Aleksander Aamodt Kilde bei einer Pressekonferenz des norwegischen Ski-Teams zum Weltcupauftakt in Sölden im Oktober.
Aleksander Aamodt Kilde bei einer Pressekonferenz des norwegischen Skiteams zum Weltcupauftakt in Sölden im Oktober.
APA/EXPA/JOHANN GRODER

Aleksander Aamodt Kilde hat nach seiner schweren Verletzung, die er sich in einer Abfahrt in Wengen zugezogen hatte, Zweifel über seine Rückkehr in den Skiweltcup geäußert. Zwar hat der norwegische Skirennläufer die Aussicht, wieder auf sein altes Niveau zurückzufinden, aktuell sei aber nicht ganz klar, ob er wieder Rennen fahren kann. "Ich habe Hoffnung und möchte zurückkommen zu dem, was ich liebe", sagte Kilde am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz.

Kilde stellt sich laut eigenen Aussagen aktuell die Frage: "Werde ich wieder so rennfahren können, wie ich will? Werde ich wieder Rennen gewinnen können?" Die Prognose sei "okay", sagte Kilde. "Aber der Fokus liegt zuerst darauf, wieder auf die Beine zu kommen, wieder gehen zu können."

Der 31-Jährige berichtete von "schwierigen Wochen". Er war Mitte Jänner bei der Abfahrt am Lauberhorn in der Zielkurve gestürzt und hart in das Fangnetz gekracht. Dabei zog er sich eine Verletzung an der Schulter und eine tiefe Schnittwunde in der Wade zu. Das Bein kann er inzwischen wieder leicht belasten, doch beim Sturz durchtrennte Nerven bereiten starke Schmerzen. Kilde braucht einen Rollstuhl und kann diesen aufgrund der Verletzung in der Schulter nicht selbst bedienen. Seine Familie hilft ihm im Alltag.

"Es war eine harte Zeit, ich hatte viele Schmerzen und zwei Operationen an zwei unterschiedlichen Stellen", sagte Kilde. "Es braucht Zeit. Die habe ich auch."

Anfang der Woche teilte Kilde schockierende Fotos seiner verletzten Wade auf Instagram, die eine tiefe Fleischwunde zeigten. Damit wollte er die anfängliche Kommunikation über das Ausmaß seiner Verletzungen richtigstellen, sagte Kilde. "Es hat ja simpel geklungen, eine ausgekugelte Schulter und eine Wunde an der Wade. Ich wollte zeigen, dass es ernster ist, damit jeder versteht, worum es geht."

Kilde Sturz in Wengen
In Wengen krachte Kilde im Zielschuss mit hohem Tempo ins Netz.
EPA/PETER SCHNEIDER

Kritik an Rahmenprogramm bei Rennen

Nach der Operation an der Wade verzichtete Kilde noch darauf, Fotos der Wunde zu veröffentlichen. "Ich erspare euch hier die Fotos von der Schnittwunde, denn ich bin mir nicht sicher, ob diese alle vertragen würden", schrieb er damals auf Instagram. Doch viele Kollegen aus dem Weltcup hätten Kilde geschrieben, dass er ja bald zurückkehren werde. "Nein, das werde ich nicht", musste Kilde ihnen antworten. "Die Bilder sind sicher nicht für jeden. Aber das Posting brachte mir Respekt für meine Verletzung ein, den ich brauchte."

Kilde ist aktuell nicht der einzige namhafte Schwerverletzte im Skirennsport. Marco Schwarz hat sich in Bormio im Dezember das Kreuzband gerissen, auch die Gesamtweltcupsieger Alexis Pinturault und Petra Vlhova sowie Olympiasiegerin Corinne Suter mussten ihre Saison verletzungsbedingt beenden.

Für Kilde liegen die Gründe für die vielen Verletzungen beim Rahmenprogramm der Rennen. "Es ist nicht nachhaltig, überall haben wir auch abends Verpflichtungen. Das bedeutet Stress für die Athleten, speziell für die Top Ten. Wir müssen uns den Rennkalender anschauen, und wir Athleten müssen gehört werden. Du willst ja niemanden wegen Verletzungen verlieren."

Beim Sturz trug Kilde keinen Airbag und keine schnittfeste Unterwäsche, beides möchte er künftig verwenden, falls er wieder Rennen bestreiten kann. Die Reha bestreitet Kilde in Innsbruck. (Lukas Zahrer, 1.2.2024)