Prishtina/Belgrad – Die Sicherheitskräfte des Kosovo haben nach den Schießereien mit serbischen Paramilitärs im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben Waffen und Militärausrüstung für bis zu 400 Kämpfer beschlagnahmt. Zudem belege eine Auswertung beschlagnahmter Dokumente und Kriegswaffen eine Ausrüstung durch den serbischen Staat sowie enge Verbindungen bis in den Apparat des serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić, heißt es in einem Untersuchungsbericht der Kosovo-Regierung.

Das 51 Seiten umfassende Papier des kosovarischen Außenministeriums, für das Fotos und Videos, Datensätze sowie Personalausweise untersucht wurden, lag der Deutschen Presse-Agentur am Montag vor. Es wurde nach diesen Angaben schon vor einiger Zeit mit internationalen Stellen geteilt.

Die kosovarische Regierung listet in ihrer Untersuchung sichergestellte Kriegswaffen auf, die im Beisein der Kosovo-Schutztruppe KFOR sowie der EU-Rechtsstaatlichkeitsmission Eeulex beschlagnahmt worden seien. Darunter seien zwei gepanzerte Lastwagen, 29 Geländewagen, 66 Sturmgewehre, 80.000 Schuss Munition sowie Mörser, Handgranaten, Minen, Plastiksprengstoff, Scharfschützengewehre und Kommunikationsmittel. Die Herkunft und die Produktionsdaten – einige erst aus dem Jahr 2022 – ließen sich demnach auch anhand beiliegender Unterlagen rekonstruieren.

Aleksandar Vučić am Podium.
Laut Untersuchungsbericht hatten serbische Paramilitärs enge Verbindungen bis in den Apparat des serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić.
AP/Darko Vojinovic

Ziel, einen Korridor zu schaffen

Die Spannungen der vergangenen Jahre hatten am 24. September vergangenen Jahres einen Höhepunkt erreicht: Ein 30-köpfiger schwerbewaffneter serbischer Kommandotrupp lieferte sich in der Ortschaft Banjska bei Mitrovica im von Serben bewohnten Nordkosovo Kämpfe mit der kosovarischen Polizei. Dabei wurden drei serbische Angreifer sowie ein kosovarischer Polizist getötet.

Der kosovoserbische Politiker und Geschäftsmann Milan Radoičić bekannte sich zu diesem Überfall. Er behauptete, die Aktion auf eigene Faust ausgeführt und keine offiziellen Stellen in Serbien darüber informiert zu haben. Hingegen hält es die Regierung in Prishtina für ausgeschlossen, dass Radoičić ohne Hilfe handelte. In dem Untersuchungsbericht wird die These vertreten, dass es Ziel der serbischen Angreifer war, einen Korridor freizukämpfen, um weitere Militärgüter nachschieben zu können.

Deutschlands Verteidigungsminister Pistorius im Kosovo.
Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius war am Montag in Prishtina.
AFP/ARMEND NIMANI

Pistorius sichert deutsche Unterstützung zu

Gewarnt wird in dem Bericht auch vor der Zusammenarbeit Serbiens mit dem russischen Staat und Präsident Wladimir Putin: "Wenn der Westen Vučić weiterhin Eskalation erlaubt und nicht unmissverständliche klare Schritte unternimmt, Vučić und Putin von weiteren Eskalationen abzuschrecken, könnte der Balkan ein weiteres Mal in einem Krieg versinken."

Indes war der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius der Regierung im Kosovo und hat dem Land nach den Spannungen mit Serbien die weitere militärische Unterstützung Deutschlands zugesichert. Mit Plänen für die Entsendung zusätzlicher Soldaten liege die Bundeswehr im Zeitplan, sagte er am Montag in Prishtina bei einem Treffen mit Präsidentin Vjosa Osmani. (APA, red, 5.2.2024)