Sam Bankman-Fried
Im schlimmsten Fall drohen Sam Bankman-Fried 115 Jahre Haftstrafe. Wenigstens besteht nun die Hoffnung, dass ehemalige Kunden und Gläubiger ihr Geld zurückbekommen.
Reuters/Munoz

Seit dem spektakulären Zusammenbruch der Kryptobörse FTX gab es immer wieder Spekulationen, ob die Börse wieder ihren Betrieb aufnehmen wird oder nicht. Jetzt ist es fix: Ein Comeback wird es nicht geben. Diese Entscheidung wurde während einer Gerichtsanhörung von den Anwälten des Unternehmens bekanntgegeben. Für betroffene Kunden gibt es ein Licht am Ende des Tunnels, das nicht auf einen entgegenkommenden Zug hindeutet: FTX hat die Absicht, seine Kunden und Gläubiger vollständig zu entschädigen – das würde das Chaos und die verheerenden Folgen um den Skandal deutlich abmildern.

Die Ankündigung erfolgte durch den FTX-Anwalt Andy Dietderich. Wie "The Verge" berichtete, gab er bekannt, dass die Rückzahlungen aus einer beträchtlichen Rückerstattung von Geldern von in Verbindung stehenden Unternehmen und aus der schrittweisen Liquidierung von Kryptowährungsbeständen finanziert werden sollen. Dietderich zeigte sich vorsichtig optimistisch und führte aus, dass das Unternehmen plant, im Februar offenzulegen, wie die vollständige Entschädigung von Kunden und Gläubigern mit berechtigten Ansprüchen detailliert ablaufen soll. Eine hundertprozentige Garantie könne man freilich noch nicht abgeben.

Unüberwindbare Hürden

Dietderich sprach auch offen einige der Hürden an, die während des FTX-Falls auftraten, darunter die Schwierigkeiten, Käufer für die Börse zu finden, und die enttäuschenden Erträge aus dem Verkauf bestimmter Geschäftsbereiche. Das mangelnde Interesse potenzieller Investoren und Käufer kann auf den desolaten Zustand von FTX zum Zeitpunkt seiner Pleite zurückgeführt werden.

Verschlimmert wurde das noch durch das Komplettversagen des Mitbegründers und ehemaligen CEO Sam Bankman-Fried. Dietderich betonte, dass es nicht möglich sei, aus den von Bankman-Fried hinterlassenen Resten eine lebensfähige Börse aufzubauen, und fasste ein solches Vorhaben als unüberwindbare Herausforderung zusammen.

Ein Skandal in der Kryptowelt

FTX stand einst unter der Leitung von Sam Bankman-Fried, einem vermeintlichen Genie der Kryptowelt, das innerhalb kürzester Zeit für Furore sorgte. Zwischen 2019 und 2022 stieg FTX von einem kaum bekannten Start-up zu einem international anerkannten Unternehmen auf, das mit milliardenschweren Krypto-Vermögenswerten prahlte und enge Verbindungen zu einer Vielzahl von Politikern und Berühmtheiten unterhielt.

Doch das Blatt wendete sich abrupt im November 2022, als FTX unerwartet Insolvenz anmeldete und Bankman-Fried plötzlich von seinem Posten zurücktrat. In der Zeit danach verdichteten sich die Anschuldigungen gegen das Unternehmen wegen umfassenden Fehlverhaltens, und bald darauf wurde Bankman-Fried festgenommen.

Nach einem kurzen Prozess wurde der junge ehemalige Kryptomanager wegen Betrugs an FTX-Kunden für schuldig befunden. Derzeit wartet er auf sein Urteil, ihm drohen aber im schlimmsten Fall 115 Jahre Gefängnis. Berichte der Insolvenzverwalter deckten nach und nach ein geradezu groteskes Ausmaß an Unfähigkeit und Misswirtschaft auf. Es heißt, die Firma habe Kundengelder in Milliardenhöhe fehlgeleitet und "verloren". Bleibt also nur zu hoffen, dass die Geschädigten wirklich alles wieder zurückbekommen. (red, 1.2.2024)