Handshake zwischen Putin und Biden.
Wie ehrlich es Wladimir Putin meint, weiß wohl nur er selbst.
AP/Alexander Zemlianichenko

Moskau – Für Russland wäre nach Worten von Kreml-Chef Wladimir Putin ein Sieg von Joe Biden bei der US-Präsidentenwahl der beste mögliche Ausgang. In einem Interview für das russische Fernsehen, das der Kreml am Mittwoch im Voraus auszugsweise veröffentlichte, kritisierte Putin die US-Regierung: "Ich denke, dass die Haltung der jetzigen Administration in höchstem Maße schädlich und falsch" sei. Trotzdem sei ein Sieg Bidens vorzuziehen, sagte Putin.

"Er ist der Erfahrenere, er ist berechenbar, er ist ein Politiker alter Schule." Allerdings werde Russland mit jedem Präsidenten arbeiten, den das Volk der Vereinigten Staaten wähle. Putin (71) nahm den 81-jährigen Biden auch in Schutz vor Vermutungen, dass dieser nicht mehr gesund genug für sein Amt sei. Schon bei einem Gipfeltreffen in der Schweiz 2021 habe es geheißen, dass Biden nicht mehr handlungsfähig sei, sagte Putin. "Ich habe nichts dergleichen gesehen."

Putin wünscht sich eher Biden statt Trump als US-Präsident
Video: Putin wünscht sich eher Biden statt Trump als US-Präsident
AFP

Die Äußerungen Putins passen nicht recht zur Politik Russlands in den vergangenen Jahren, die auf den Republikaner Donald Trump gesetzt hat. Trump rühmt sich seines angeblich guten Drahtes zu Putin. In dem Interview ging der Kreml-Chef auf Trumps viel kritisierte Äußerung ein, dass er Nato-Bündnispartnern mit geringen Verteidigungsausgaben im Fall eines russischen Angriffs keine amerikanische Unterstützung gewähren würde. Trump habe seine eigene Sicht darauf, wie sich das Verhältnis der USA und ihrer Verbündeten entwickeln sollte, sagte Putin. Unlogisch daran sei nur die Haltung der Europäer: "Sie wollen, dass die USA sie weiter umsonst beschützen."

Putin kritisierte zudem die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock. Die Grünen-Politikerin sei nicht nur feindselig gegen Russland eingestellt. "Sie verhält sich auch feindselig gegen das eigene Land", sagte er und bezog dies auf die Energiepolitik der Grünen. Die Grünen schürten die Furcht der Menschen vor dem Klimawandel. Seit sie aber dank dieser Angst an die Macht gekommen seien, verfolgten sie eine ganz andere Politik: In Deutschland werde jetzt mehr Energie aus Kohle erzeugt, sagte Putin. Sie würde die "wirtschaftlichen Interssen ihres Landes geringschätzig" behandeln.

Russland arbeite laut USA an weltraumgestützter Atomwaffe

Die Vereinigten Staaten haben den Kongress und die europäischen Verbündeten über neue Erkenntnisse zu russischen atomaren Kapazitäten informiert, die eine internationale Bedrohung darstellen könnten. Dies sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Mittwoch und bestätigte damit einen Bericht der "New York Times".

Die neuen Fähigkeiten stellten keine akute Bedrohung für die Vereinigten Staaten dar, sagte die Person, die anonym bleiben wollte. Die Erkenntnisse stünden im Zusammenhang mit russischen Versuchen, eine weltraumgestützte Waffe zu entwickeln. (APA, red, 15.2.2024)