. Für drahtloses Surfen oder Verbindung mit verschiedenem Equipment sind Wifi 6 (802.11ax) und Bluetooth 5.2 an Bord.

Testfoto der Chuwi Larkbox X 2024
DER STANDARD/Pichler

Leicht zu öffnen, wenig zu tauschen

Die komplette Hardware findet Platz in einem sauber verarbeiteten Kunststoffgehäuse mit Maßen von 12,7 x 12,7 x 4,8 Zentimetern. Rechnet man die kleinen Standfüßchen dazu, liegt die Höhe der Larkbox bei exakt fünf Zentimetern. Der kleine Rechner bringt 379 Gramm auf die Waage. Das Paket ist auch noch recht zerlegungsfreundlich gestaltet. Zum Öffnen müssen zunächst vier in die Füße integrierte Schrauben gelöst werden, um die Bodenplatte abnehmen zu können. Anschließend lassen sich innen weitere vier Schrauben lösen, die die beiden Gehäusehälften verbinden. Beim Auseinandernehmen ist dann noch auf das Antennenkabel des WLAN-Moduls aufzupassen.

Austauschen lässt sich allerdings nicht viel. Zu Wartungszwecken lässt sich der Heatsink mit integriertem Lüfter abnehmen, darüber hinaus kann nur die verbaute SSD gewechselt werden. Im Lieferumfang befindet sich eine Halterung, mit dem man den Rechner an die Wand oder – mittels den eigentlich für Wandhalterungen bestimmten Gewinden – an die Rückseite eines Monitors befestigen kann.

Testfoto der Chuwi Larkbox X 2024
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Guter Ersteindruck

Vorinstalliert ist Windows 11, das nach der Inbetriebnahme auch schnell eingerichtet ist. Das System reagiert im Ausgangszustand flott und es ließe sich zumindest auf den ersten Blick nicht vermuten, dass hier ein Prozessor zu Werke geht, dessen typische Leistungsaufnahme mit 6 Watt spezifiziert ist. Nutzt man den Mini-PC nur zum Browsen und Schreiben, pendelt der Energiehunger des N100-Prozessors zwischen 3 und 5 Watt. Erst wenn man Videoplayback startet oder mehr Multitasking betreibt, steigt der Wert darüber hinaus. Getestet wurde der Mini-PC an zwei unterschiedlichen Bildschirmen mit Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 bzw. 1.920 x 1.200 Pixel)

In per Benchmark herbeigeführten Szenarien maximaler Auslastung erreichen CPU und Grafikeinheit kombiniert knapp über 13 Watt, wobei der Prozessor selbst etwa 10 Watt ausmacht. Im Realbetrieb ist das aber fast nur zu Erreichen, wenn man das System für Dinge einsetzt, für die es eigentlich nicht vorgesehen ist - beispielsweise grafisch aufwändigere Spiele oder Videorendering. Chuwi wirbt zwar auf seiner Website damit, dass etwa "GTA 5" mit 50 Frames pro Sekunde auf dem Rechner spielbar sei, verrät aber nicht, unter welchen Einstellungen das der Fall ist.

Grundlegend können ältere Blockbuster-Games schon flüssig auf dieser Plattform laufen, man muss allerdings dafür von einer massiven Reduktion der Grafikeinstellungen ausgehen. Für Gaming ist dieses Gerät schlicht nicht ausgelegt. Spiele mit weniger grafischem Anspruch packt die Larkbox aber durchaus. "League of Legends" in mittleren Einstellungen läuft darauf im Schnitt mit 70 bis 90 Frames pro Sekunde. Auch die Emulation von älteren Konsolen wie NES oder Gameboy klappt ohne Probleme.

