Dominic Thiem unternimmt den nächsten Anlauf.
APA/BARBARA GINDL

Schörfling – Dominic Thiem hat am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Schörfling am Attersee, bei der er und Sebastian Ofner über ihre Saisonplanung informiert haben, die Trennung von seinem Coach Benjamin Ebrahimzadeh verlautbart. "Ja, ich habe mich nach Australien vom Benny getrennt", meinte Thiem. Mit einem Nachfolger, der dezidiert Touringcoach wird, ist man kurz vor einer Einigung. Einen Namen wollte Thiem aber noch nicht nennen, er verriet nur, dass es kein Österreicher ist.

Thiem wird nun wieder verstärkt zu Hause in Traiskirchen und Oberpullendorf mit Vater Wolfgang trainieren. Seinen Plan für die nächsten Monate hat er abgeändert und kehrt auch wieder für einige Turniere auf die Challengertour zurück. Nach dem Davis Cup in Irland dieses Wochenende, den er wie Ofner auch wegen des ITF-Reglements spielt, um eventuell bei Olympia dabei sein zu können, tritt Thiem auch bei einem lange zugesagten Schauturnier (UTS) in Oslo an.

Szekesfehervar, Zadar und Napoli

Danach werde er den Amerika-Trip dieses Jahr auslassen und noch einmal zwei, drei Wochen trainieren. Und im März wolle er mit drei Challengern auf Sand beginnen: "Szekesfehervar, Zadar und Napoli", sagte Thiem. Erst danach wolle er entscheiden, wie es weitergeht. Bis Monte Carlo habe er so gut wie keine Punkte zu verteidigen. Darum will er bei den erwähnten Challengern ordentlich Punkte sammeln. "Dann kann es bald einmal in Richtung Top 70, 60 gehen – und ich kann auch besser planen, weil das Ranking, wo ich jetzt stehe, ist ein schwieriges. Jedes 250er-Turnier ist eine Zitterpartie."

Es würden bei ihm einfach die letzten Prozent fehlen, und darum habe er entschieden, "wieder zurück nach Hause" zu kommen. Viel fehle ihm nicht. "Ich sehe das so als letzte Chance. Wenn ich es schaffe, kann es auch schnell gehen." Nachgefragt, was die Aussage mit der letzten Chance genau bedeutet, meinte Thiem: "Ich bin jetzt zwei Jahre wieder dabei seit der Verletzung, und ich habe 2022 auf 100 oder so beendet und letztes Jahr auf 98. Sollte ich das Jahr wieder auf 100 beenden, muss man schon überlegen, ob sich das Ganze noch lohnt." Sein Ziel sind für dieses Jahr die Top 50.

Die Entscheidung zum Trainerwechsel sei nach der Fünfsatzniederlage bei den Australian Open gereift. "Ich stehe jetzt seit zwei Jahren in Rankingsphären, in denen ich nicht stehen will. Natürlich belastet mich das", gestand Thiem. "Da kommen viele Dinge dazu, die ich so jahrelang nicht gekannt habe, wie zum Beispiel ewig lang drum zittern, dass ich in Hauptbewerbe von Turnieren reinkomme."

Unkenrufern im Netz, er würde nur noch wegen des Geldes spielen, erteilt der US-Open-Sieger 2020 und insgesamt vierfache Major-Finalist aber eine Absage. "Des Geldes wegen habe ich es auch nie gemacht. Ich bin kein Mensch, dem Geld sehr viel bedeutet. So ehrlich bin ich auch, das ganze Thema ist mir ziemlich egal. Ich laufe schon länger dem Gefühl nach, wirklich wieder so in einem Match Tennis zu spielen, wie ich es kann. Und wie ich das auch von mir verlange."

Nein zu Bresnik

Der neue Touringcoach werde jedenfalls kein großer Name oder gar ein Starcoach sein. "Nein, es wird nicht so eine Sensation sein, das auf keinen Fall. Ich will wen, der meinen Weg auch kennt. Ich bin mit einer gewissen Art und Weise so erfolgreich geworden." Die Zwischenfrage nach einer Rückkehr zu Günter Bresnik, der ihn schließlich lange zum Topspieler geformt hatte, verneinte Thiem schnell. "Nein. Es wird einer, der mich als Spieler kennt – seit jung auf quasi. Das sehe ich als einzige Chance auch, wie ich mir den letzten Schliff hole."

Das Finale von Kitzbühel im Vorjahr sei zwar eine gute Woche gewesen. "Aber die ersten Runden in Kitz waren nur übers Fighten, da habe ich mich irgendwie drübergerettet, so ehrlich muss man sein. So werde ich nachhaltig keinen großen Erfolg haben." Zwar sei es bei ihm danach auch in den USA schon besser gelaufen. "Dann ist aber leider die Magengeschichte dazwischengekommen." Diesbezüglich gab Thiem endgültig Entwarnung, mit dem Magen ist alles wieder in Ordnung. (APA, 30.1.2024)