Das Jahr hat für die Eurozone nicht besonders gut begonnen, denn es mehren sich die Anzeichen, dass die wirtschaftlichen Turbulenzen auch in den kommenden Monaten weitergehen werden. Das deutsche Ifo-Institut hat soeben die Ergebnisse seiner Befragung unter 9.000 Führungskräften in der deutschen Wirtschaft veröffentlicht. Ergebnis: Die Stimmung in den deutschen Chefetagen ist zu Jahresbeginn so trüb wie zu Corona-Zeiten. Gerechnet worden war mit einer Aufhellung im Jänner, daraus wird aber nichts. Bereits am am Mittwoch kamen aus der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas ähnlich ernüchternde Daten: In Frankreich hat sich das Geschäftsklima unter Dienstleistern wieder eingetrübt, auch dort verschlechtert sich die Stimmung unter den Unternehmern. Und zwar geht es immer schneller bergab.

Dabei war die Eurozone technisch gesehen wohl schon Ende des Jahres 2023 in einer Rezession. Dazu stark beigetragen hat ausgerechnet die Europäische Zentralbank (EZB). Sie hatte den Leitzins seit Sommer 2022 binnen weniger Monate in zehn Schritten von null auf 4,5 Prozent angehoben und damit Kredite für Unternehmen wie Häuslbauer empfindlich verteuert. Die Folge war nicht nur ein Einbruch bei Investitionen, auch die Bautätigkeit ging zurück. Das ist ja auch das Ziel der Zentralbank gewesen, die damit die Inflationsrate auf zwei Prozent drücken will. Die große Debatte tobt darum, ob der Preis zu hoch ist, ob die EZB nicht zugunsten einer Konjunkturbelebung die Zinsen wieder senken sollte.

EZB-Chefin Christine Lagarde.
EZB-Chefin Christine Lagarde.
REUTERS/YVES HERMAN

Die Währungshüter haben darauf am Donnerstag bei ihrer Zinssitzung in Frankfurt eine klare Antwort gegeben: Nein. Der Leitzins bleibt wie erwartet unverändert. Die Zentralbank unter Christine Lagarde verfolgt damit weiter das Mantra, dass die Leitzinsen für längeren Zeitraum höher bleiben müssen, um sicherzugehen, dass der Inflationsdruck nicht wieder zunimmt.

Im Dezember war die Inflation bei 2,9 Prozent gelegen. Das war insofern ernüchternd, als die Inflation damit etwas angestiegen war im Vergleich zum Vormonat, um 0,5 Prozentpunkte. Vor allem höhere Energiepreise trugen zum Anstieg bei, die Kerninflation, in der diese ausgeklammert sind, sank gleichzeitig auf 3,4 Prozent. Allerding: Noch im Herbst 2022 hatte sich die Inflationsrate im Euroraum zeitweise in einem Bereich über zehn Prozent bewegt. Der Teuerungsdruck hat also bereits stark nachgelassen.

Ziel der Notenbank bleibt dennoch, die Teuerung auf zwei Prozent zu drücken. "Auf Grundlage der aktuellen Beurteilung" sei die EZB-Führung der Auffassung, "dass sich die EZB-Leitzinsen auf einem Niveau befinden, das – wenn es lange genug aufrechterhalten wird – einen erheblichen Beitrag leisten wird, das Ziel zu erreichen." Und weiter: "Restriktive Finanzierungsbedingungen dämpfen die Nachfrage, und dies trägt zum Rückgang der Inflation bei."

Im Herbst, nach der letzten Zinserhöhung der EZB, waren die Aktienmärkte in einen Freudentaumel verfallen, an den Märkten ging es nach oben. Grund: Viele Anleger waren der Ansicht, die Europäische Zentralbank habe es übertrieben und werde die Zinsen bald wieder senken müssen. Niedrigere Zinsen bedeuten, dass es für Kapitalanleger wieder interessanter wird, ihr Geld an der Börse anzulegen. Darum die Kursgewinne. Seitdem versucht die EZB Erwartungen nach zu schnellen Zinssenkungen zu dämpfen. Auch weil sie fürchtet, dass die Stimmung dazu führt, dass alle mit einem laxeren Kampf gegen die Teuerung rechnen – was zu weiteren Preisanstiegen führt. (szi, 25.1.2024)