Testfoto der Chuwi Larkbox X 2024
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Ein Tag im Büro

Für den Praxistest durfte die Larkbox einen Tag im STANDARD-Büro verbringen und dem Autor dieser Zeilen als Arbeitsgerät dienen. Ihre Konkurrenz waren dabei ältere Desktoprechner mit i3- und i5-Prozessoren von Intels sechster und achter Core-Generation. Auf deren Level, öfters sogar etwas darüber, bewegt sich der Intel N100 auch in diversen Benchmarks (unter anderem im Geekbench-CPU-Test und dem Corona-Renderingbenchmark). Selbst wenn er fünf bis sieben Jahre jünger ist, ist es durchaus beeindruckend zu sehen, dass eine mindestens gleichwertige Leistung heute mit einer nominellen Leistungsaufnahme von 6 Watt möglich ist. Das ist circa ein Sechstel der 35 Watt, die für die Prozessoren der Büro-Stand-PCs angegeben ist. Die Office-Desktops dürften im Vollbetrieb auch deutlich über 100 Watt an Leistung ziehen, während die Larkbox ein 36-Watt-Netzteil mitbringt, faktisch aber kaum über 20 bis 25 Watt an tatsächlicher Leistungsaufnahme kommt.

Dazu kommt, dass der Intel N100 eine Reihe modernerer Features mitbringt und trotz in Benchmarks fast identer Grafikleistung problemlos 4K-Videos abspielen kann, während das Bürogerät dabei ins Stocken kommt. Die modernen Xe-Grafikkerne ermöglichen außerdem die Verwendung von KI-Tools wie dem Bildvergrößerer Upscayl, die auf der älteren Hardware schlicht den Dienst verweigert. Das Hochrechnen eines Fotos mithilfe eines KI-Modells dauert zwar seine liebe Zeit, aber immerhin ist es möglich.

Testfoto der Chuwi Larkbox X 2024
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Gefordert war die Larkbox darüber hinaus mit meist 20 oder mehr geöffneten Chrome-Browsertabs, reichend von einfachen Webseiten bis zu multimedial zugepflasterten Onlinepräsenzen. Dazu liefen der Bildbetrachter Irfanview und Microsoft Teams zwecks interner Vernetzung. Die Larkbox stemmte sämtliche Aufgaben ohne relevanten Leistungseinbrüchen, gefühlt auch immer einen Tick flotter als der Office-PC.

Als Lösung für Büroarbeit und grundlegende Multimediaansprüche erweist sich die N100-Plattform somit als überraschend brauchbar. Im Falle der Larkbox blieb das Gerät dabei fast immer unhörbar. Im ruhigen Zimmer war beim Ausführen von Benchmarks maximal ein leises "Zischeln" zu vernehmen, beim Hintergrundlärm eines Großraumbüros geht selbiges aber komplett unter. Auch unter Last wurden keine problematischen Temperaturen erreicht. Als Maximum ließen sich 83 Grad ermitteln, was weit von einem kritischen Wert entfernt ist, da die Notabschalttemperatur der CPU mit 105 Grad definiert ist. In der Praxis bewegen sich die Temperaturen bei höherer Beanspruchung aber meist im Bereich von 60 bis 75 Grad.

Testfoto der Chuwi Larkbox X 2024
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Fazit

Für Gamer oder Menschen mit höheren Performanceansprüchen bei der Arbeit ist das Gerät natürlich nichts. Casual Games und einfachere Emulation laufen darauf gut, doch alles was nach mehr Grafik- oder Prozessorleistung verlangt, stellt eine Überforderung dar. Das ist bei einem 160-Euro-PC auch kaum anders zu erwarten.

Wenn die Larkbox mit ihrem Intel-N100-Prozessor aber eines beweist, dann, dass sich grundlegender Bedarf an Office und Multimedia mit einem günstigen Rechner ohne großen Energiehunger abdecken lässt. Im Büroalltag schlägt sich das Gerät sehr solide. Geschwindigkeitsrekorde stellt es freilich nicht auf, es ist aber auch nicht quälend langsam. Dazu verfügt die Hardware über moderne Features, die etwa auch den Einsatz von KI-Werkzeugen prinzipiell ermöglichen. Dabei bleibt das System in der Verwendung stets leise und lässt sich ob seiner kompakten Maße praktisch überall aufstellen, wo man Zugang zu einem Bildschirm hat. Das kommt aber mit dem Nachteil, dass nur Speicher und Heatsink auswechselbar sind, während alle anderen Komponenten fix mit dem Mainboard verbunden sind. (gpi, 27.1.2024)