Staubsaugroboter sind eine feine Sache. Wer seine eigenen vier Wände halbwegs ordentlich hält, kann sich von ihnen regelmäßig die grundlegende Bodenreinigung abnehmen lassen. Während sie ursprünglich "nur" staubsaugen konnten, verfügen viele Geräte schon länger über eine Wischfunktion. Die ersten Generation verfügte allerdings nur über ein auf der Unterseite befestigtes Mikrofasertuch, das aus einer Wasserkammer heraus befeuchtet und wortwörtlich mitgeschleift wurde. Das Resultat war dementsprechend. Es half zwar bei der Aufnahme von feinerem Staub, doch gegen Flecken am Boden hatte diese Lösung kaum Chancen.

Das soll sich aber ändern, versprechen die Hersteller. Und darum bringen einige neuere Roboter nun rotierende Scheiben mit, an denen die Mikrofaserauflagen befestigt werden. Aber reicht das, um Kalkränder und andere Flüssigkeitsreste zuverlässig zu eliminieren? DER STANDARD hat den Praxistest gemacht, und zwar mit dem Ultenic T10 Pro, der ab etwa 400 Euro (Verkaufsempfehlun 440 Euro) im Handel erhältlich ist. Ultenic ist eine Tochter des etwas bekannteren Unternehmens Proscenic, das ursprünglich für Hersteller wie Panasonic oder Philips produzierte, seit 2013 aber auch unter eigenem Namen am Markt auftritt.

Ein Produktfoto des Ultenic T10 Pro Staubsaug/Wischroboters und Ladestation
DER STANDARD/Pichler

Lieferumfang und Inbetriebnahme

Im Lieferumfang finden sich neben dem Roboter eine Hauptbürste, ein Ersatz-Hepa-Filter, eine Seitenbürste nebst einer weiteren als Ersatz. Dazu kommen zwei einsteckbare Scheiben, die mit einem paar Mikrofaserüberzügen ausgestattet sind. Für das Textil liegt ebenfalls eine Ersatzgarnitur bei. Dazu kommt eine Ladestation, die deutlich kompakter ausfällt als noch beim T10 und außerdem auch über eine "Parkunterlage" für den Roboter verfügt. In ihrem Inneren ist Platz für einen Einweg-Staubbeutel, der mittels Kartonadapter eingehängt wird und laut Hersteller bis zu 3,3 Liter aufnehmen kann. Zwei Stück der Beutel finden sich in der Verpackung, einer davon reicht laut Rechnung von Ultenic für bis zu zwei Monate an üblicher Haushaltsreinigung. Wer den Roboter nicht mit der App steuern mag, kann alternativ dazu auch die beigelegte Fernbedienung verwenden. Für den Roboter gelten zwei Jahre Garantie sowie das Versprechen von Tech-Support über seine gesamte Lebensdauer.

Der Aufbau der Station ist selbsterklärend, die Einrichtung des Roboters mit der Ultenic-App ebenso, auch wenn die Übersetzung des Programms an einigen Stellen missglückt ist. An Nutzerdaten wird nur eine E-Mail-Adresse abgefragt. Die App kann auch mit Google Home, Amazon Alexa oder dem Automatisierungsservice IFTTT verbunden werden.

Ein Produktfoto des Ultenic T10 Pro Staubsaug/Wischroboters und Ladestation
DER STANDARD/Pichler

Nach dem ersten Aufladen erkundet der Roboter im ersten Reinigungsgang die Wohnung und legt mithilfe seines Lidar-Systems eine Karte an. Diese dient ihm künftig für grundlegende Orientierung und dem Nutzer zum Setzen von Einstellungen. Der T10 Pro legt dabei automatisch Räume an. Die Präzision und Sinnhaftigkeit hängt stark vom Layout der Umgebung ab, lässt sich aber nachträglich anpassen. Ebenso einrichten kann man auch No-Go-Zonen, die für den Roboter tabu bleiben und in der Praxis auch konsequent ausgelassen werden.

Von Raum zu Raum

Als maximale Saugleistung gibt der Hersteller 4.000 Pascal an, das sind 1.000 Pa mehr als noch der Vorgänger aufbot und entspricht circa einem Fünftel vieler "großen" Haushaltsstaubsauger. Einstellen lässt sich die Leistung in drei Stufen. Auf Teppichen hebt der Roboter seine Basis automatisch etwas an und schaltet auf die höchste Stufe. Man kann die Saugfunktion auch abdrehen, wenn der Roboter nur zum Wischeinsatz soll. Staubbehälter und Wasserbehälter finden sich in einem Einschub. Angaben zum Volumen macht Ultenic nicht, es dürfte aber ziemlich genau jenem des Vorgängers entsprechen, der bis zu 300 ml an Staub und 280 ml an Wasser aufnehmen kann. Der Wasserdurchfluss in die Wischmopps ist in drei Stufen regel-, aber nicht gänzlich abschaltbar. Wer nicht will, dass der Roboter wischt, muss die Wasserkammer daher gegebenenfalls leeren.

