"Fuck", wird Kommissar Rafael Dorner einmal aus vollem Leib schreien. Ihm ist irgendwann alles scheißegal. Man kann ihn verstehen. Dunkle Wasser nennen die Brüder Arash T. Riahi und Arman T. Riahi ihren Krimi, in dem erstmals Christoph Luser als Hauptkommissar Rafael Dorner ermittelt. Burgtheaterschauspieler Luser und Salka Weber – sie spielt seine Kollegin Alex Fink – folgen Stefanie Reinsperger und Manuel Rubey als Ermittlerteam im Landkrimi aus Salzburg nach. Schauplatz dieser sehr düsteren Folge am Dienstag im Hauptabend von ORF 1 ist der malerische Mattsee im Flachgau.

Erwin Steinhauer als Dorfkaiser (li.) mit Salka Weber und Christoph Luser als Ermittler im ORF-Landkrimi
Erwin Steinhauer als Dorfkaiser (li.) mit Salka Weber und Christoph Luser als Ermittler im ORF-Landkrimi "Dunkle Wasser".
Foto: ORF, Stefanie LeoRF

Vergangenheitsbewältigung

Dort, wo sich die Sommerfrischler vergnügen, wird die Leiche der 17-jährigen Elena aus dem Wasser gezogen, ein Schock für den ganzen Ort. Hauptkommissar Dorner ist dort aufgewachsen, kennt die Menschen und ihre Geschichten. Und er kannte auch das Opfer und ihre Mutter Franziska Burgstaller (Anna Tenta), mit der ihn früher viel verband und die ihm auch heute nicht egal ist.

Aber bevor er loslegen kann oder sich überhaupt die Frage nach seiner Befangenheit stellt, hat er noch einen anderen Schock zu verarbeiten. Weil er nach dem Tod seiner früheren Partnerin psychisch angeschlagen ist, wird ihm eine junge Kollegin zur Seite gestellt. Alex Fink – eloquent, patent und ehrgeizig – soll auf ihn aufpassen. Reibereien sind da natürlich vorprogrammiert.

Salka Weber als taffe Ermittlerin Alex Fink.
Wird Raffael Dorner zur Seite gestellt: Salka Weber als Ermittlerin Alex Fink.
Foto: ORF/Gebhardt Productions/Stefanie Leo

Gier, Lügen, Schweigen

Dass dieser Schritt aber notwendig und eine goldrichtige Entscheidung ihrer Vorgesetzten war, wird sich im Verlauf der Handlung herausstellen. Finks Blick auf die Geschehnisse ist wichtig, auch weil sie im Gegensatz zu Dorner keinen Bezug zum Ort hat.

Denn die Suche nach Elenas Mörder wird eine Reise in Dorners eigene Geschichte. Eine, die nicht nur ihn, sondern das ganze Dorf betrifft. Es geht um Vergangenheitsbewältigung, um persönliche Schicksale, um Gier, Lügen und deren Nichtaufarbeitung. Weil Schweigen noch immer leichter fällt als das Reden über die Gräuel des Nationalsozialismus. "Es wollte niemand mehr erinnert werden. Was passiert ist, haben die Leute im dunkelsten Winkel ihres Herzens vergraben", sagt einmal der alte Arzt Dr. Siebert (Peter Mitterrutzner), der einen nicht unwesentlichen Anteil an der Aufklärung des Falles hat.

Peter Mitterrutzner als Dr. Siebert und Christoph Luser als Ermittler Rafael Dorner.
Peter Mitterrutzner als ehemaliger Arzt Siebert und Christoph Luser als Ermittler Rafael Dorner.
Foto: ORF/Gebhardt Productions/Stefanie Leo

Erwin Steinhauer spielt den Dorfkaiser Viktor Schober mit der Arroganz jener Männer, die meinen, wegen Geldes und Einflusses alles im Griff zu haben. Auf ihn hören die Leute im Dorf, auch weil sie über Generationen von der Gunst seiner Familie abhängig waren. Jetzt steht sein Weichei-Sohn Lukas unter Mordverdacht. Wird es der Papa richten?

Grenzen

Autor Ralph Werner schickt Kommissar Dorner an seine psychischen und auch physischen Grenzen, das wirkt teils allzu gewollt. Und auch die rasanten Wendungen sind nicht immer nachvollziehbar.

Weniger wäre wie so oft auch hier mehr gewesen. Eine Fortsetzung dieses neuen Salzburger Ermittlerteams wünscht man sich dennoch, Dorner und Fink brauchen noch Zeit, um sich zusammenzuraufen. (Astrid Ebenführer, 30.1.2024)