Kriegsschiff
Die Lenkraketenkorvette Iwanowets.
via REUTERS/RUSSIAN DEFENCE MINI

Charkiw – In ihrem Abwehrkampf gegen die russische Marine will die Ukraine einen weiteren Erfolg im Schwarzen Meer erzielt haben. In der Nacht auf Donnerstag sei das Raketenschiff Iwanowets durch mehrere Seedrohnen versenkt worden, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst am Donnerstag mit. Der Angriff sei an der Westküste der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim erfolgt. Von russischer Seite gab es bisher keine Bestätigung dieses Vorfalls.

Als Beleg zeigte Kiew ein Video, in dem nacheinander mehrere mit Sprengstoff beladene Seedrohnen auf das russische Kriegsschiff zusteuern und explodieren. Das Schiff habe Schlagseite bekommen und sei letztendlich gesunken.

Ukrainischer Geheimdienstchef: Werden Angriffe auf Russland ausweiten

Die Ukraine wird ihre Angriffe auf Russland nach Angaben des Chefs des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR ausweiten. "Die Zahl der Angriffe auf die russische Infrastruktur wird wahrscheinlich zunehmen", kündigte Kyrylo Budanow am Donnerstag im Onlinedienst Telegram an. Es sei "nützlich", dass die russische Zivilbevölkerung "die Realität des Krieges" sehe, erklärte er bei CNN. Als mögliche Angriffsziele nannte Budanow in seinem Online-Beitrag die wichtigsten "kritischen und militärischen Infrastrukturen in Russland". "

Die Ukraine wehrt seit fast zwei Jahren mit westlicher Hilfe eine russische Invasion ab. Das ukrainische Militär hat dabei mehrfach bereits russische Kriegsschiffe mit Raketen und Seedrohnen versenkt oder zumindest schwer beschädigt. Die russische Schwarzmeerflotte konnte damit weitgehend aus dem Westteil des Schwarzen Meeres verdrängt werden.

Angriff auf Krankenhaus in Charkiw

Eine russische Rakete ist nach ukrainischen Angaben in einem Krankenhaus in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine eingeschlagen. Vier Menschen seien leicht verletzt und 38 evakuiert worden, teilte der Gouverneur der Region, Oleh Synehubow, auf Telegram mit. Die Fassade, die Fenster und das Dach des Krankenhauses seien beschädigt worden. Russland seinerseits meldete knapp ein Dutzend ukrainischer Drohnenangriffe im Grenzgebiet.

Ein beschädigtes Gebäude in Charkiw.
REUTERS/STATE EMERGENCY SERVICE OF UKRAINE

Acht Drohnen seien über der Region Belgorod von der russischen Flugabwehr abgeschossen worden, zwei in Woronesch und eine in Kursk, teilte das Verteidigungsministerium am Donnerstag in Moskau mit. Über Opfer und Schäden war zunächst nichts bekannt.

Raketen auf Krim

Ob wirklich alle Geschoße im Anflug abgewehrt werden konnten, war zunächst nicht unabhängig überprüfbar. Die russische Seite meldet im Fall ukrainischer Drohnenattacken oft nur angebliche Erfolge der eigenen Luftverteidigung.

Erst am Mittwoch hatte die ukrainische Armee die von Russland völkerrechtswidrig annektierte Schwarzmeerhalbinsel Krim massiv mit Raketen beschossen. Der ukrainische Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk veröffentlichte daraufhin ein Video, das einen Treffer des russischen Luftwaffenstützpunkts Belbek unweit der Stadt Sewastopol zeigen soll. Auch in russischen sozialen Netzwerken wurde am Donnerstagmorgen unter Berufung auf anonyme Quellen die Vermutung geäußert, dass in Belbek eine ukrainische Rakete eingeschlagen sei. Unabhängig bestätigt ist das aber bisher nicht.

IAEA: Ukrainer dürfen Akw Saporischschja nicht mehr betreten

Unterdessen teilte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mit, dass Angestellte des ukrainischen Energiebetreibers Energoatom das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja seit Donnerstag nicht mehr betreten dürfen. Das Akw habe bekanntgegeben, dass fortan nur noch Mitarbeiter dort arbeiten werden, "welche die russische Staatsbürgerschaft angenommen und Verträge mit dem russischen Betreiber unterzeichnet haben".

IAEA-Chef Rafael Grossi will das Atomkraftwerk in der kommenden Woche besuchen. Dabei werde er weitere Informationen zu der "neuen Ankündigung" bezüglich des Personals anfordern, hieß es in einer Erklärung der Behörde. Es sei von entscheidender Bedeutung, "dass die Anlage über qualifiziertes Personal verfügt, um die nukleare Sicherheit zu gewährleisten", betonte Grossi.

Saporischschja ist das größte Atomkraftwerk Europas. Die russische Armee brachte die ukrainische Anlage bereits im März 2022 unter ihre Kontrolle. Die Atomzentrale geriet seither bereits mehrfach unter Beschuss, was die Angst vor einer nuklearen Katastrophe schürte. Zudem war das Kraftwerk mehrfach von der Stromversorgung abgeschnitten. (APA, red, 1.2.2024)