Ein Produktfoto des Ultenic T10 Pro Staubsaug/Wischroboters und Ladestation
DER STANDARD/Pichler

Die Wegfindung funktioniert meistens gut. Der Smart-Home-Knecht arbeitet die festgelegten Räume nacheinander ab, die Reihenfolge kann sich aber von Fahrt zu Fahrt ändern und ist dementsprechend nicht immer optimal im Hinblick auf Fahrtwege und Zeit. Sofern er sich nicht an etwas verschluckt oder ihn problematische Engstellen verwirren, findet er zuverlässig durch die Wohnung und zur Ladestation. Fallweise, womöglich ausgelöst durch Nässe aufgrund frisch verwendeter Wischmoppbezüge, kann es zu Problemen beim Auffahren auf die Unterlage kommen. Schlimmstenfalls dreht der T10 Pro dann eine Runde durchs Zimmer, ehe er den nächsten Anlauf probiert. Fehler und Tätigkeiten kann der Reinigungsapparat per Sprachausgabe vermelden, die Qualität der integrierten Lautsprecher ist aber in etwa mit jenen in alten Wiener U-Bahn-Waggons vergleichbar. Das heißt, es ist schwer zu verstehen, was der Roboter mitteilt.

Wisch-Experiment

Beim Saugen ist der Unterschied zwischen T10 und T10 Pro schwer erkennbar. Das Pro-Modell scheint subjektiv eine Spur mehr Überbleibsel zu erwischen, verlässlich feststellen lässt sich das aber nicht. Das altbekannte Problem, dass die Seitenbürste manchmal Staubstücke und anderen Unrat aus der Bahn des Roboters und auf eine schon befahrene Stelle schießt, gibt es immer noch. Insgesamt ist das Saugergebnis aber zufriedenstellend. Die Lautstärke der ersten Saugstärke ist angenehm leise, die mittlere Stufe entspricht Zimmerlärm und unter Höchstleistung ist er auch mit etwas Entfernung noch gut hörbar, aber dabei deutlich leiser als ein herkömmlicher Sauger.

Viel bedeutender ist aber natürlich, was die beiden rotierenden Wischmopp-Aufsätze zu leisten vermögen. Immerhin behauptet Ultenic auf der Produktseite, dass sich Flecken von Kaffee oder Schlamm in einem Durchgang "effektiv" entfernen lassen. Für Wasserflecken und und leichte Schuhabdrücke gilt das in der Tat, doch um die Behauptung auf ihren Tatsachengehalt zu prüfen, wurde ein kleines Experiment durchgeführt.

Screenshot der Ultenic-App
Screenshot

Auf einem Fliesenboden wurden dazu fünf Flüssigkeiten ausgeleert und zwei Stunden der Lufttrocknung überlassen. Bei den Substanzen handelte es sich um Wasser (links, blau eingefärbt), Ketchup (links oben), Kaffee (oben), Dinkeldrink (rechts, gelb eingefärbt), Mayonnaise (rechts unten) sowie Honig (links unten). Anschließend wurde der Roboter im Wischmodus mit maximaler Wasserausgabe zur "Zonenreinigung" bestellt. Bei dieser wird der in der App markierte Bereich zweimal – einmal im Vor-Zurück- und dann im Links-rechts-Muster abgefahren. Jede Stelle kommt also zweimal in Kontakt mit den Wischmopps. Der Tank des Roboters war befüllt mit Leitungswasser und zwei Tropfen Spülmittel.

Beim ersten Reinigungsdurchlauf wurde der Wasserfleck komplett eliminiert. Auch die Mayonnaise wurde weitgehend beseitigt. Kaffee, Dinkeldrink und Honig wurden leicht abgetragen, wobei Letzterer dafür in den Mikrofaserbezügen festhängende Fussel "erbte". Der Ketchup-Fleck zeigte sich komplett unbeeindruckt. Also wurde ein zweiter Durchlauf unternommen, nach dem jede Stelle insgesamt viermal gewischt war. Das Ketchup war danach minimal abgetragen, der Kaffeefleck immerhin fast ganz weg. Der Dinkeldrink war nicht mehr zu sehen, und von der Mayonnaise zeugte nur noch ein kleiner Rest mit Staubansammlung. Der Honig war zwar kaum noch zu sehen, die Stelle aber immer noch klebrig.

Damit ist klar: Das Ergebnis ist zwar besser als bei einem nicht rotierenden, nachgezogenen Mikrofasertuch, aber bei weitem kein großer Sprung. Davon, einen herkömmlichen Wischmopp ersetzen zu können, sind der Ultenic T10 Pro und wahrscheinlich auch alle anderen Reinigungsroboter mit rotierenden Wischmopps weit entfernt. Der Grund ist anhand des Experiments gut zu sehen: Es fehlt am Anpressdruck. Die Rotationsbewegung kompensiert das dafür zwar ein wenig, aber eben längst nicht genug. Hier braucht es eine ausgereiftere, mechanische Lösung, die es dem Roboter erlaubt, seine in diesem Falle 7,5 Kilogramm Gewicht zum Einsatz zu bringen.

