Junge Frau am Handy, dunkler Hintergrund
Manche KI-Erkennungstools kennzeichnen Bilder als Fälschung, die eigentlich echt sind.
Spencer Platt/Getty Images

Die vom deutschen Auswärtigen Amt aufgedeckte massive russische Desinformationskampagne zeigt es ebenso wie der Fall eines Mitarbeiters, der 23 Millionen Euro an Betrüger überwies, nachdem diese eine täuschend echte KI-Kopie des CFO in einem Videocall hatten auftreten lassen: Die Gefahr von Desinformation und Onlinebetrug ist vorhanden und wird größer, die Methoden auf Basis des technischen Fortschritts werden immer raffinierter.

Wer kann uns nun noch retten? Von der Politik ist nicht viel zu erwarten: Der Digital Services Act der EU ist zwar gut gemeint, wird in der Praxis aber nicht viel fruchten, denn die Bot-Farmen sind den personell zusammengestauchten Moderationsteams bei X und anderen Plattformen überlegen. Selbst wenn ein Wille da wäre, ließe sich die Gefahr nur schwer bekämpfen. Der AI Act als Regelwerk zur Regulierung von KI ist noch nicht in Kraft. Und wenn er einmal da ist, wird die Welt wieder eine ganz andere sein. Auch die angestrebten Lösungen der Unternehmen sind bestenfalls halbgar. Von einzelnen Anbietern eingeführte digitale Wasserzeichen sind entweder für Menschen gar nicht sichtbar, oder sie können leicht entfernt werden. Gut gemeinte KI-Erkennungstools wiederum kennzeichnen manchmal Bilder als Fälschung, die eigentlich echt sind.

Somit bleibt in diesem Zeitalter der Unsicherheit, sich in Eigenverantwortung zu üben und aktiven Selbstschutz zu praktizieren. Dazu gehört in erste Linie eine gute Portion an Skepsis und Misstrauen gegenüber allem, was man online sieht. Fragen Sie sich: Wer ist der Absender der Nachricht? Kenne und vertraue ich ihm? Welche Intention verfolgt er? Auf inhaltlicher Ebene kann wiederum durch simple Web-Suchen geprüft werden, ob ein Bild oder Video bereits an anderer Stelle verwendet und nun aus dem Kontext gerissen wurde. Per KI erstellte Fake-Personen wiederum sind oft an falsch dargestellten Gliedmaßen – Finger! –, unrealistischen Gesichtszügen oder unnatürlicher Beleuchtung zu erkennen – noch. Denn was die KI heute nicht richtig darstellen kann, das wird sie schon bald problemlos beherrschen. Und dann ist es noch wichtiger als jetzt, gut informiert und auf die Gefahren unserer Zeit vorbereitet zu sein. (Stefan Mey, 9.2.2024)