Der Kosmonaut Oleg Kononenko hat am 4. Februar einen Weltrekord für die längste Zeit im Weltraum aufgestellt: Fast zweieinhalb Jahre, oder genauer 878 Tage, hat der Raumfahrer in Summe auf der Internationalen Raumstation ISS zugebracht. Für den 59-Jährigen ist es der fünfte Aufenthalt auf der ISS, wie die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos berichtete. Kononenko, der Kommandeur der Kosmonauten bei Roskosmos ist, übertraf damit den bisherigen Rekord seines Kollegen Gennadi Padalka.

Bis zum Ende seines aktuellen Aufenthalts auf der ISS, der noch weitere annähernd acht Monate bis zum 23. September dauern wird, kann Kononenko auf seinem kosmischen Konto mehr als 1.000 Tage verbuchen. 2008 war der Raumfahrer das erste Mal zur ISS geflogen. Nun ist er seit Mitte September wieder dort – als Teil der aktuellen 70. Langzeitexpedition zum Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometer Höhe.

Der russische Kosmonaut Oleg Kononenko hat den Thron übernommen: Mehr als 878 Tage hat der 59-Jährige im All verbracht.
Foto: EPA/MAXIM SHEMETOV / POOL

Passionierter Raumfahrer

Am Sonntag um 9.30 Uhr MEZ setzte sich Kononenko auf den Thron, den bis dahin sein Landsmann Gennadi Padalka besetzt gehalten hatte. Padalka benötigte für seinen bis dahin gültigen Rekord fünf Aufenthalte im All, der insgesamt 878 Tage, elf Stunden, 29 Minuten und 48 Sekunden umfasste, ehe er 2017 in den Ruhestand ging.

Wie so häufig bei Rekorden wurde auch dieser im Rahmen einer persönlichen Passion gebrochen: "Ich fliege ins All, um meiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen, nicht um Rekorde aufzustellen", verriet Kononenko der staatlichen Nachrichtenagentur Tass in einem Interview von der Internationalen Raumstation (ISS) aus.

Erster Flug vor 16 Jahren

"Ich bin stolz auf alle meine Leistungen, aber am stolzesten bin ich darauf, dass der Rekord für die Gesamtdauer des menschlichen Aufenthalts im Weltraum immer noch von einem russischen Kosmonauten gehalten wird", sagte Kononenko.

Nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation Esa begann der geborene Turkmene seine Raumfahrtkarriere als Ingenieur. Seine Ausbildung startete er im Alter von 34 Jahren, nachdem er sich der für das ISS-Programm ausgewählten Gruppe angeschlossen hatte. Sein erster Weltraumflug fand kurz darauf, im April 2008, statt und dauerte 200 Tage.

Oleg Kononenko (rechts) bei einem Weltraumspaziergang außerhalb der ISS gemeinsam mit seinem Kosmonautenkollegen Nikolai Chub am 25. Oktober 2023.
Foto: AP/Roscosmos Space Corporation

Ohne Vater

Kononenko genoss offensichtlich seinen Beruf. Dass er auf der Erde etwas verpassen könnte, war ihm offenbar erst nach seinen jeweiligen Heimkehrerfahrungen klar geworden: "Erst nach meiner Rückkehr wurde mir bewusst, dass die Kinder während meiner Abwesenheit Hunderte von Tagen ohne Vater aufgewachsen sind", sagte er gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass. "Diese Zeit wird mir niemand zurückgeben."

Seine fünf Weltraumflüge erstreckten sich über einen Zeitraum von 16 Jahren. Der technische Fortschritt habe die Vorbereitung auf jeden neuen Flug erschwert, erklärte er. "Der Beruf des Kosmonauten wird immer komplexer. Die Systeme und Experimente werden immer komplizierter. Die Vorbereitung ist nicht einfacher geworden." (tberg, red, 5.2.2024)