Googles Sparmaßnahmen lösen Kritik aus.
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1998 war die Welt noch eine andere. Viele Leserinnen oder Leser werden sich nicht mehr an die Zeit erinnern können, als das Laden einer Website die perfekte Gelegenheit bot, eine Kanne Tee aufzusetzen oder eine schnelle Rauchpause einzulegen. Wenn einem nach diesem minutenlangen Prozess das verlangte HTML-Kunstwerk entweder gar nicht oder in Bruchstücken völlig funktionsuntüchtig entgegenblickte, führte das schon zu manchem emotionalen Ausbruch. Ein Google Cache Link bot den genügsamen Internetusern dieser Zeit eine Lösung an. Er stellt an dieser Stelle eine zuvor gespeicherte Kopie der Website bereit, die ohne weiteres in den meisten Fällen die Aufgabe der originalen Website durchführen konnte. Das wird bald Geschichte sein.

Wie Search Engine Lands Barry Schwartz berichtet, wurde am 25. Jänner dieses Jahres der Knopf zum Aufrufen des Cache-Links entfernt. Zwar lässt sich derzeit unter https://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:derstandard.at noch eine tagesaktuelle Version unserer Website aufrufen, aber auch diese Funktion soll in naher Zukunft nicht mehr verfügbar sein.

Indexierung – Das Internet greifbar machen

Der Google Cache Link war ein mehr als nützliches Abfallprodukt bei der Indexierung des frühen Internets. Um Websites, Dokumente, Bilder und vieles mehr in Suchmaschinen auffindbar zu machen, muss ein sogenannter Crawler die Seite besuchen. Der Google Crawler erstellte dabei eine Kopie des Erfassten und stellte diese jahrelang öffentlich und ohne Kosten für den User zur Verfügung. Auch zwischenzeitlich passierte Änderungen konnten so nachvollzogen werden, eine weitere Funktion, die einen wichtigen Teil in der Archivierung des Internets darstellte. Von seiner prominenten Position neben dem Suchergebnis musste der Cache-Button in die Menü-Unteroption "Über dieses Suchergebnis" weichen, was die Popularität der in die Jahre gekommenen Option schmälerte. Zuletzt war er überhaupt nur noch indirekt über die Eingabe von "cache:" vor der URL zu erreichen.

Eine Spielwiese für Power-User

Abseits der ohnehin nützlichen Archivierungsfunktionen bot der Google Cache Tech geschulten Nutzern weitere Möglichkeiten, aus Webseiten etwas mehr herauszuholen, als eigentlich vorgesehen ist. Das Ansehen des Cache war ein Weg, hinter Paywalls versteckte Artikel zu lesen oder sogar geblockte Artikel wieder sichtbar zu machen.

Selbst Googles eigene Entwickler scheinen nicht glücklich mit den Änderungen. Googles "Liason for Search" Danny Sullivan meldete sich auf X (vormals Twitter) zu Wort. Er sei traurig und hoffe persönlich, dass in Zukunft anstelle des Cache-Links eine Verlinkung zur Wayback-Machine von Internet Archive kommt, die dieselbe Funktion bietet. Er betonte aber gleichzeitig auch, dass das manuelle Aufrufen der Cache-Seite ein schnelles Ende finden wird. (gld, 5.2.2024)