Klimaaktivisten demonstrierten vor der UN-Klimakonferenz COP 28 in Dubai am 12. Dezember 2023. Nicht alle Klimaschutzbotschaften kommen überall gleich gut an.
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Ein breites Bewusstsein zu schaffen für die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen den Klimawandel ist eine Gratwanderung: Während "Weltuntergangsbotschaften" zwar die Bereitschaft zum Teilen von Beiträgen zum Thema Klimaschutz auf Social Media erhöhen, führt dies bei Skeptikern zu einer noch stärkeren Ablehnung von Maßnahmen. Eine aktuelle Studie bestätigt nun diese gesellschaftlichen Prozesse. Zugleich jedoch ging aus der internationalen Arbeit unter österreichischer Beteiligung ein Online-Tool namens "Climate Intervention Webapp" hervor. Mit der App kann nun getestet werden, welche Botschaften bei welchen Zielgruppen ankommen.

Insgesamt 250 Wissenschafter unter Co-Leitung der Psychologin Kimberly Doell von der Universität Wien untersuchten die Reaktionen von rund 59.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 63 Ländern auf Formulierungen, die zu Klimaschutzmaßnahmen auffordern. Die Daten wurden zwischen Juli 2022 und Juli 2023 mittels Online-Umfragen erhoben. Insgesamt variierten die Reaktionen auf die unterschiedlichen Botschaften je nach geografischem Standort, Demografie und Überzeugungen erheblich, so Doell, die zusammen mit Madalina Vlasceanu und Jay Van Bavel von der New York University die im Fachjournal "Science Advances" veröffentlichte Studie leitete.

Unterschiedliche Botschaften

Manche "Messages" – sogenannte Interventionen – waren im Hinblick auf bestimmte Ziele effektiver als andere. Um Österreicher zu einem nachhaltigeren Verhalten zu bewegen, eigne sich beispielsweise die Verringerung der psychologischen Distanz zum Klimawandel sehr gut, indem sie ihn geografisch, sozial und zeitlich näher erscheinen lässt. Dies wurde durch Hinweise erreicht, dass der Klimawandel Österreich bereits jetzt vielfach beeinträchtigt und dass die negativen Folgen noch deutlich zunehmen werden. Als unwirksamster Weg erwies sich der Hinweise darauf, dass andere Österreicher bereits an den Klimawandel glauben.

Konkret wurde getestet, wie sich die Effekte von elf Botschaften auf vier zentrale mit dem Klimaschutz verbundene Verhaltensaspekte auswirken: Die Verringerung der psychologischen Distanz stärkte weltweit den Glaube an den Klimawandel am meisten, das Schreiben eines Briefs an ein sozial nahestehendes Mitglied einer zukünftigen Generation über die aktuellen Klimamaßnahmen erhöhte die Unterstützung politischer Maßnahmen deutlich, und das Auslösen negativer Emotionen durch "Weltuntergangsbotschaften" regte das Teilen von Klimaschutzinformationen auf sozialen Medien am stärksten an. Bei der Unterstützung aufwendiger Aktionen, um zu einer Baumpflanzaktion beizutragen, sank die Bereitschaft dazu durch die meisten Botschaften hingegen.

Hohe Zustimmungswerte

Je nach Zielsetzung hinter Message und Zielgruppe sei die Wirkung einer Botschaft sehr unterschiedlich. "Weltuntergangsszenarien" erhöhen zwar einerseits die Aufmerksamkeit auf Social Media, andererseits verringern sie die politische Unterstützung bei Skeptikern des Klimawandels, zeigte die Untersuchung. Insgesamt 86 Prozent der Teilnehmer aus allen Gesellschaftsschichten erkannten die Gefahren des Klimawandels an, und mehr als 70 Prozent befürworteten systemische beziehungsweise kollektive Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels, so Doell unter Verweis auf einen globalen Konsens.

Basierend auf den Forschungsergebnissen wurde die "Climate Intervention Webapp" entwickelt – ein öffentliches Web-Tool zur Überprüfung von Klimabotschaften. Damit könnten Klimaaktivisten, politische Entscheidungsträger oder sonstige Interessierte "messen, welche Botschaften für ihr Publikum am vielversprechendsten sind, um die positive Wirkung ihrer Aufrufe zu steigern", so Doell. (APA, red, 9.2.2024)