Eine Allianz aus mehr als 30 europäischen Medienorganisationen aus 17 Ländern reicht Klage gegen Google ein und fordert Schadenersatz in der Höhe von 2,1 Milliarden Euro. Die Unternehmen werfen Google "wettbewerbswidriges Verhalten" im Bereich "Ad-Tech" vor, der verschiedenen Technologien, die der Onlinewerbung zugrunde liegen. Die Klage wurde nun beim Bezirksgericht von Amsterdam in den Niederlanden eingereicht. Unter den Klägern befinden sich zahlreiche Medienhäuser aus Österreich wie "Krone", "Kurier", "Salzburger Nachrichten", Styria oder DER STANDARD. Aus Deutschland ist etwa Axel Springer an Bord, aus Norwegen der Digitalriese Schibsted.

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Mehr als 30 europäische Medienhäuser klagen Google.
EPA/CAROLINE BREHMAN

Alles aus einer Hand

Google dominiere den Onlinewerbemarkt und fungiere beim Ausspielen der Werbung als "Makler, Auktionator und Verkaufsagent zugleich", kritisieren die Medienunternehmen. Konkret sei Google sowohl der dominierende Anzeigenserver für Publisher als auch Betreiber der wichtigsten Plattform auf der Angebotsseite, wo die Werbetreibenden ihre Kampagnen buchen können. Darüber hinaus sei Google im Besitz wichtiger Tools, die für die Werbebuchungen genutzt werden. Diese Praxis verstoße gegen das Wettbewerbsrecht und benachteilige die Konkurrenz.

Missbrauch dokumentiert

Der Missbrauch von Google sei von mehreren europäischen Behörden festgestellt und dokumentiert worden, schreiben die Medienhäuser. "Im Jahr 2021 stellte die französische Wettbewerbsbehörde fest, dass Google seine marktbeherrschende Stellung im Bereich Ad-Tech missbraucht hat, indem es seine eigenen Tools gegenüber denen seiner Konkurrenten zum Nachteil der Website-Publisher bevorzugt hat. Im Jahr 2023 übermittelte die Europäische Kommission eine Mitteilung der Beschwerdepunkte in Bezug auf dasselbe Verhalten, das auch im Mittelpunkt erheblicher rechtlicher Anfechtungen durch die Generalstaatsanwälte der Bundesstaaten und das Justizministerium in den USA steht", heißt es in einer Presseaussendung.

Weniger Werbeeinnahmen

Die mehr als 30 involvierten Medienorganisationen haben sich dazu entschlossen, ihre Schadenersatzforderungen zu bündeln, indem sie gemeinsam Klage in den Niederlanden einreichen und dort einen Musterprozess führen. Aufgrund des weniger wettbewerbsfähigen Marktes und des Fehlverhaltens von Google hätten die Unternehmen wirtschaftlichen Schaden erlitten, wird argumentiert. Die Werbeeinnahmen wären ohne den Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung von Google deutlich höher ausgefallen, und die Gebühren für Ad-Tech-Dienste wären geringer gewesen. Die Schadenersatzforderung belaufe sich demnach auf 2,1 Milliarden Euro.

Die Klage wird von der europäischen Anwaltskanzlei Geradin Partners (Brüssel, London, Amsterdam) und der in Amsterdam ansässigen Firma Stek eingereicht und von einem Prozessfinanzierer finanziert. (red, 28.2.2024)