Craig Wright, London
Hat dieser Mann den Bitcoin erfunden? Ja, sagt Craig Wright selbst. Nein, sagen fast alle anderen.
AFP/DANIEL LEAL

Wer ist Satoshi Nakamoto? Die Frage treibt die Kryptoszene um, seitdem im Jahr 2008 unter selbigem Namen eine E-Mail um die Welt ging, die eine unscheinbare Erfindung beschrieb: eine rein digitale Währung, die nicht durch eine Notenbank ausgegeben, sondern dezentral in einem Netzwerk aus Rechnern geschaffen wird – der Bitcoin. Seine oder ihre Identität hat Satoshi nie enthüllt. Kultstatus hat das Phantom dennoch erreicht; die Untereinheit zum Bitcoin trägt seinen Namen (100 Millionen Satoshi sind ein Bitcoin).

Seit 2016 jedoch geriert sich der australische Informatiker Craig Wright als verkannter Prophet und wahrer Erfinder der Kryptowährung. Auf seinem X-Profil schreibt Wright: "Ich habe Bitcoin geboren und vor der Welt enthüllt." Viel Glauben hat ihm die Szene seitdem nicht geschenkt. Jetzt muss sich Wright sogar vor einem Londoner Gericht verantworten. Seine Behauptung, der Erfinder des Bitcoin zu sein, sei eine unverschämte Lüge, sagte am Montag ein Anwalt der klagenden Partei – die wiederum unterstützt wird von keinem Geringeren als Jack Dorsey, Erfinder und Ex-CEO von Twitter, nunmehr X.

Genialer Erfinder oder Betrüger?

Wright behauptet, dass ihm die Urheberrechte am Bitcoin-"Whitepaper", in dem Satoshi die Grundzüge der Bitcoin-Blockchain 2008 darlegte, zustünden. Die Crypto Open Patent Alliance (COPA) – der auch Dorseys Krypto-Bezahlplattform Block oder die Handelsplattformen Coinbase und Kraken angehören – hat das Londoner Höchstgericht angerufen, um ein für alle Mal festzustellen, dass Wright nicht Satoshi sei.

Wright wiederum legte in einem Ende Jänner veröffentlichten Schreiben dar, es gehe ihm nicht darum, zu beweisen, dass er der Erfinder des Bitcoin ist, sondern darum, zu sichern, dass dieser seinen "Prinzipien" treu bleibt – nämlich eine dezentrale Währung zu sein, deren Transaktionen ohne Intermediäre wie Banken ablaufen. Er bot seinen Gegenparteien eine Lizenz zur Nutzung seiner Erfindung an. Ihm sollen daraus keine finanziellen Vorteile erwachsen, stattdessen sollen die Unternehmen an eine australische Kirche spenden, die alleinerziehende Mütter unterstützt.

"Echter" Satoshi soll sich zeigen

COPA indes behauptet, Wright habe nie einen tatsächlichen Beweis vorgebracht, Satoshi zu sein. Stattdessen habe er Dokumente gefälscht, um seine Behauptung zu stützen. COPA-Anwalt Jonathan Hough sprach von "Fälschung auf industriellem Niveau". Auf deren Basis habe er versucht, hohe Zahlungsansprüche bei vielen Unternehmen im Kryptosektor geltend zu machen. Wrights Anwalt Anthony Grabiner wiederum argumentierte, es sei erstaunlich, dass sich der oder die echte Satoshi bislang noch nicht zu erkennen gegeben hätte: "Wenn Dr. Wright nicht Satoshi wäre, sollte man sich vom echten Satoshi erwarten, dass er an die Öffentlichkeit tritt, um den Gegenbeweis anzutreten."

Das Verfahren ist für fünf Wochen anberaumt. Am Dienstag wird Craig Wright damit beginnen, die mutmaßlichen Beweise für seine Autorschaft darzulegen. (Michael Windisch, 5.2.2024)