Die brutale Tat hatte sich schon vor einer Woche ereignet, doch erst im Laufe des Montags sind die Details und die ersten polizeilichen Erkenntnisse bekannt geworden. Ein 13-jähriges Mädchen war demnach am Dienstagabend mit ihrem 17 Jahre alten Freund in der Villa Bellini, dem Stadtpark mitten im historischen Zentrum der sizilianischen Stadt Catania, spazieren gegangen. Plötzlich wurden die beiden von sieben jungen Männern umzingelt, belästigt und dann in ein öffentliches WC im Park gezerrt. Dort wurde das Mädchen laut Angaben der Polizei von zwei Männern vor den Augen ihres Freundes vergewaltig. Der Freund des Mädchens war von den anderen fünf Männern zuerst verprügelt und dann festgehalten worden.

Die Carabinieri von Catania konnten sieben mutmaßliche Täter ausforschen und festnehmen.
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"Wir haben versucht wegzulaufen, aber sie hielten uns fest", sagte das Mädchen laut der Zeitung "La Repubblica" später gegenüber der Polizei aus. Sie habe die Täter angefleht, ihr nicht wehzutun, und habe immer wieder 'basta' gerufen. Erst nach etwa einer halben Stunde sei es ihr und ihrem Freund gelungen, sich zu befreien und zu flüchten.

Auf der nahegelegenen Via Etnea, der großen Einkaufsstraße von Catania, hätten sie dann um Hilfe gerufen, worauf Passanten die Carabinieri alarmierten. Das Mädchen wurde in ein Krankenhaus gebracht. Aufgrund der Angaben der beiden Opfer konnten die sieben mutmaßlichen Täter in den folgenden Tagen alle identifiziert und festgenommen werden. Bei zwei Gegenüberstellungen haben sowohl das Mädchen als auch ihr Freund die meisten von ihnen wiedererkannt. Auf der Kleidung des Mädchens konnten außerdem DNA-Spuren eines der mutmaßlichen Vergewaltiger sichergestellt werden.

Serie von Verbrechen

Bei den Festgenommenen handelt es sich um ägyptische Staatsangehörige im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, die ab dem Jahr 2021 als Bootsflüchtlinge illegal nach Italien gekommen waren. Sie leben Polizeiangaben zufolge in Wohngemeinschaften für unbegleitete minderjährige Migranten in Catania. Drei von ihnen sind jünger als 18 Jahre alt und fallen unter das Jugendstrafrecht. Sie hätten zuvor einen "völlig normalen Eindruck" gemacht, hieß es seitens der Heimbetreuer.

Das Verbrechen von Catania ist in Italien bereits die dritte Gruppenvergewaltigung innerhalb von wenigen Monaten. Anfang Juli des vergangenen Jahres war in Palermo eine junge Frau ebenfalls von sieben jungen Männern vergewaltigt worden; zwei Monate später machte ein Sexualverbrechen gegen zwei erst zehn und zwölf Jahre alte Mädchen Schlagzeilen, die in der Nähe von Neapel offenbar eine längere Zeit von insgesamt neun jungen Männern missbraucht und dabei mit dem Handy gefilmt worden waren. Bei diesem Fall waren sieben der mutmaßlichen Täter ebenfalls noch minderjährig gewesen.

Die erneute Gruppenvergewaltigung hat in Italien große Empörung ausgelöst und zahlreiche politische Reaktionen ausgelöst. "Angesichts von derartigen Horrortaten darf man keine Gnade walten lassen. Es gibt nur eine Lösung: die chemische Kastration", forderte der Chef der rechtsnationalen Lega und Vizepremier Matteo Salvini in den sozialen Medien. Die Lega hatte ein entsprechendes Gesetz im vergangenen Herbst nach den beiden vorangegangenen Gruppenvergewaltigungen eingereicht. Es sieht bei Vergewaltigern die medikamentöse Hemmung der männlichen Sexualhormone vor. Er gehe nun davon aus, dass der von der Lega eingereichte Gesetzesvorschlag so schnell wie möglich vom Parlament beschlossen werde, schrieb Salvini.

Ein ähnliches Gesetz war schon 2018 von den Fratelli d'Italia, der postfaschistischen Partei von Regierungschefin Giorgia Meloni, vorgeschlagen worden. Es blieb aber in der Schublade. Meloni versicherte nach dem Verbrechen von Catania dem Opfer, ihrem Freund und den Angehörigen ihre Solidarität: "Der Staat steht an eurer Seite und wird dafür sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird", betonte die Regierungschefin. (Dominik Straub, 5.2.2024)