Erst am Mittwochabend hat DER STANDARD darüber berichtet. Eine deutsche Tochter des österreichischen Immobilienkonzerns Soravia ist in Probleme geraten. Ende Dezember hat die Hamburger One Group, eine Fondsgesellschaft mit Schwerpunkt Neubauimmobilien, erklärt, bei vier von 25 Anleihen vorübergehend keine Zinszahlungen an die Anleger zu leisten. Hintergrund sei, dass man in der aktuellen schwierigen Marktphase "handlungsfähig bleiben" wolle, so die Mitteilung an die Investoren. Hohe Zinsen, hohe Baupreise und die Folgen der Signa-Pleite setzen dem Immobilienmarkt gerade massiv zu.

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Der Austro Tower im dritten Wiener Bezirk ist die Zentrale der Soravia, eines der wichtigsten österreichischen Immobilienunternehmen.
ATP und SORAVIA

Dem Mutterkonzern in Wien dürfte dieses Vorgehen nicht recht sein. Wie Donnerstagfrüh per Presseaussendung der One Group verkündet wurde, wird die Geschäftsführung der One Group ausgetauscht. Man "ordnet die Geschäftsführung neu", so die Aussendung: "Mitte Jänner endete die Tätigkeit der bisherigen Geschäftsführer Malte Thies und Oliver Quentin einvernehmlich; beide verbleiben jedoch weiter im Team der One Group. Die Nachfolge in der Geschäftsführung übernehmen zwei One Group Manager mit langjähriger Fach- und Führungskompetenz." Die Nachfolge übernimmt Uwe Richter, laut One Group Experte im Portfoliomanagement.

Streit über Zulässigkeit

Nach der Aussetzung der Zinszahlungen ist ein Konflikt entbrannt: Anlegeranwälte haben den Standpunkt, dass dieser Schritt nur zulässig sei, wenn eine Insolvenz drohe. Die One Group beziehungsweise Soravia halten dagegen: Die Anleihen würden nämlich einen "Liquiditätsvorbehalt" vorsehen – was bedeutet, dass im Folgequartal an die Anleger nachgezahlt werden kann, falls gerade nicht genug Liquidität zur Verfügung steht, hieß es in einer Stellungnahme der One Group an den STANDARD am Mittwoch. Das bedeutet freilich, dass die One Group gerade äußerst knapp bei Kasse ist. (Joseph Gepp, 25.1.2024)