Vergleichsfotos Wischergebnis Ultenic T10 Pro
Links: Ursprungszustand. Mitte: nach der ersten Zonenreinigung. Rechts: nach der zweiten Zonenreinigung.
DER STANDARD/Pichler

Mysteriöser Zwischenfall

Bei der Akkulaufzeit gibt der Hersteller 200 Minuten an, was sich aber nur bei der Nutzung des schwächsten Saugmodus ausgehen könnte. Die Reinigung einer Nettofläche von 33 Quadratmetern dauert etwa eine halbe Stunde und zieht im stärksten Saugmodus 30 bis 35 Prozent der Ladung. Bestenfalls gehen sich damit knapp drei Reinigungsdurchgänge aus, bei einem Schwellwert von zehn Prozent bricht der Roboter allerdings ab und fährt zur Ladestation. Effektiv liegt im Turbomodus die Betriebszeit also bei rund 80 Minuten.

Einen nicht reproduzierbaren Aussetzer leistete sich der Roboter im Rahmen des Tests. Eines Vormittags war der Roboter über die App zwar aufrufbar, die Karte wurde aber nicht geladen, und auf Befehle gab es keine Reaktion. Ein Neustart des WLANs als auch eine Zurücksetzung und Neukopplung des smarten Reinigungsgeräts brachten keine Besserung. Über die Fernbedienung reagierte es schließlich auf das Kommando zum Starten der Reinigung. Der Saugmotor schaltete sich ein, die Wischmopps begannen zu rotieren, doch der plötzlich gar nicht mehr smarte Bodenreiniger bewegte sich nicht vom Fleck. Andere Kommandos wurden bestätigt, jedoch ohne dass er sich rührte. Lediglich die Intensität des Motors ließ sich ändern.

Manuelles Ausschalten, normalerweise durch langen Druck auf die Ein/Aus-Taste möglich, funktionierte ebenfalls nicht. Letztlich lief der T10 Pro gut 90 Minuten auf der Stelle, ehe er sich aus Energiemangel abschaltete. Nach dem Wiederaufladen war die Karte wieder abrufbar und alles funktionierte, als wäre nie etwas gewesen. Auf Nachfrage erklärte eine Sprecherin von Ultenic, dass es aktuell Probleme mit den Servern des Unternehmens gäbe. Außerdem sicherte sie zu, das Problem mit der temporären Nichtabschaltbarkeit an die Entwicklungsabteilung weiterzugehen.

Modell einer Staubbox für die Station des Ultenic T10 Pro im Konstruktionsprogramm Fusion 360
DER STANDARD/Pichler

Wider die Einwegbeutel

Dem Autor dieses Textes ist es ein Dorn im Auge, dass in Ladestationen mit integriertem Staubdepot Einweg-Staubbeutel zum Einsatz kommen, die man nachkaufen muss. Das ist ein Problem, das sich aber wie schon beim T10 zum Glück lösen lässt. Und diese Lösung besteht aus einer 3D-gedruckten Kopie des Kartonadapters, an den sich entweder ein wiederverwendbarer Staubbeutel kleben oder eine eigens konstruierte Auffangbox für den Staub anhängen lässt. Diese verfügt über eine Öffnung, in der ein 10 x 10 Zentimeter großer Filter eingesetzt werden kann, wobei feinporiges Schwammmaterial die beste Option darstellen sollte.

Einzig auf den etwaigen Effekt der UV-Beleuchtung in der Staubkammer, die Keime abtöten soll, muss man dann verzichten. Die Modelle wurden unter Creative Commons-Lizenz (CC-BY-NC-SA 4.0) auf der Plattform Printables zum Selberdrucken und Bearbeiten zur Verfügung gestellt.

Ein Produktfoto des Ultenic T10 Pro Staubsaug/Wischroboters und Ladestation
DER STANDARD/Pichler

Fazit

Der T10 Pro ist von einem nicht weiter erklärbaren Vorfall abgesehen für seinen Preis ein recht kompetenter und zuverlässiger Saugroboter. Die im Vergleich zum Vorgänger kompaktere Ladestation tut, was sie soll, und bietet nun auch eine Unterlage. Die höhere Saugleistung scheint die Staubaufnahme zu verbessern. Das große Verkaufsmerkmal dieses Modells ist allerdings der neue Wischmechanismus.

Und hier lässt sich leider sagen, dass auch zwei nasse, sich drehende Mini-Wischmopps keinen großen Durchbruch darstellen. Das Wischergebnis ist zwar merkbar besser als bei Robotern, die einfach nur ein Tuch auf der Unterseite mitziehen. Aber schon an trockenen Kaffeeflecken scheitert das Gerät. Damit ist der T10 Pro potenziell nur für Leute interessant, die noch keinen Staubsaugroboter haben oder dringend einen mit Wischfunktion benötigen, auch wenn diese händische Bodenfeuchtreinigung nicht ersetzen kann. (gpi, 4.2.2024)