Sie mag nicht unbedingt das Lieblingsgerät vieler Menschen sein, aber viele Haushalte haben eine: die Waschmaschine. Mit Trommel und Pumpe erspart sie uns die händische Reinigung vieler Kleidungsstücke und anderer Textilien, kostet dafür aber auch in der Regel einige hundert Euro. Umso ärgerlicher ist es, wenn es dann kurz nach Ablauf der Gewährleistungsdauer – in der EU ist ein Minimum von zwei Jahren vorgegeben – zu Problemen kommt.

Um es Kundinnen und Kunden zu ermöglichen, bei solchen und anderen Geräten selbst Hand anzulegen, anstatt gleich eine potenziell teure Reparatur beauftragen zu müssen, sind 2021 Verordnungen im Rahmen der EU-Ökodesign-Richtlinie in Kraft getreten. Sie sehen vor, dass Hersteller es ihren Käufern erleichtern, Geräte selber wieder flottzumachen, um deren Lebensdauer im Sinne von Umwelt und Klima zu verlängern. In der Praxis klappt das aber noch nicht ganz so, wie es sollte, attestiert der deutsche Verbraucherzentrale-Bundesverband (vzbv) in einer Untersuchung (PDF).

17 von 20 Ersatzteilen verfügbar

Eine der Vorgaben ist, dass spätestens nach Ablauf der gesetzlichen Gewährleistungsfrist Ersatzteile verfügbar sein müssen. Der vzbv sichtete das Ersatzteilangebot von zehn Herstellern für ein mittlerweile aus der Gewährleistung gefallenes Waschmaschinenmodell, nämlich einen Waschmittelbehälter sowie einen Dichtring für den Laugenbehälter bzw. eine Türdichtung. Während der Austausch von Ersterem einfach ist, erfordert der Dichtungstausch einige Arbeit, verbunden mit dem Aus- und Wiedereinbau anderer Teile.

Zwei Miele-Waschmaschinen auf der IFA 2018 in Berlin.
Zwei Miele-Waschmaschinen auf der IFA 2018 in Berlin.
imago images/STPP

Die guten Nachrichten zuerst: Bei acht der zehn Unternehmen waren beide Teile erhältlich und direkt über die Website bestellbar. LG bot nur den Waschmittelbehälter an, der Dichtungsring war auf der Website nicht auffindbar. Bei Haier konnten die Tester keinen der Ersatzteile entdecken. Ob die Ersatzteile über andere Quellen beziehbar waren, war nicht Gegenstand der Untersuchung, da die Ökodesign-Richtlinie explizit ein Angebot durch die Gerätehersteller vorsieht.

Teilweise war es schwierig, Ersatzteile auf der Website zu finden oder das korrekte Ersatzteil für das jeweilige Waschmaschinenmodell zu identifizieren. Als Negativbeispiel nennt man Miele, wo Ersatzteile mit gleichem Namen und unterschiedlichen Teilnummern ohne Bild gelistet sind und erst durch Nachfrage beim Unternehmen geklärt werden konnte, welches zur Maschine passt. Positiv streicht man wiederum AEG hervor, wo es neben Fotos der Teile auch eine Kompatibilitätsprüfung, Einschätzung des Schwierigkeitsgrad des Austauschs sowie einen direkten Link zu einer Einbauanleitung gibt.

Große Preisdifferenzen, wenige Anleitungen

Festgestellt wurden allerdings auch massive Preisdifferenzen bei den Komponenten. Der günstigste Waschmittelbehälter, passend zu einer Siemens-Waschmaschine, kostete 5,95 Euro. Der teuerste, im Angebot von Bauknecht, schlug mit 72,60 Euro zu Buche. Im Mittel wurden 40,87 Euro fällig. Wo verfügbar, wurde nur der Preis für die Einspülschale berücksichtigt, da Griff und Blende häufig separat zu bestellen sind. Beim Dichtring schwankte der Preis zwischen 38,88 Euro (Beko) und 118,43 Euro (Miele) bei einem Durchschnittspreis von 66,77 Euro. Die Versandkosten waren unauffällig und bewegten sich zwischen kostenloser Zusendung und 6,99 Euro.

Waschmittelbehälter einer Waschmaschine
Der Tausch des Waschmittelbehälters ist einigermaßen trivial, der Wechsel des Dichtungsrings allerdings nicht.
DER STANDARD/Pichler

Die Richtlinie schreibt Herstellern vor, dass sie bestellte Ersatzteile binnen 15 Werktagen liefern müssen. Bei 14 der 17 Teile war die angegebene Lieferzeit teils sogar deutlich darunter, mit zugesagten Lieferzeiten von sechs Arbeitstagen oder weniger. Gorenje garantierte für den Waschmittelbehälter eine Zustellung "innerhalb von drei Wochen", was exakt dem Limit der Richtlinie entspricht. Beko gab für den Waschmittelbehälter einen Zeitraum von acht Wochen an und überschritt die Vorgabe damit deutlich. Beko lieferte für den Dichtungsring keine klare Angabe, dieser war lediglich als "auf Lager" ausgeschildert.

Düsterer sieht es leider in Bezug auf Anleitungen aus. Während der Wechsel des Waschmittelbehälters einigermaßen trivial ist, ist Hilfestellung beim Dichtungstausch gerade für Laien wichtig. Sechs Hersteller stellten allerdings auf ihrer Website überhaupt keine Anleitung zur Verfügung, AEG, Beko, Bosch und Siemens hingegen schon. Dort variierten diese zwar in der Länge teilweise deutlich und waren allesamt bebildert. Allerdings mangelte es teils an der Verständlichkeit der Texte. AEG hatte außerdem ein englischsprachiges Video parat, das durch den Austausch des Dichtungsrings leitet.

Luft nach oben

Das Fazit ist vorsichtig positiv. Abgesehen von zwei Herstellern hätten alle die Vorgaben der Ökodesignverordnung "weitgehend eingehalten". Allerdings fehle es an Möglichkeiten für Kunden, Hersteller zur Rechenschaft zu ziehen und Schaden geltend zu machen, wenn Ersatzteile nicht oder nicht rechtzeitig zur Verfügung gestellt werden. Denn die Betroffenen seien dann mitunter dazu gezwungen, eine neue Waschmaschine anzuschaffen oder monetäre Einbußen beim Weiterverkauf ihres Gebrauchtgeräts hinzunehmen. Der vzbv empfiehlt, die Richtlinie hier nachzuschärfen. Dazu wünscht man sich auch gesetzliche Vorgaben für die Bereitstellung verständlich formulierter Anleitungen sowie eine Verkürzung der Lieferfrist.

Spielraum ortet man aufgrund der starken Differenzen auch bei den Preisen für die Ersatzteile, die ebenfalls ein starker Hinderungsgrund für eigenmächtige Reparaturen seien. "Unterschiede von bis zum zwölffachen Preis für vergleichbare Ersatzteile sind aus Sicht des vzbv schwer nachzuvollziehen und können kaum mit unterschiedlichen Produktionskosten begründet werden", so der Verbraucherzentrale-Bundesverband. (gpi, 29.1.2024)