Buenos Aires – Argentiniens ultraliberaler Präsident Javier Milei hat mit seinem Reformpakt für eine Deregulierung der Wirtschaft im Parlament einen Rückschlag erlitten. Das Abgeordnetenhaus stimmte am Dienstag dafür, das Reformvorhaben vom Plenum zurück in die Ausschüsse zu schicken. Mileis Partei La Libertad Avanza selbst hatte den Antrag angesichts fehlender Unterstützung der anderen Parteien gestellt – kurz bevor Abstimmungen zu umstrittenen Privatisierungen anstanden.

Das Parlament hatte am vergangenen Freitag nach einer mehrtägigen Marathondebatte grundsätzlich für Mileis umfassendes Reformpaket gestimmt. In der Folge begannen Debatten und Abstimmungen über die einzelnen Elemente und Artikel des umfassenden Gesetzesvorhabens.

Argentiniens Präsident, Javier Milei draußen im Anzug
Argentiniens Präsident Javier Milei will an seinem Reformvorhaben festhalten.
AP/Natacha Pisarenko

Milei: "Führungsklasse hat unser Land zerstört"

Strittige Themen sind insbesondere die Übertragung von Sonderbefugnissen auf die Regierung im Falle einer wirtschaftlichen Notlage, der Umfang der Privatisierungen von Staatsunternehmen sowie Deregulierungs- und Sparmaßnahmen für Bereiche wie Wahlsystem, Pensionen, Bildung, Kultur, Straf- und Familienrecht. Am Rande der parlamentarischen Debatte war es vergangene Woche zu Protesten und Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.

Milei reagierte am Dienstag erbost auf den Rückschlag. Die politische "Kaste" habe sich gegen den an den Wahlurnen zum Ausdruck gebrachten Willen des Volkes gestellt, schrieb der Präsident am Rande eines Israel-Besuchs auf dem Kurzbotschaftendienst X. "Wir wissen, dass es nicht leicht sein wird, ein System zu verändern, in dem sich die Politiker auf Kosten der Argentinier (...) bereichert haben." Er werde aber an seinem Reformvorhaben festhalten, erklärte Milei – "mit oder ohne die Unterstützung der politischen Führungsklasse, die unser Land zerstört hat".

Die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas steckt seit Jahren in einer tiefen Krise. Die Inflation in dem südamerikanischen Land lag 2023 bei 211 Prozent, mehr als 40 Prozent der Bevölkerung leben in Armut. Der Politikneuling und Rechtspopulist Milei hatte das Präsidentenamt im Dezember mit der Ankündigung angetreten, Argentinien einer "Schocktherapie" zu unterziehen. In der Folge wertete die Regierung bereits die Landeswährung Peso um mehr als 50 Prozent ab und begann mit dem Abbau von Subventionen in den Bereichen Verkehr und Energie. (APA, red, 7.2.2024)