Die Kommissarinnen Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) nehmen die Ermittlungen auf.
Die Kommissarinnen Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) nehmen die Ermittlungen auf.
ORF/NDR/Christine Schröder

Zu einem sonnengelben Serienerlebnis wird der Tatort nie und nimmer werden. Aber auch die Anthrazitwelt hat ihre Verlockungen. Kommen in ihr doch die Gesichter all der engagierten Schauspielstars besonders zur Geltung. Burgschauspielerin Bibiana Beglau als scheinbar glücklicher Lockenschopf, Wiebke Puls von den Münchner Kammerspielen als scharfäugige Polizeipräsidentin und natürlich Maria Furtwängler als Kommissarin unter Druck.

Rotäugige Paketdienstmitarbeiter ziehen in der Episode 1261, Geisterfahrt, ihre Bahnen durch die Stadt Göttingen, vollgepumpt mit Energydrinks. Dass da einmal etwas Schlimmes passiert, darf nicht überraschen. Tatort-Drehbücher sind dafür bekannt, dass sie die Schuld nicht einer einzelnen, moralisch verwerflichen Person oktroyieren, sondern immer auch dem System, in diesem Fall: der kapitalistisch getriebenen Logistik- und Transportindustrie.

Unschöne Arbeitswelt

Hier arbeiten Menschen als Subunternehmer (ohne Anstellung) in Doppelschichten und in Eigenverantwortung für den Zustand des Kastenwagens, den sie fahren. Dieser muss mangels Pausen auch als Toilette herhalten. Arbeitswelt in ungeschöntem Zuschnitt.

Aber es gibt sie doch, die korrupten, verantwortungslosen und gewaltbereiten Herren und Damen, die lieber eine rumänischstämmige Einzelperson vor die Hunde gehen lassen, um das System zu halten. Die ihr eigenes krankhaftes Verhalten auf Kosten anderer verleugnen. Und die vor dem "größten Arbeitgeber der Region" einknicken. Und weil Göttingen auch nur 130.000 Einwohner hat, kommen den Ermittlungen in dieser Geisterfahrt auch die Verbindlichkeiten Angeheirateter in die Quere. Für alle etwas dabei! (Margarete Affenzeller, 9.2.2024)