Die wichtigsten Protagonisten in der größten Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte, jener des Signa-Konzerns, haben sich bisher mit Äußerungen merklich zurückgehalten. Da wäre vor allem Signa-Gründer René Benko, der völlig schweigt. Aber auch Aufsichtsratschef und Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) hat sich bisher nur einmal zu Wort gemeldet, in einem ausführlichen Ö1-Interview. Schließlich gibt es noch Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner, 15-Prozent-Eigentümer der Signa Holding und jener Mann, der im vergangenen November den Aufstand gegen Benko mit einem kritischen Brief der Investoren erst losgetreten hat. Auch von Haselsteiner hörte man in der Causa bislang kaum etwas.

Auskünfte zur Signa gab Strabag-Gründer und Signa-Großinvestor Hans Peter Haselsteiner in der
Auskünfte zur Signa gab Strabag-Gründer und Signa-Großinvestor Hans Peter Haselsteiner in der "ZiB 2"
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Mittwochabend nahm der 79-jährige Unternehmer dann allerdings bei "ZiB 2"-Moderator Armin Wolf Platz, um über die Signa und deren Insolvenzverfahren zu berichten. Zur Erinnerung, es laufen gerade drei: jenes der Dachgesellschaft Signa Holding sowie bei den beiden wichtigsten Immobilientöchtern Signa Prime und Development.

"Ich habe mich bereit erklärt, Kapital zur Verfügung zu stellen", sagte Haselsteiner. Konkret ist er willens, 25 Millionen in die Signa Development einzuschießen, um einen kontrollierten Weiterbetrieb zu ermöglichen und Notverkäufe zu verhindern. Warum die Development? Weil er hier Gesellschafter sei, führte Haselsteiner aus; jetzt gelte es für die Organe, "auf das Angebot zurückzukommen".

Video vom 16.1.: Die Finanzierung von Signa-Prime ist laut Insolvenzverwalter vorerst gesichert.
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Bittere Niederlage

Scharfe Kritik übte Haselsteiner vor allem an René Benko – und an sich selbst. "Wie konnte mir das passieren?", hinterfragte der Strabag-Gründer und Signa-Großinvestor sein Engagement. Es sei "eine bittere Niederlage aus unternehmerischer Sicht". Er frage sich selbst, so Haselsteiner, "was ich verabsäumt habe und warum ich nicht kritischere Fragen gestellt habe". Unter anderem der Ausbau des Handelsgeschäfts und der Ankauf des Chrysler Buildings in New York seien schwere Fehler der Signa gewesen. "Das vertiefte Prüfen wäre sinnvoll gewesen". Alles sei für ihn "ein großer Fehler" gewesen, "schmerzhaft teuer".

"Mangelnde Bescheidenheit"

Kritikobjekt Nummer zwei: René Benko. Warum dieser keine Bereitschaft zeige, Geld in die insolvente Signa einzuschießen, "müsste man ihn selbst fragen", sagt Haselsteiner in Richtung Wolf. Auch das absolute Stillschweigen Benkos über die gesamte Causa hinweg würde Haselsteiner "nicht teilen", ebenso wenig wie seine "mangelnde Bescheidenheit", die in Form von Privatjets und teuren Villenmieten der Signa Millionen kostete. Er selbst sei mit Benko heute "fallweise" in Kontakt, führt der Strabag-Gründer aus. "Er ist desperat und kämpft um eine Haltung".

Klare Worte fallen schließlich in Bezug auf die Rolle, die Benko in der Signa spielte. Offiziell hat er ja bereits sei rund einem Jahrzehnt keine mehr inne (außer jener des Vorsitzenden des informellen Beirats der Signa Holding). Doch Benko "hat die Zügel in der Hand gehabt", sagt Haselsteiner. "Er hat seine Mitarbeiter und Geschäftsführer angewiesen – das ist in meinen Augen offenbar. Da sollte er sich nicht drücken; damit ist er verantwortlich wie ein Geschäftsführer."

Sollte es in den Insolvenzverfahren und etwaigen weiteren Verfahren um mögliche Haftungen in der Causa Signa gehen, dann könnte diese Frage nach der Rolle Benkos noch höchst relevant werden. (Joseph Gepp, 24.1.2024)